Aktuell am Spielplan des Burgtheaters: „Dschabber“ von Marcus Youssef
ORF III
Aktuell am Spielplan des Burgtheaters: „Dschabber“ von Marcus Youssef

„Dschabber“ im Burgtheater

Das Tragen des Hidschab und häusliche Gewalt – eingebettet in eine konfliktreiche Liebesgeschichte zwischen zwei Teenagern – sind die Themen eines Theaterstücks im Vestibül des Burgtheaters. Radmila, Sudinaz, Selina, Miodrag, Efekan und Marko von Potenzial Jugend des Vereins T.I.W. erlebten die Aufführung recht unterschiedlich. Was blieb wem wie in Erinnerung? Welche Meinung haben die Jugendlichen zu den aufgeworfenen Fragen?

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Das Kopftuch

Es gab einmal ein Mädchen namens Fatima und einen Jungen namens Jonas. Fatima trägt ein Kopftuch und wird deswegen von ihren Mitschüler/innen so behandelt, als würde sie nicht dazugehören. Jonas hat sich nach einiger Zeit in Fatima verliebt und wollte sie ohne Kopftuch sehen, als sie einen Videochat gemacht haben. Sie nimmt das Kopftuch dann ab und er macht, ohne dass sie es weiß, einen Screenshot. Am nächsten Tag hat er das Bild ausgedruckt und wollte es ihr schenken. Er hat auch etwas auf die Rückseite geschrieben: „Ein schönes Mädchen …“. Fatima wurde böse, weil er das Bild gemacht hat ohne ihr Bescheid zu geben und hatte Angst, dass er es weiterzeigt. Jonas meinte daraufhin, dass er es nur gut meint und dass er es keinem gezeigt hat und hat dann das Bild vor ihren Augen zerrissen.

Dann hat sie ihn wegen seinem Vater angesprochen, der im Gefängnis ist. Das hat ihn verletzt und sie haben sich gestritten. Er war so wütend, dass er danach das Bild von Fatima veröffentlichte. Dann hat sie es gesehen und auch ihre Eltern haben es gesehen. Fatimas Eltern sind sehr streng, vor allem wenn es um Jungs geht, weil es sozusagen ihre Religion betrifft. Dann haben sie sie bestraft, Hausarrest hatte sie dann. Jonas und Fatima hatten eine sehr lange Zeit keinen Kontakt mehr. Nach ein paar Monaten hat sich Jonas wieder bei Fatima gemeldet und sie hat ihn zwei Tage ignoriert. Danach hat sie ihm geantwortet. Jonas und Fatima haben sich am nächsten Tag in der Schule gesehen und haben sich versöhnt.

Das Theaterstück war für mich sehr interessant, weil es heutzutage noch immer sowas gibt, solche rassistischen Menschen, die zum Beispiel Frauen diskriminieren wegen ihrem Kopftuch, für das sie nichts können. Ich finde, dass man das Kopftuch einfach normalisieren sollte, weil es egal ist, welche Religion man hat und was man trägt.

Autorin: Radmila

Wir sind alle gleichberechtigt und gleich viel wert!

Ich hab mir gedacht, der Raum ist viel größer. Ihr kennt ja ein richtiges Theater, das ist groß. Der Raum war aber viel kleiner. 60 Sitzplätze, es kam mir aber so vor, als wären es sogar nur 30. Ich hab ihn cool gefunden, eigentlich. Klein und fein, wie so ein kleines Häuschen zum Wohlfühlen.

Die Schauspieler_innen haben alle sehr unterschiedlich und interessant ausgeschaut. Die Gesichter. Die Mädels komplett, die Burschen eigentlich auch. Aber ich fand die Mädels viel interessanter. Wie sie die Rolle spielen und wie selbstsicher sie sich auf der Bühne gefühlt haben. Ich fand eigentlich die Personen des Stücks am spannendsten, nicht so den Inhalt.

Fatima und Jonas, die Hauptpersonen des Stücks, wurden dreimal verdingslt – ich weiß einfach kein Wort dafür. Es gab 3 Fatimas und 3 Jonas, die alle die gleiche Rolle spielten zur gleichen Zeit. Sie haben alle den gleichen Text gesprochen, aber abwechselnd, einer nach dem anderen. Manchmal hat es mich irritiert, eher am Anfang. Aber dann war es fast normal. Für mich hat es nichts bewirkt, aber ich denke, dass dahinter doch was steckt, dass es auf die Zuseher_innen mehr einwirkt. Weil das Thema wichtig ist und sich die Mädchen, die Hidschab tragen, in unserem Land wohler und sicherer fühlen sollen.

