
Rilke - Du musst dein Leben ändern!
„Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt.“ Eine Zeile aus „Der Panther“, dem wohl berühmtesten Gedicht von Rainer Maria Rilke. Kaum ein anderer Lyriker hat einprägsamere Verse geschrieben, kaum ein anderer Lyriker ist weltweit populärer. Selbst 150 Jahre nach seiner Geburt wird er kultisch gefeiert, scheint uns die großen Fragen des Lebens zu offenbaren.

Lady Gaga hat sich seine Verse auf den Oberarm tätowieren lassen, der K-Pop Sänger Jimin malt sie sich auf die Brust, dem Frontman von U2, Bono, ist er ebenso Inspiration wie der mehrfachen Grammy-Preisträgerin Rosanne Cash. Was machte ihn zu einem Wissenden, wieso ist die Faszination, die er ausübt, ungebrochen?

Seinen Film, der in Zusammenarbeit mit dem ORF entstand, komponiert der Regisseur Thomas von Steinaecker zum Bildgedicht und holt Rainer Maria Rilke in die Gegenwart.

Rilke: das manisch-depressive Genie, umschwärmt, getrieben und vielfach verzweifelt, stets auf der Suche nach dem Genius Loci, wechselte er ständig Länder und Wohnsitze. Das machte den 1875 in der k.u.k.-Monarchie Geborenen zum Europäer par excellence. Seine Geburtsstadt Prag, Russland, Paris, Schloss Duino nahe Triest und das schweizerische Wallis sind wichtige Stationen seiner obsessiven Sinnsuche. Antworten auf die großen Fragen des Lebens erhoffte er sich in alternativen Lebensformen und in Spiritualität. Auch an Séancen nahm er teil. Getrieben ist er auch auf der Jagd nach dem erotischen Kick, sucht bei zahllosen Frauen den Musenkuss.

Seine Ehe mit der Bildhauerin Clara Westhoff bleibt nicht viel mehr als eine Episode, das Projekt einer bürgerlichen Existenz scheitert kapital. Eine wichtige Frau in seinem Leben ist seinen Mäzenin Marie von Thurn und Taxis, die ihm ihr Schloss Duino als Wirkstätte zur Verfügung stellt. Doch an seinem dort begonnen Hauptwerk den „Duineser Elegien“, die die Summe seines Schaffens werden sollten, wäre er fast gescheitert.

Thomas von Steinaecker erzählt in seinem Film, wie Rilke über ein Jahrzehnt um dessen Vollendung ringt und wie er verzweifelt nach Inspiration sucht. Erst als er sich in das Schweizer Wallis zurückzieht und die Verbindungen zur Alltagswelt kappt, gelingt ihm ein kaum noch erwarteter Schaffensrausch. So vollendet Rilke in kürzester Zeit ein Jahrhundertwerk. Kurz darauf stirbt er. Und wird als Dichter und Lebensratgeber zur Ikone für die nachfolgenden Generationen.