Neues aus der Welt des Dokumentarfilms
Im April lädt wieder eine ganze Reihe an Doku-Neuproduktionen in ORF III zur spannenden Reise durch die Reiche der Historie, Kultur und Natur ein: „Erbe Österreich“ beleuchtet das kaum behandelte Thema „Prostitution unter dem Doppeladler“ (5. April). Die „zeit.geschichte“ wagt sich in zwei neuen Folgen von „Wuchteln, Schmäh, Politsatire“ (9. April) auf einen Streifzug durch die Geschichte des österreichischen Kabaretts von 1978 bis 2000 und „Land der Berge“ begibt sich in „Österreichs Wilde Mitte: Der Luchs-Trail“ (21. April) schließlich auf eine richtige Wanderung.

Dienstag, 5. April, 20.15 Uhr
Erbe Österreich: Prostitution unter dem Doppeladler
Wien galt einst als Welthauptstadt der Prostitution. Gegenden wie der Spittelberg waren lange verruchte Gegenden, die man nur aus einem Grund freiwillig aufsuchte. Maria Theresia ging streng gegen Prostituierte vor, vielleicht auch deshalb, weil ihr Mann Franz Stephan diese häufig aufsuchte. Joseph II. suchte oft die halbseidene Gesellschaft, um seine eheliche Tristesse zu vertreiben, oder, wie er vielleicht selbst gesagt hätte, dem einfachen Volk näher zu sein. Noch Bundeskanzler Josef Klaus wurde in den sechziger Jahren am Graben von käuflichen Damen angesprochen. Patrice Fuchs erzählt in diesem Film die Geschichte der käuflichen Liebe in der Kaiserstadt.

21.05 Uhr
Erbe Österreich: Fürsten, Herzöge, Innenminister – Das Wiener Palais Modena
Oft sieht man die Pforte dieses Hauses im Fernsehen, ohne seine Geschichte zu kennen: Der heutige Sitz des Innenministeriums ist das Palais Modena, ein barockes Juwel der Wiener Innenstadt mit einem langen und bewegten Vorleben. Karl Renner und wesentliche Minister seiner Regierung residierten hier nach der Gründung der Republik, so wie schon am Ende der Monarchie hier das Büro des Ministerpräsidenten seinen Sitz hatte. Auch die oberste Polizei- und Zensur-Hofstelle war darin bereits Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelt worden, sodass es einer inneren Logik folgte, dass auch im 20. Jahrhundert hier die polizeilichen Agenden zusammenliefen. Die Geschichte des Bauwerks reicht bis in die frühe Neuzeit zurück. Zunächst firmierte es unter Palais Dietrichstein, ehe es die Erbin des Herzogs von Modena, die Napoleon vertrieben hatte, kaufte und umbauen ließ. Gestalterin Gigga Neunteufel erzählt in dieser Neuproduktion den historischen Werdegang des Gebäudes und der Menschen, die darin wirkten.
Samstag, 9. April, 20.15 Uhr
zeit.geschichte: Wuchteln, Schmäh, Politsatire – Geschichte des österreichischen Kabaretts 1978–1989 (4/5)
Die ORF III setzt die Reihe „Wuchteln, Schmäh, Politsatire – Die Geschichte des Kabaretts“ mit zwei neuen Folgen fort. Kabarett ist nicht Geschichte, aber es hat Geschichte! Und die ist eng verwoben mit der Historie der österreichischen Republik und Gesellschaft. Aktuelle Kabarettgrößen – teils selbst Legenden von damals – erzählen von jenen Satiriker/innen, die das Bühnengenre in Österreich zu dem machten, was es heute ist. In zwei Folgen kommentieren sie dieses Mal Pointen und Ereignisse von den späten 1970ern bis zum Ende der 1990er. Die Arena-Besetzung gilt als Meilenstein des neuen österreichischen Kabaretts: Das Kabarett boomt, doch den jungen Talenten fehlt es an Auftrittsmöglichkeiten. Neben den etablierten Bühnen der Theater entwickelt sich zu dieser Zeit eine Szene, in der Gasthäuser den Kabarettistinnen und Kabarettisten Räume für ihre Auftritte zur Verfügung stellen. Die Möglichkeiten werden vielseitiger und flexibler. Anfang der 1980er entwickelt sich die bis heute übliche Form der Kabarett-Darbietung: Kabarettistinnen und Kabarettisten gehen auf Tournee. Statt typischem Nummernreigen ist das Soloprogramm angesagt. Der Mensch wird zum Mittelpunkt der kabarettistischen Betrachtung, anstelle politischer Themen. Josef Hader, Lukas Resetarits, Andreas Vitásek und viele andere etablieren sich als echte Kabarettgrößen.

