A schöne Leich

„Der Tod, der muss ein Wiener sein“ – nicht umsonst besang der österreichische Liedermacher Georg Kreisler den Hang der Wiener zur Morbidität, der jedoch immer mit einer guten Portion schwarzen Humors einhergeht. Anlässlich der Feiertage Allerheiligen und Allerseelen präsentiert ORF III ein vielseitiges Programm über die Themen Leben und Tod, bei dem der Humor – aber auch die Besinnlichkeit – nicht zu kurz kommen. Highlights sind u. a. die TV-Premieren „A schöne Leich – Sterben zu Habsburgs Zeiten“ von Gestalter Maximilian Traxl sowie „Das ganz normale Verhalten der Österreicher … und der Tod“ mit Host Rudi Roubinek.
Allerheiligen, 1. November
Am Montag, dem 1. November, steht der Programmtag in ORF III im Spannungsfeld zwischen dem Tod und den schönen Seiten des Lebens. Bereits um 9.15 Uhr eröffnet eine Ausgabe „Cultus – Der Feiertag im Kirchenjahr“ den Schwerpunkt. Danach zeigt ORF III eine Ausgabe der Reihe „Das ganze Interview“ (9.30 Uhr) mit Sandra Szabo im Gespräch mit dem Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz, gefolgt vom „Allerheiligen-Gottesdienst“ live aus der Pfarre Lockenhaus um 10.00 Uhr.
Anschließend präsentiert „Erlebnis Bühne“ die im April 2021 aufgezeichnete Wiederaufnahme von Georg Friedrich Händels Oratorium „Saul“ (11.05 Uhr) aus dem Theater an der Wien. In der Titelrolle ist Star-Bariton Florian Boesch zu erleben. Es musizieren das Freiburger Barockorchester und der Arnold Schoenberg Chor unter der musikalischen Gesamtleitung von Christopher Moulds. Für die Inszenierung zeichnet Claus Guth verantwortlich.

Nach Sendungen über Österreichs bedeutendste Klöster sowie den Wiener Zentralfriedhof, die am Nachmittag zu sehen sind, steht um 19.25 Uhr die Premiere einer neuen Folge „Das ganz normale Verhalten der Österreicher“ auf dem Programm. Darin erkundet Rudi Roubinek das Verhältnis der Österreicherinnen und Österreicher zum Tod. Denn dieser gehört bekanntlich zum Leben dazu – wenn auch jeder einen anderen Zugang zu ihm hat. So gibt es Menschen, die sich nicht nur zu Allerheiligen und Allerseelen, sondern das ganze Jahr über mit dem Tod beschäftigen, die vielleicht sogar eine kleine Liebe zum Tod entwickelt haben … Wer sind diese Leute und was bereitet ihnen an diesem morbiden Thema eine solche Freude? Roubinek will es genau wissen und trifft u. a. Matthias, einen jungen Koch und Knochenkünstler aus Köflach in der Steiermark. Dieser führt Roubinek durch seine makabre Knochensammlung. Julia aus Wien haucht toten Dingen neues Leben ein und manche wiederum verehren die Toten als wären sie nie von uns gegangen. Gerhard und Celine zum Beispiel, die sich leidenschaftlich um das Grab der Musikerlegende Falco kümmern.

Um 20.15 Uhr feiert die „Erbe Österreich“-Dokumentation „A schöne Leich – Sterben zu Habsburgs Zeiten“ Premiere. Zur Zeit der Monarchie hatten die Menschen ein viel engeres Verhältnis zum Tod als heute. Damals gab es noch keine moderne Medizin, die Schutz bot. Krankheiten wie Syphilis oder Kindbettfieber grassierten, ohne dass irgendjemand Rat wusste. Auch Duelle und Selbstmorde rissen viele aus dem Leben – wegen Nichtigkeiten riskierte man den Tod und fand ihn auch oft genug. Umso sentimentaler fielen die Begräbnisse aus. Groß in Mode waren Nachtbestattungen bei Fackelschein. Auch die Obduktion von Leichen – ob kriminalistischer Hintergrund oder nicht – hatte damals in Wien Hochkonjunktur. Die Ärzte wollten dem Mysterium Tod auf die Spur kommen, koste es, was es wolle. Zum heurigen Allerheiligenfest zeigt Gestalter Maximilian Traxl, wie die spätmonarchische österreichische Gesellschaft mit dem Tod und mit der Bestattung umgegangen ist, und zeichnet so das Psychogramm einer Epoche.

Allerseelen, 2. November
Am Dienstag, dem 2. November, setzt ORF III sein Feiertagsprogramm fort und zeigt um 13.00 Uhr eine weitere Folge „Cultus – Der Feiertag im Kirchenjahr“, gefolgt vom Doku-Vierteiler „Wege aus der Finsternis – Europa im Mittelalter“ (ab 13.10 Uhr) über die wohl religiöseste Epoche Europas.
Im Hauptabend wartet eine weitere „Erbe Österreich“-Neuproduktion auf das Publikum. Diese ist zwar nicht dem Tod, aber der wohl schönsten Notwendigkeit des Lebens gewidmet: Speis und Trank. In „Habsburgs Köche“ (20.15 Uhr) erkundet Susanne Pleisnitzer die Essgewohnheiten der Habsburger aus der Perspektive des Küchenpersonals. Wenn die Speise Leib und Seele zusammenhält, wie man sagt, kommt den Köchinnen und Köchen der Kaiser eine besondere Stellung zu. Wer weiß, ob ohne die wohlschmeckende Hofküche die Monarchie überhaupt so lange überlebt hätte? Franz Joseph liebte vor allem Spargel und natürlich seinen Tafelspitz, der mit einer Gabel zerteilbar sein musste. Dazu Kaiserschmarrn und Zwetschkenknödel, und wenn er alleine war, nahm er am Abend am liebsten nur Saure Milch mit einem Stück Brot zu sich. Der Film porträtiert jenes Personal, das für das Leibeswohl zu Kaisers Zeiten verantwortlich war: darunter Adolf Rußwurm, der in Schönbrunn für Diäten des Regenten zuständig war, oder Karl Soukup, der mit einem Meisterstück berühmt wurde: der Nachbildung des Eiffelturmes beim letzten Hofball 1917 aus Huhn- und Wildhaschée in Aspik.
