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Cash oder Karte? Steht das Bargeld vor dem Aus?

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Kaum eine Debatte wird so emotional geführt wie die um das Bargeld

Das Volksbegehren „Für uneingeschränkte Bargeldzahlung“ hat es mit mehr als 500.000 Stimmen in den Nationalrat geschafft. Im Sommer vergangenen Jahres haben viele Regierungsmitglieder – allen voran Kanzler Nehammer – lautstark gefordert, dass das Recht auf Bargeld in der Verfassung verankert werden soll.

43 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher finden die Möglichkeit, bar bezahlen zu können, sehr wichtig. Im restlichen Euro-Raum sind es im Vergleich nur 27 Prozent. Dass die EU derzeit an einem digitalen Euro arbeitet, ist Wasser auf den Mühlen derjenigen, die eine Abschaffung des Bargeldes befürchten. Noch kann man in allen Ländern auch cash bezahlen, doch die Digitalisierung bei der Bezahlung schreitet weltweit voran. 

Patrick A. Hafner erlebt in Indien, dass das bevölkerungsreichste Land der Welt in Sachen Zahlen mit dem Handy sehr weit entwickelt ist. So gut wie jeder Straßenhändler akzeptiert, wenn man über QR-Code bezahlt. Möglich gemacht hat das ein indisches Sofortzahlungssystem, das 2016 entwickelt wurde. Das System, kurz UPI, Unified Payments Interface, genannt, erleichtert die Abwicklung des Zahlungsverkehrs zwischen Käufer, Händler und den Banken.

Korrespondent Patrick A. Hafner hat 2016 die Demonetisierung in Indien erlebt
ORF
Korrespondent Patrick A. Hafner hat 2016 die Demonetisierung in Indien erlebt. Über Nacht wurden dreiviertel des Bargelds für ungültig erklärt. Von den neuen Scheinen gab es zu Beginn viel zu wenig und das Geld wurde knapp.

Neben der Millionen-Metropole Mumbai ist Hafner auch in den abgelegensten Regionen des Landes unterwegs, um herauszufinden, ob man auch ohne Bargeld auskommen kann und was passiert, wenn es keinen Strom gibt, um das Smartphone zu laden?

Schweden ist eines der ersten Länder, das bald komplett bargeldlos sein könnte. Seit Jahren zahlen immer weniger Menschen damit – 2023 war es nur mehr jeder Zehnte. Michael Mayrhofer trifft Menschen, die inzwischen komplett auf Bargeld verzichten – unter anderem auch ein Priester. Die Kollekte in seiner Kirche wurde auf einen digitalen Klingelbeutel umgestellt.

Dennoch hat das Land ein Bargeldsicherungsgesetz, das seinen Bürgern jederzeit Cash garantiert, alle 25 Kilometer muss ein Bankomat verfügbar sein. Die Bedenken in der Bevölkerung wachsen vor allem in Bezug auf einen möglichen Blackout. Kurz gefragt: Wo liegen die Grenzen einer bargeldlosen Gesellschaft?

In China testet Josef Dollinger bargeldloses Zahlen im Alltag und fragt bei Finanz- und Technikexperten nach, wie die Zukunft des Zahlungsverkehrs aussehen wird. In Peking wird Cash-Zahlung zwar immer seltener, ist aber fast überall noch akzeptiert.

Korrespondent Josef Dollinger testet in einer Bäckerei in Peking das Zahlen per Gesichtserkennung
Josef Dollinger/ORF
Korrespondent Josef Dollinger testet in einer Bäckerei in Peking das Zahlen per Gesichtserkennung

Dass jede Transaktion Spuren hinterlässt und wir damit mehr und mehr zum „gläsernen Menschen“ werden, ist kein Thema in der Debatte. Anders als wir im Westen vermuten, sorgen sich die Chinesinnen und Chinesen kaum darum, durch digitales Bezahlen der Überwachung Tür und Tor zu öffnen. Es ist vielmehr die Datensicherheit, die den Menschen im Land Sorgen bereitet. Von ihrer Regierung erwarten sie sich daher vor allem Schutz vor Betrügern.