Ich fand das Theaterstück gut, ich würde es empfehlen, denn es ist sehenswert und man kann dabei auch was lernen. Wenn man zum Beispiel schlecht über Leute denkt, dann aber weiß, wie sie sich fühlen, dass man dann umdenkt, dass ein Gedankenwechsel passiert. Dass man eine andere Sichtweise bekommt und die Menschen anders sieht und sie vielleicht auch ein bisschen besser versteht.

Zum Abschluss: Wir haben uns heute noch den Trailer der deutschen Aufführung von Dschabber angeschaut und ich finde, das Wiener Stück war aber besser. Falls du das auch anschauen magst: youtube

Autorin: Selina

Bühne Oida! "Dschabber" im Burgtheater
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Bühne Oida! "Dschabber" im Burgtheater

Verwirrend, aber inhaltlich okay

Die Schauspieler_innen waren gut, die haben gut gespielt. Das Problem war nur, ich hab fast nichts verstanden, wo Jonas und Fatima geredet haben, weil es undeutlich war. Die Lehrerin und Melissa habe ich aber gut verstanden.

Drei Jonas und drei Fatimas waren komisch für mich. Ich schau auf jemanden, weil sie redet. Auf einmal redet andere Fatima, dann anderer Jonas. Das war verwirrend.

Warum hat Fatima das Kopftuch beim Videochat runtergenommen? Sie sollte es doch nicht tun wegen Religion. Sie weiß ja, dass ihre Familie anstrengend ist. Wenn Jonas und Fatima sich schon zwei oder drei Jahren kennen würden, dann wäre es okay. Weil dann kennt Fatima Jonas schon. Aber er hat etwas Schlechtes getan und ihr Foto auf Instagram gepostet.

Inhaltlich hat mir das Theaterstück gefallen. Ich empfehle es für Leute unter 60 und über 15.

Autor: Efekan

Mein erstes Mal im Theater

Ganz ehrlich, ich weiß nicht mehr viel. Das einzige, worüber ich mir Gedanken gemacht habe, ist, dass die Schauspieler/innen gut geschauspielert haben. Das verbessert das Theater, also das Stück, weil wenn man besser schauspielert, dann hat man mehr Aufmerksamkeit. Das heißt, sie haben dadurch etwas mehr von meiner Aufmerksamkeit gehabt. Das Stück, die Geschichte hat mich nicht interessiert, weil es für mich ein langweiliges Thema war: Rassismus gegenüber einer Kopftuchträgerin. Man muss jetzt nicht eine Stunde lang sich etwas anschauen, um sich eine Meinung zu machen. Nämlich, dass es falsch ist, dass man Menschen dafür hasst, dass sie anders sind. Man kann auch einfach nachdenken und dann hat man schon seine Antwort, und zwar die eigene Meinung. Man muss jetzt nicht jemanden hassen, wenn er nur anders ist. Das macht keinen Sinn. Das ist aber meine Meinung. Ich möchte euch nur sagen, man muss sich nichts anschauen, das dir eine Meinung sagt. Du schaust dir das Thema an, dann hast du schon eine Meinung: deine Sicht.

Ich war das erste Mal im Theater. Vielleicht werde ich wieder einmal ins Theater gehen, aber es kommt aufs Thema an. Vielleicht wenn das Stück eine sehr interessante historische Person enthält, zum Beispiel Albert Einstein oder Nikola Tesla. Er hat herausgefunden, wie man Wechselstrom einfach verwenden kann. Früher wusste man das nicht, es war eine gefährliche Art von Strom. Er hatte viele Ideen, die er aber nicht durchsetzen konnte.

Autor: Marko

Bühne Oida! "Dschabber" im Burgtheater
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Bühne Oida! "Dschabber" im Burgtheater

Liebesgeschichte

Am Anfang, als das Theater begonnen hat, war ich gespannt. Ich fand das Thema wirklich gut, das Rassismus-Kopftuch-Thema. Warum? Erstens, wir waren dort viele Jugendliche und manche wissen gar nichts von Rassismus und haben dort viele Informationen bekommen. Zweitens, weil ich mich dafür interessiere.

Kompliziert war, dass Fatima und Jonas dreifach gespielt wurden. Nachher habe ich es eh so langsam, langsam verstanden, aber am Anfang war es wirklich kompliziert.

Es gab auch eine Liebesgeschichte. Von Hass wird Liebe, sozusagen. Die haben sich ja zuerst gegenseitig gehasst. Und nach ein paar Tagen haben sie sich langsam, langsam gut verstanden. Nach einer Weile hatten sie gegenseitig so Gefühle. Zuerst war es Hass und nach einer Weile verlieben sie sich. Nach einer Zeit hat Fatima einen Fehler gemacht – das sag ich jetzt nicht, soll ein Geheimnis bleiben, wenn du auch hingehen magst – und dann haben die Streitereien wieder begonnen. Wegen dem Fehler, was sie gemacht hat, haben es auch ihre Eltern herausgefunden und Fatima hatte Computerverbot.

