
Seiji Ozawa, zurück in Japan
Seiji Ozawa war schon zu Lebzeiten eine Dirigentenlegende. Er lernte bei Leonard Bernstein und Herbert von Karajan und leitete als erster Asiate ein großes westliches Orchester - das renommierte Boston Symphony Orchestra, an dessen Spitze er nahezu 30 Jahre lang stand.

Der japanische Maestro machte den Klangkörper zu einem der berühmtesten Ensembles ganz Nordamerikas, öffnete das Tanglewood Festival einem breiten Publikum und war Namensgeber der Seiji Ozawa Hall, die 1994 als Sommerquartier des Boston Symphony in Tanglewood erbaut wurde.

Mit seinem Wuschelkopf, den roten Turnschuhen und der Baseballkappe entsprach Seiji Ozawa nie dem Klischee eines „klassischen“ Musikers. Seinen Stil hat er Zeit seines Lebens nicht abgelegt, auch wenn er im hohen Alter etwas weniger ausgefallen wirkte als in den 1970er Jahren.

Auf Ehrenbezeugungen legte Ozawa, der von 2002 bis 2010 als Musikdirektor der Wiener Staatsoper tätig war, keinen großen Wert - wichtiger war ihm seine Liebe zur Musik mit anderen zu teilen, weshalb er auch viel Energie in Akademien zur Förderung von jungen Nachwuchsmusiker:innen steckte. Nach seiner Krebserkrankung musste Seiji Ozawa beruflich kürzertreten, konnte nicht mehr ständig unterwegs sein und kehrte schließlich endgültig nach Japan zurück.

In dem von Olivier Simonnet gestalteten Porträt, das den Lebensweg des Ausnahmedirigenten mit großer Achtsamkeit und Bewunderung nachzeichnet, spricht Ozawa über Asien, die Entdeckung des westlichen Repertoires in Japan, große Komponisten und natürlich über die Weitergabe seines Könnens. Dabei wird auch das gespaltene Verhältnis des Künstlers zu seinem Heimatland deutlich: Seiji Ozawa, der heute als Nationalheld gefeiert wird, war früher ein Outsider, der mit seinen Ansprüchen und seiner Freiheitsliebe in Japan aneckte.
Regie
Olivier Simonnet
Links:
- Seiji Ozawa (Wikipedia)
- Wiener Philharmoniker
- Boston Symphony Orchestra
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