Orientierung

Stola und Lederjacke – Das Leben des „Rockerpriesters“ Guy Gilbert

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Dicke Silberringe, selbst gedrehte Zigaretten und Lederjacke: Der heute 86-jährige „Altrocker“ Guy Gilbert ist katholischer Priester.

Ein Moment, den er sichtlich genießt und dem er meist auch ein paar derbe Ausdrücke nachschiebt. Dabei spielt Guy Gilbert, der in seiner Heimat Frankreich weithin bekannt ist, mit seinem Image als wilder Rocker. Das nämlich hilft ihm bei seiner selbstgewählten Lebensaufgabe: Seit nun rund fünf Jahrzehnten versucht er mit Erfolg, Jugendliche und junge Erwachsene von der „schiefen Bahn“ zu holen und zurück in ein Leben mit Zukunft zu führen.

Zu einem seiner Silberringe sagt er selbst: „Ich fand einen Burschen um zwei Uhr früh auf der Straße. Ich habe ihm geholfen, seine Mutter wiederzufinden, die Prostituierte war – er hat mir später diesen Ring gegeben, in Notre-Dâme in Paris. Das war vor mehr als einem halben Jahrhundert. Der Bub sagte mir: ,Trage ihn bis an dein Lebensende!‘. Dieser Ring symbolisiert für mich heute alle Jugendlichen, denen ich bisher geholfen habe.“

Eines seiner Projekte: ein Bauernhof in der Haute Provence, wo er mit einem Team aus Sozialarbeitern und Pädagogen junge Menschen aus Paris betreut. Mit Hilfe der Zootherapie sollen die straffälligen Jugendlichen dort wieder in ein „normales“ Leben zurückfinden. Der Bauernhof Faucon ist in den Sommermonaten auch zu einem spirituellen Zentrum geworden. Aus ganz Frankreich kommen Menschen, um den katholischen Priester Guy Gilbert zu sehen.

Für viele von ihnen ist er zum wichtigen Ratgeber und Helfer in schwierigen Lebenssituationen geworden. Täglich wird Gottesdienst gefeiert. Als Altar wählt Guy Gilbert einen simplen Stein und auch sonst ist in seiner Liturgie einiges anders als in einem „normalen“ katholischen Gottesdienst.

Darüber hinaus ist der 86-Jährige für seine flotten Sprüche bekannt: „Die Kirche redet von der Liebe zu den Bedürftigen. Wenn sie aber diese Liebe nicht lebt, soll sie die Klappe halten … Glaube ohne Werke ist Katzenlulu.“ Ein Team der „Orientierung“ hat den „etwas anderen“ katholischen Priester in den Alpes-de-Haute-Provence und in Paris mehrere Tage mit der Kamera begleitet und ihm bei Begegnungen und der Arbeit mit Jugendlichen über die Schulter geschaut.

Bericht: Marcus Marschalek, Mijou Kovacs; Länge 21 Minuten

Moderation

Sandra Szabo

Redaktion

Norbert Steidl