ORF III Themenmontag

Bio - Noch leistbar?

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Für viele sind Bio-Lebensmittel kaum mehr leistbar; denn Teuerung und Inflation treiben die Preise stark nach oben. Werden pestizidfrei hergestellte Nahrungsmittel zu Luxusprodukten, die einer kaufkräftigen Elite vorbehalten sind? Und welche Folgen hat die aktuelle Preisentwicklung für die Lebensmittelproduktion in Österreich?

In kaum einem anderen Verbraucherbereich sind die Preise in den letzten zwei Jahren so stark gestiegen wie bei Lebensmitteln; laut Statistik Austria um satte 21,3 Prozent. Neben Grundnahrungsmitteln wie Butter und Milch haben die Preise vor allem bei Gemüse und Obst ordentlich angezogen. Paprika und Blattsalat beispielsweise waren im Februar knapp doppelt so teuer wie vor zwei Jahren.

Zwar schlägt die Teuerungswelle im Bio-Bereich nicht ganz so hart zu wie bei den konventionellen Produkten, trotzdem ist der Preisunterschied noch so groß, dass die Nachfrage an Bio deshalb rückläufig ist. „Die Leute können sich Bio zum Teil nicht mehr leisten“, stellt Walter Hager vom Verein für Konsumenteninformation fest. Es sind vor allem Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen betroffen, die ohnehin einen Großteil ihrer Monatsgehälter im Supermarkt lassen und jetzt notgedrungen verstärkt zu konventioneller Ware greifen.

Doch nicht nur für die Konsumenten haben die aktuellen Preisentwicklungen weitreichende Folgen, auch für die Lebensmittelproduzenten selbst. Gottfried Wasner ist Landwirt. Auf seinem Hof hält er 50 Milchkühe und pflanzt Kartoffeln, Getreide und Mais an. In den letzten Jahren hat er immer wieder mit einer Umstellung auf eine Natur schonende Bio-Landwirtschaft geliebäugelt. Eine solche Veränderung würde aber Investitionskosten nach sich ziehen, die sich derzeit kaum rentieren. Denn der Preisunterschied zwischen konventioneller und biologischer Milch werde immer geringer. „Vor einem halben Jahr waren es noch 12 Cent pro Liter Unterschied, nun sind wir bei 6 Cent - das macht keinen Sinn für mich, hier umzustellen.“ Der geringe Preisunterschied weise daraufhin, dass Bio-Milch nicht mehr so stark nachgefragt wird wie noch vor einem Jahr.

Sinkt die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln, bleiben viele Produzenten auf ihren Waren sitzen. So auch Stefan Schmidt, Bio-Kartoffelbauer aus dem Weinviertel im vergangenen Jahr: „Unsere Frühkartoffeln sind das Hauptstandbein unseres Betriebs. Der Markt steht unter Druck und deswegen haben wir uns entschlossen, die Anbauflächen dieses Jahr zu verringern“. Denn der höhere Aufwand in der Produktion muss dementsprechend entlohnt werden und das sei derzeit kaum möglich. Hinzu kommt, dass die Bauern bei geringeren Abnahme-Mengen durch den Handel und gestiegenen Energie-Kosten auch ihre Preise anheben, um Kosten deckend zu produzieren.

Gesunde und leistbare Lebensmittel für alle - das war vor einigen Jahrzenten noch das Hauptmotiv der Bio-Bewegung. Mit Blick auf die aktuellen Preise stellen sich viele die Frage, ob dieses Ansinnen auch heute noch gültig ist. „Also ich denke, dass Bio leistbar ist“, sagt Werner Lampert, Erfinder der Marken „Ja!Natürlich“ und „Zurück zum Ursprung“. Er gilt als Bio-Pionier und hat den Bio-Trend in Österreich mitausgelöst. Wenn die Lebensmittel, die gekauft werden, dann auch tatsächlich verzehrt würden, könnten sich viele fast ausschließlich von Bio-Produkten ernähren.

Wo ein Wille ist, da auch ein Weg? Ist Bio eine Frage der persönlichen Priorisierung, des Lebensstils und nicht der Kaufkraft? Käme auch Gemüse in den Handel, das von der Norm abweicht, gäbe es genug Bio zu leistbaren Preisen für alle, sind Bio-Produzenten überzeugt. Doch die Auslese von Lebensmitteln im Handel geschieht in erster Linie nach ästhetischen Kriterien. Produkte, die der Supermarkt-Norm äußerlich nicht entsprechen, kommen erst gar nicht in die Regale. Andere wiederum meinen, die Politik müsse in den Lebensmittelmarkt eingreifen und Bio-Lebensmittel zumindest in öffentlichen Einrichtungen fördern.

Würden die langfristigen Schäden durch Pestizideinsatz, Bauernsterben und Ressourcenverbrauch eingepreist, wäre nichts so teuer wie konventionelle Lebensmittel. In einer ORF III-Neuproduktion geht Florian Riedelsperger der Preisentwicklung von Lebensmitteln, sowie ihren Ursachen und Folgen nach.

Regie

Florian Riedelsperger