Von Schotterschiffen zur Seebühne
Im Jahr 1 nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Schrecken des Krieges im kollektiven Gedächtnis eingebrannt waren und die Menschen sich nach Schönheit sehnten wurden sie ins Leben gerufen. Angefangen hat alles relativ bescheiden.
Zwei dekorierte Kieskähne dienten 1946 im Bregenzer Gondelhafen als schwimmende Bühne für Orchester, Ballett und für die Mozartoper „Bastien und Bastienne“. Auf einfachen Bierbänken auf der Seepromenade saß das Publikum.
Wer hätte damals beim Betrachten der „Kieskahn“-Aufführung gedacht, dass die Bregenzer Festspiele bis heute jeden Sommer 200.000 Menschen in ihren Bann ziehen werden? Wahrscheinlich niemand. 75 Jahre später weiß man, es ist die größte Freilichtbühne der Welt daraus entstanden.
Ihre Existenz verdanken die Bregenzer Festspiele einer Bürgerinitiative. Damals hatten die französischen Alliierten im Ländle eine provisorische Stadtregierung eingesetzt. Die Grenzen nach Deutschland und in die Schweiz waren geschlossen, die Brotrationen mager, und doch war die „Kalorien“-Situation durch die nahe Schweiz besser als im viergeteilten Wien. Grund genug für Staatsoperntänzer und Regisseur Kurt Kaiser, nach Bregenz zu ziehen.
Mit nur 1000 Mark Förderung ruft er die Vorarlberger Landesbühne ins Leben, spielt in Gasthäusern und Pfarrsälen. Mit Hilfe des Kultur- und Bundesrats Eugen Leissing und des Verkehrsvereinsleiters Adolf Salzmann werden Stadtverwaltung und Franzosen vom Fremdenverkehrsaspekt einer Festspielwoche überzeugt.
Nach der Corona-bedingten Zwangspause im Vorjahr freuen sich Veranstalter wie Publikum umso mehr auf das Jubiläums-Programm. Eröffnet wird mit einer der berüchtigtsten historischen Figuren im Festspielhaus, dem römischen Kaiser Nero.
In Arrigo Boitos opulenter Oper aus dem Jahr 1924 tritt er als schillernde Gestalt auf. Verdis schaurig-schönes Meisterwerk „Rigoletto“, in der spektakulären Inszenierung von Philipp Stölzl wird auf der Seebühne gezeigt. Der „KulturMontag“ mit einer Zeitreise.
TV-Beitrag: Markus Greussing