Der Hochalpgeist von Berwang

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Als es um die Heiterwanger Hochalpe bei Berwang noch ruhiger war und die Hirten und Bauern die auffälligen Geräusche in der Natur zu deuten wussten, soll ein Geist in Gestalt eines Senners dort sein Unwesen getrieben haben. Wenn sich in der Nacht die große Stille über das Gebirge legte, begann der Unruhige sein Werk. Man hörte ihn in Holzschuhen aus- und einlaufen, im Keller rumoren und Holz hacken, im Stall beim Vieh fluchen und schimpfen, ja sogar weinen. Bei der größten Finsternis ließ er mitunter die Tiere von den Ketten los oder verwickelte diese so, dass man das Vieh nur mit geistlicher Hilfe wieder losbringen konnte. Waren die Rinder nachts auf der Weide, jagte der unselige Geist manches Tier über die höchsten Felsen hinunter.

Max Müller mit Fernglas
ORF
Max Müller sucht die Gegend mit seinem Fernglas ab

Im Winter litten die Holzknechte unter seinem Schabernack. Beim Kochen der abendlichen Mahlzeit konnte er ihnen unvermittelt das Feuer auslöschen oder die Hüttentür verrammeln, sodass die sonst unerschrockenen Männer Angst bekamen und beim Dach oder Fenster hinaus mussten. Die Äxte trieb er ihnen in den Hackstock, selbst mit größter Anstrengung brachten die Männer sie nicht mehr heraus. Selbst die schlauen Jäger foppte der unerlöste Senner. Kaum hatten sie in der Alphütte ihr Nachtlager aufgeschlagen, begann er draußen zu schießen, als triebe eine Wildererbande ihr unsauberes Handwerk.

Glaubten die Einheimischen früher fest an diesen Geisterspuk, so verlor sich in späterer Zeit seine Spur und heute hört man auch vom Hochalpgeist nichts mehr.

Max Müller in Natur
ORF