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Was wollen katholische Randgruppen auf „Corona-Demos“?

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Katholische Randgruppen auf „Corona-Demos“ | Katholisch und schwul in Österreich | Hilfe für Haftentlassene | Kirchenverkauf in der Türkei

„Märtyrer“ mit Rosenkranz? Was wollen katholische Randgruppen auf „Corona-Demos“?

Sie machen Front gegen die Corona-Schutzmaßnahmen der Regierung, lehnen Maskenpflicht und Impfungen ab, ebenso wie die Eintrittsbeschränkungen in Handel und Gastronomie, Abstandsregeln und Quarantäne.

Sie glauben, das Coronavirus sei vergleichsweise harmlos, die Zahlen zum Infektionsgeschehen würden von Regierung und Medien verfälscht und Impfschäden verheimlicht werden: An den „Corona-Demonstrationen“ nehmen auch Katholikinnen und Katholiken teil.

Viele von ihnen tragen Marienbilder und Herz-Jesu Darstellungen vor sich her, und die österreichische Flagge, oft mit der Aufschrift „Österreich betet“. Vor jeder Demonstration in Wien versammeln sie sich zum Rosenkranzgebet vor der Karlskirche, singen das Ave Maria, ein Teil des Liedguts wird auf Lateinisch vorgetragen.

Es ist klar: Hier handelt es sich um einen überschaubaren, ultrakonservativen Teil der heimischen Katholikinnen und Katholiken, der sich in den Jahren der Pandemie um den Aktivisten Alexander Tschugguel mit seinem „Katholischen Widerstand“, aber auch um andere Gruppierungen wie „Österreich betet“ versammelt hat.

Ihre Kritik richtet sich dabei nicht nur gegen den Staat, sondern auch gegen die katholische Kirche, den Wiener Erzbischof, den Papst, die allesamt beschuldigt werden, sich an einem – wie sie sagen – „üblen Spiel der Regierungen“ und der Errichtung eines „totalitären Systems“ zu beteiligen.

Sie selbst hingegen fühlen sich als verfolgte, aber glaubensstarke Minderheit, manche sogar als „Märtyrer“. Wie also „ticken“ diese Menschen, was bewegt sie und was erwarten sie sich von ihren Aktionen?

Ein „Orientierung“-Team hat sich in Wien am Rande einer Corona-Kundgebung umgehört, war beim allwöchentlichen Rosenkranzgebet vor der Minoritenkirche und hat mit einem Experten – dem Theologen Gunter Prüller-Jagenteufel – gesprochen.

Bericht: Peter Beringer, Länge: 6 Minuten

Schwieriges Outing: Katholisch und schwul in Österreich

Vergangene Woche haben sich in Deutschland 125 Mitarbeitende der römisch-katholischen Kirche mit der Aktion #OutInChurch zu ihrem „Queersein“ bekannt. Eine begleitende Petition – gegen die Diskriminierung von queeren Menschen in der katholischen Kirche – haben innerhalb weniger Tage fast 100.000 Menschen unterzeichnet.

Doch was tut sich in Österreich: Wie gehen homosexuelle Priester und Laien im Dienst der Kirche hierzulande mit ihrer sexuellen Orientierung um? Ein „Orientierung“-Team hat zwei Männer getroffen, die ihr Schwulsein ganz unterschiedlich leben: Einer ist Priester, er will anonym bleiben und „outet“ sich nicht.

Der andere, Florian Baumgartner, ist Pastoralassistent in der Pfarre Brunnenthal bei Schärding in Oberösterreich und bekennt sich offen – auch in Publikationen – zu seiner Homosexualität. Anders als es das kirchliche Dienstrecht in Deutschland nahelegt, das als vergleichsweise „strenger“ beschrieben wird, dürfte er keine Konsequenzen von Seiten der Diözesanführung in Linz zu befürchten haben.

