erLesene Gäste bei Heinz Sichrovsky
Investigativjournalist Florian Klenk, Kabarettist Klaus Eckel, Schriftstellerin Jessica Lind und Schriftsteller René Freund diskutieren am Dienstag, dem 5. Oktober, um 22.45 Uhr mit Heinz Sichrovsky zum Thema, warum es sich lohnt, mit Leuten zu reden, deren Meinung man nicht teilt.
So entwickelte sich zwischen Florian Klenk und Landwirt Christian Bachler aufgrund eines medialen Streits eine Freundschaft. Und daraus sogar ein Buch! In „Bauer und Bobo“ schildert Klenk die außergewöhnlichen Hintergründe: Begonnen hat es mit einer Beschimpfung. Christian Bachler, der den höchstgelegenen Bauernhof der Steiermark bewirtschaftet, schimpfte in einem Video aus dem Schweinestall über den „Oberbobo“ Florian Klenk. Der Chefredakteur des „Falter“ hatte zuvor ein Urteil gutgeheißen, das einen Bauern zu Schadenersatz verpflichtete, nachdem seine Kuh eine Frau getötet hatte. Bachler forderte Klenk auf, ein Praktikum auf seinem Hof zu machen, und der Bauer und der Bobo kamen ins Gespräch: über Klimawandel, Fleischindustrie, Agrarpolitik und Banken. Als Bachlers Hof Ende 2020 vor dem Ruin stand, fanden die beiden Freunde aus zwei Welten binnen 24 Stunden 12.829 Spenderinnen und Spender, die bereit waren, zu helfen. Aber damit war es nicht vorbei: Auch Bachler hatte jetzt die Möglichkeit, in Klenks beruflichen Alltag einzutauchen – mit einem Praktikum beim „Falter“.
Jessica Lind, Dramaturgin, Autorin und nicht zuletzt ORF-III-„Writer in Residence“-Gewinnerin 2015 veröffentlichte soeben ihr Debüt: „Mama“, ein Buch über Mutterschaft gepaart mit subtilem Horror. Amira wünscht sich ein Kind. Als sie schwanger wird, gesellen sich Ängste und Sorgen zu ihrer Vorfreude. Wie wird die Mutterschaft sie verändern? Ein Ausflug zur abgelegenen Waldhütte ihres Partners Josef bringt nicht die ersehnte Entspannung: Rätselhafte Begegnungen häufen sich, Raum und Zeit scheinen außer Kraft und Amira weiß nicht, ob sie ihrer Wahrnehmung noch trauen kann. Was ist Traum, was Realität? Zwischen tiefer Verunsicherung und inniger Mutterliebe beginnt ein Ringen um Selbstbehauptung und Unabhängigkeit – denn der Wald scheint seine Gäste ungern wieder freizugeben …
Gespenstische Begegnungen hatte auch Kabarettist Klaus Eckel. Zu diesem haben in Zeiten des Lockdowns Gegenstände zu sprechen begonnen. Er war nicht überrascht, sondern hat ein Buch daraus gemacht. „AllerDings“ lautet der Titel – darin erzählt Eckel wie er im Selfstorage umherwanderte und ihn plötzlich ein Kugelgrill ansprach. Aber nicht metaphorisch, sondern tatsächlich. Danach auch noch ein dementer Kühlschrank, ein zwielichtiger Rollkoffer und eine gekränkte Jogginghose. Um nur einige zu nennen. Unzählige aussortierte Gegenstände, jahrelang stumme Diener unseres Alltags: Sie hatten viel Zeit, uns zu beobachten. In diesem Buch packen sie erstmals tabulos über uns Menschen aus.
Noch mehr Inspiration aus Quarantäne und Co. schöpfte René Freund: In „Das Vierzehn-Tage Date“ erzählt er eine Beziehungsgeschichte in Zeiten von Corona. Corinna ist das Tinder-Date von David. Die beiden haben einander aus lauter Langeweile getroffen – coronabedingt bei ihm zu Hause. Sie ist Kellnerin und wegen der Lokalsperren arbeitslos. Außerdem ist Corinna unordentlich, trinkt, raucht und stopft sich mit Junkfood voll. David ist Musiklehrer und Veganer. Klar, dass die beiden nicht füreinander bestimmt sind. Nach einer gemeinsam verbrachten Nacht, an die sich Corinna wegen einer Flasche Wodka nicht mehr erinnern kann, sind die beiden froh, einander nie wieder sehen zu müssen. Als sich jedoch herausstellt, dass der Bote, der ihnen Pizza gebracht hat, mit dem Virus infiziert war, müssen die beiden in Quarantäne. Zwei Wochen gemeinsam statt einsam ...