Also, ich würde es jedem einzelnen empfehlen, das Theaterstück anzuschauen. Ihr werdet es nicht bereuen!

Autorin: Sudinaz

Bühne Oida! "Dschabber" im Burgtheater
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Bühne Oida! "Dschabber" im Burgtheater

Die Fatima und ihr Hidschab

Ich war das erste Mal nach langer Zeit in einem Theater, das letzte Mal war ich in der Volksschule in einem Theater. Ich habe nicht gewusst, was passieren wird, war am Anfang skeptisch, ob das ein gutes Theaterstück ist und ob es mir gefallen würde.

Im Theaterstück ging es um Fatima und Jonas. Die Fatima und der Jonas mochten sich am Anfang nicht, doch nach einer gewissen Zeit fingen sie an, sich gegenseitig zu interessieren.

Fatimas Eltern sind sehr streng zu ihrer Tochter, weil ihre Religion auch sehr streng ist mit sehr vielen Regeln. Fatima hat ein Kopftuch, einen Hidschab. Fatima konnte das Kopftuch aus religiösen Gründen nicht abnehmen, weil sie ihre Haare nicht zeigen darf. Wieso eigentlich?

Fatima fragt ihre Eltern nach einem Laptop für die Schule, aber dabei will sie ihn nur zum Schreiben von Nachrichten an Jonas. Danach hat Fatima geträumt, wie sie und Jonas sich knapp vor ihrem ersten Kuss befinden. Danach ist Fatima aufgewacht mit blassem Gesicht.

Jonas hat vorher beim Chatten alles gescreenshottet, als Fatima ihr Kopftuch abgenommen hat. Fatima hat das nicht gewusst. In der Schule dann zeigt Jonas ihr das Foto. Und als Fatima das Foto sieht, wird sie wütend und spricht mit Jonas sehr laut. Dann hat Fatima unabsichtlich was von Jonas Vater geredet. Jonas ist dann auch durchgedreht und nach einer langen Diskussion erzählt Jonas das von seinem Vater. Und zwar ging es darum, dass der Vater vom Jonas ins Gefängnis gekommen ist, weil er seine Frau geschlagen hat. Jonas hat dann die Vertrauenslehrerin gefragt, warum sie die Geschichte von seinem Vater weitererzählt hat. Jonas war sehr aggressiv und kurz davor, die Vertrauenslehrerin zu schlagen. Das war ein stiller Moment für mich, weil man da nicht weiß, was man dazu sagen soll. Jonas hat die Lehrerin aber nicht geschlagen, sondern er hat stattdessen in eine Holztreppe mit dem Fuß ein Loch geschlagen. Es war sehr laut. Ich war kurz davor mir die Ohren zuzuhalten. An diesem Tag ist der Vater vom Jonas vom Gefängnis freigelassen worden und da wollte der Vater von Jonas sich mit Jonas treffen. Jonas war am Anfang skeptisch und dann entschied er sich doch, seinen Vater zu treffen.

Am nächsten Tag in der Schule hat er alles Fatima erzählt und sie freute sich darüber.

Fatima wurde von drei Schauspielerinnen dargestellt. Jonas wurde auch von drei Schauspielern dargestellt. Die drei Fatimas und die drei Jonas waren aber jeweils eine Person. Ich denke, dass die drei Fatimas drei Teile einer Person sind, die einen unterschiedlichen Charakter haben. Genauso ist es auch bei Jonas.

Nach dem Theaterstück wurde noch ein Publikumsgespräch veranstaltet. Die Schauspieler_innen und die Regisseurin erzählten, wie sie auf das Stück gekommen sind. Und nachdem sie alles erzählt hatten, durfte man Fragen an die Regisseurin oder die Schauspieler_innen geben.

Ich hatte genug Platz und meine Beine konnte ich auch genug ausstrecken.

Ich weiß nicht, ob ich es dir empfehlen soll, jeder hat einen anderen Geschmack, eben seinen eigenen Geschmack, aber ich persönlich fand das Theaterstück interessant, die Geschichte wurde vom Entwickler gut erfunden und geschrieben.

Autor: Miodrag

„Bühne Oida!“ - eine Initiative von ORF III Kultur und Information in Zusammenarbeit mit der Plattform Social City Wien und dem Verein T.I.W.-Training, Integration & Weiterbildung.

Für ORF III betreut Emily Erhold die Jugendinitiative.

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