Bericht: Klaus Ther, Länge: 5 Minuten

Hilfe für Haftentlassene: Erzdiözese Wien bietet Unterstützung nach Rückkehr aus dem Gefängnis

„Nach vier Jahren haben sie mir meine Tasche gegeben und auf Wiedersehen gesagt. Wenn ich meine Schwester nicht gehabt hätte, die mich abgeholt hat – und den Verein für Integrationshilfe – da hätte ich ziemliche Probleme gehabt“, erzählt ein junger Wiener.

Im vergangenen Juni, nach viereinhalb Jahren Gefängnis – wegen Drogenbesitzes und Drogenhandels – ist er ohne Resozialisierung aus der Haft entlassen worden. Unterkunft und Unterstützung hat er beim Verein für Integrationshilfe gefunden.

Seit rund 50 Jahren bietet der Verein der Erzdiözese Wien haftentlassenen Männern die Möglichkeit, unkompliziert und unbürokratisch, innerhalb von nur einem Tag in eine von insgesamt 28 Wohnungen einzuziehen.

Dort können sie, um wenig Geld, solange bleiben, bis sie eine Arbeit und eine eigene Wohnung gefunden haben. Was in den Jahren der Corona-Pandemie schwieriger geworden ist: weniger Kontakt zur Außenwelt, seltene Freigänge, deutlich reduzierte Resozialisierungsprogramme – die Wege aus der Haft in ein „Leben danach“ scheinen hürdenreicher als noch vor wenigen Jahren zu sein.

Bericht: Zoran Dobrić, Länge: 9 Minuten

Spendenkonto: „Verein für Integrationshilfe“, Bankhaus Schelhammer & Schattera; BLZ 19190, IBAN: AT521919000000196378, BIC: BSSWATWW

Der 1972 von der Erzdiözese Wien gegründete Verein für Integrationshilfe erhält sich durch Förderungen und Subventionen aus dem Justizministerium, durch Beiträge der Bewohner und freiwillige Spenden.

Die Erzdiözese Wien stellt nach wie vor die personellen Ressourcen und eine Beratungsstelle in der Blutgasse.

Kirchenverkauf in der Türkei: Oppositionspolitiker will gegen Verkauf christlicher Kulturgüter vorgehen

Der Verkauf christlicher Kulturgüter müsse verhindert werden, dazu rief der armenisch-türkische Abgeordnete Garo Paylan den türkischen Kulturminister erst vor wenigen Wochen auf.

Der Hintergrund: Derzeit werden eine syrisch-orthodoxe Kirche in der südostanatolischen Stadt Mardin und eine armenisch-orthodoxe Kirche in der westanatolischen Stadt Bursa auf dem Immobilienmarkt zum Verkauf angeboten. Ähnliches wird mehrfach auch aus den vergangenen Jahrzehnten berichtet und hat in den Reihen der christlichen Minderheit im Land immer wieder für Unruhe gesorgt.

Der aktuelle „Orientierung“-Beitrag führt nach Mardin nahe der syrischen Grenze. Eine für Christinnen und Christen traditionsreiche Region, wie ja viele Gebiete in der heutigen Türkei. Und nicht nur syrisch-orthodoxe Christen in Mardin führen ihre Ursprünge auf frühchristliche Gemeinden in Kleinasien zurück.

Die in Mardin zum Verkauf stehende Kirche dürfte solch ein Zeugnis des frühen Christentums sein – sie ist rund 1700 Jahre alt. Im Interview mit der „Orientierung“ erklärt Garo Paylan, Abgeordneter der oppositionellen Demokratischen Partei des Volkes (HDP), die Geschichte der Enteignung von christlichem Eigentum und seine Bestrebungen, dem Verkauf von christlichen Gotteshäusern einen Riegel vorzuschieben.

Bericht: Sabine Küper-Büsch, Thomas Büsch; Länge: 7 Minuten

Moderation

Sandra Szabo

Redaktion

Norbert Steidl