Das Geläut zu Speyer

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Das Geläut zu Speyer

Ludwig Senfl (um 1490–1543)

Nun kumbt hierher all
und helft mir einmal,
in diesem Saal,
wem’s Läuten g’fall’
und siecht an bald,
treibt wenig G’schall,
Gling, glang …

Nit irret mich,
sunst hör’ auf ich.
Flux fuder dich.
Gling, glang…

Ich mag nicht läuten lang.
Gling, glang …

Bitt’ ich mir sag’,
was ist für Tag,
dass man so läut’.
Gling, glang …

Solch’s G’läut macht mich betör’n,
ich mag mich selbst nit hörn.
Schau’ eben auf,
zeuch gleich mit auf.

Gling, glang …
Nun läut’ zam
in Gottes Nam.
Wer kommen will,
darf G’läuts nit viel,
mag hertreten
ungebeten
zue der Metten.

Gling, glang …
Lasst mehr angeh’n,
da müsst ihr zue mir herstehn,
Gling, glang …

Mit unsern Glocken
lasst zammenlocken,
ziecht unerschrocken.
Gling, glang …

Wiewohl zwar Andacht bloß
Gott’sdienst ist groß
geet über ’s G’läut’
am Kirchtag heut’.
Gling, glang …

Die Schüler kommen
schon, Glocken brummen
habt viel Singens,
gilt Anbringens,
so Pfarrer aufsteht,
gen Opfer geht.

Kumbt her all, kumbt her,
und helft mir, Mesner.
Ziecht an, ziecht an,
wehr mag und kann.
Zue dem Fest,
tue das Best’.
Drumb ich bitt’,
spar euch nit.
Jedermann
soll hergon.

Lasst aufgahn,
nicht klagt’ an,
noch nicht fliecht,
ziecht an, ziecht,
streckt die Arm’,
macht euch warm.
Gling, glang …

So Hans und Paul,
ziecht seid nit faul.
Wie schnauft ihr mit dem Maul?
Gling, glang…

Nit ziecht so schnell,
so klingt’s baß hell.
So fein greift drein.
Gling, glang, mar mir maun, bum…

Nun läut’ zammen
in Gott’s Namen,
Wer will kummen,
hat’s vernummen.
An dem Fest heut’
hab’ wir lang g’läut.
Mur maun.

Mur, maun…
Nun kumbt, ihr Knaben all,
greift an und läut’ einmal,
dass Glock’ schall’.
Mar mir mur maun…

Streck’ an, streck’ an,
was ein jeder mit der Macht kann.
Mar mer mur maun, gling, glang …

Seht zue mit
und klenkt mit.
Mur maun, gling glang …

So läut’ guet Ding,
dass’s tapfer kling’,
Maus, her an Ring,
das Opfer bring’,
weil man das Amt singt.
Mar mer mur maun.

Mir, mur, maun…
Ziecht an, lieben gesellen,
die mit mir läuten wöllen.
Mir, mur, maun,
Nu zue diesem Fest
tuet allsambt das Best’,
nehmt hin Strick’ und Seil,
zeicht an resch, mit Eil’.
Mur maun …

So tuet zammsteh’n,
lasst’s wohl aufgeh’n,
dass so viel zwen.
Gling glang …

Jan’s auch anfang’s.
Jetzt klingt’s wohl und geht ganz recht.
So, so mein Knecht.
Mur maun…

Hui, nun läut’ zusamm
in Gottes Nam’.
Wer kumbt, der kumbt,
Hans, tue dich munter umb,
dass Glock’ entbrumm
und schau’ mit zue,
dass’s Seil nit brechen tue.
Mur maun …