21.05 Uhr
zeit.geschichte: Wuchteln, Schmäh, Politsatire – Geschichte des österreichischen Kabaretts 1989–2000 (5/5)
Der Fall des Eisernen Vorhangs geht wie ein Beben durch Europa. Ein neues Zeitalter bricht an, auch im österreichischen Kabarett. Mit den weitläufigen Auswirkungen der Wende nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, dem Jugoslawien-Krieg, dem österreichischen EU-Beitritt und dem Aufstieg Jörg Haiders ist nichts mehr so, wie es einmal war. Gesprächsstoff für Kabarettistinnen und Kabarettisten ist geboten. Um als gute/r Vertreter/in des Genres zu gelten, muss man aber nicht mehr politisch und tagesaktuell sein. Natürlich bleiben manche abseits dieses Trends dem politischen Fach treu, beispielsweise Alfred Dorfer. Dorfer, Reinhard Nowak, Andrea Händler und andere begeben sich neben ihren Ensemble-Formationen nun auch auf Solopfade. Der zu bespielende Raum wird indes immer größer und dichter. Fast alle Größen der Szene spielen Theater-ähnliche Monodramen. Josef Hader baut seine Erfolge aus. Sein Programm „Privat“ hält sich über zehn Jahre lang. 1993 gilt als „Epocheneinschnitt“ in der Geschichte des Kabaretts in Österreich: Der Film „Indien“ kommt in die Kinos. Ein österreichisches Unikum ist geboren: der „Kabarettfilm“. Der große Erfolg wird erst durch „Hinterholz 8“ in den späteren 1990er Jahren übertroffen.
Montag, 11. April, 20.15 Uhr
ORF III Themenmontag: Volksmedizin neu entdeckt
Die Heilung von Krankheiten aller Arten schien lange eine exklusive Kompetenz der Pharma-Konzerne zu sein. Doch viele Wirkstoffe, die in chemisch hergestellten Medikamenten verabreicht werden, finden sich auch in der Natur. Nur ist das Wissen über ihre Gewinnung und Anwendung über die Jahrzehnte verloren gegangen. In höher gelegenen Regionen wie den österreichischen Alpen, wo man früher nicht einfach den Doktor rufen konnte, wissen die Menschen zum Teil noch, welche Genesungskräfte die natürlichen Stoffe ihrer Umgebung freisetzen können. Dieses alte volksmedizinische Wissen erobert sich jetzt nach und nach wieder Terrain zurück. Kräuteranwendungen, Salben, Pflaster und Öle weisen, wenn sie richtig eingesetzt werden, den natürlichen Weg zur Genesung. Wie groß ist das wahre Potenzial der Volksmedizin? Bei welchen Erkrankungen stößt sie an ihre Grenzen? Und taugt das Bekenntnis zur Naturheilkunde als Ausdruck des Misstrauens gegen die internationalen Pharmariesen?
Mittwoch, 20. April, 20.15 Uhr
Heimat Österreich: Rund um den Faaker See
Wenn sich der tiefblaue Himmel über Kärntens Süden wölbt, glitzert der Faaker See, der als „Karibik Kärntens“ gilt, besonders grün. Über ihm thront der Mittagskogel, der Hausberg des Sees, mit seinem unverkennbaren, pyramidenförmigen Massiv und einer stattlichen Höhe von mehr als 2.000 Metern. Gestalter Max Jacobi erzählt aus dem Alltag der Menschen der Region mit ihren ureigenen Lebens- und Arbeitsbedingungen: darunter Fleischbauer und [SB2] Züchter Hans Wochinz, Forstwirt, Jäger und Oberkrainer-Musikant Hubert Pichler, der Obmann des örtlichen Fischereivereins Karl (Charly) Gailer, Falknerin und Obstbäuerin Mirjam Baumgartner, Rangerin und Waldpädagogin Barbara Wiegele sowie Milchbauer und Chorsänger Stefan Ressmann. Sie alle spüren eine große Hingabe zur alpinen Natur, die ihr Lebensumfeld bestimmt. Jede neue Jahreszeit bedeutet für sie andere Aufgaben, aber auch eine Bestätigung jenes Rhythmus, der ihr Leben ausmacht.

Donnerstag, 21. April, 20.15 Uhr
Land der Berge: Österreichs Wilde Mitte: Der Luchs-Trail
Schauspieler und Kabarettist Gregor Seberg begibt sich in dieser „Land der Berge“-Neuproduktion auf dem Luchs-Trail-Weitwanderweg durch „Österreichs wilde Mitte“: Von Reichraming in Oberösterreich aus geht es in elf Tagesetappen durch zwei Nationalparks – die Kalkalpen in Oberösterreich und das Gesäuse in der Steiermark – bis in die Wildnis bei Lunz am See, in Niederösterreich. Mehr als 200 Kilometer und 11.000 Höhenmeter gilt es zu bewältigen. Aber die eindrucksvolle Natur entschädigt für (fast) alles. Gregor Seberg wandert aber nicht nur auf den Spuren der Luchse: Er erfährt auch, welche Bedeutung der Wald für Tiere und Menschen hat – und wie wichtig es ist, diesen Lebensraum zu schützen. Manchmal, so hört er, ist Naturschutz aber auch purer Zufall, und Glück. Durch den jahrhundertelangen Streit zwischen zwei Klöstern blieb ein kleines Waldstück unangetastet. Und so konnte im südlichen Niederösterreich, unweit der Grenze zur Steiermark, der größte zusammenhängende Urwald Mitteleuropas erhalten bleiben.
Montag, 25. April, 20.15 Uhr
ORF III Themenmontag: Die Wahrheit über Fisch
Fisch ist aus unserer modernen Ernährung nicht mehr wegzudenken. Mehr als 20 Kilo essen wir im weltweiten Schnitt pro Kopf und Jahr. Doch wie jeder Boom hat auch dieser seine Schattenseiten. Der hohe Verbrauch zieht im großen Stil Betrüger an. Zum Beispiel verbirgt sich hinter den gekennzeichneten Fischen immer wieder eine andere, oft qualitativ mindere und günstigere Art. Besonders häufig ersetzt wurden etwa Butterfisch, Seezunge und Blauflossen- sowie Gelbflossen-Thunfisch. Und nicht immer sind auch tatsächlich Meeresfrüchte in einer Speise enthalten, wenn es so angeboten wird. So fand sich in einigen in Singapur verkauften Krabbenbällchen Schweinefleisch statt Krabben. Verbraucherschützer und Kontrolleure haben hier meist keine Handhabe: Die komplexe Lieferkette bietet zahllose Möglichkeiten, um fälschlicherweise geringwertigen Fisch als eine hochwertige Art zu deklarieren oder gezüchteten Fisch als Wildfang.
