Zum 75. Geb. von Gottfried Helnwein am 8.10.2023:

Kunst als Waffe - Die Welt des Gottfried Helnwein

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Sein atemberaubendes Schloss steht mitten im sagenumwobenen Irland.

Er ist der Ritter der Freiheit und Unabhängigkeit, seine Rüstung sind das Stirnband, die dunkle Sonnenbrille und mystische Totenkopfringe, seine Waffe ist die Kunst.

Gottfried Helnwein
ORF/Claudia Teissig

Gottfried Helnwein, Österreichs Schockmaler von internationalem Format, ist ein Mahner in unserer Gesellschaft, ein scharfer Beobachter einer Welt voller Ungerechtigkeit. Anlässlich seines 75. Geburtstag am 8. Oktober präsentiert die ALBERTINA eine große Ausstellung der Werke der letzten zwei Jahrzehnte. Die Dokumentation von Claudia Teissig zeigt das Leben und Werk des bedeutenden Kunststars.

Im Schloss Gurteen von Gottfried Helnwein (Irland)
ORF/Claudia Teissig

Was er sieht, ist was wir nicht sehen wollen, was er erkennt, ist was wir verdrängen wollen. Seit mehr als 50 Jahren kämpft Gottfried Helnwein unermüdlich mit seinen Bildern, Installationen und Fotografien gegen Verdrängung, das Verschweigen und gegen Unterdrückung. Im Zentrum seiner subtilen Bilderwelten steht das unschuldige Kind, gequälte, bandagierte, verletzte Seelen als Symbol für eine Welt voller Gewalt und Missbrauch.

Schloss Gurteen (Irland)
ORF/Claudia Teissig

Vor mittlerweile 20 Jahren hat sich der Sohn eines „erzkatholischen“ Wiener Postbeamten, im „erzroten“ Favoriten geboren, im Süden der grünen Insel angesiedelt. Gottfried Helnwein ist ein Künstler von barocker Natur. Der vierfache Vater und Großvater lebt mit einem Großteil seiner Familie unter einem Dach, mit seiner Frau Renate, zwei seiner Kinder, drei Enkelkindern, sowie fünf Hunden und - wie kann es anders sein - mit jeder Menge Enten.

Im Schloss Gurteen von Gottfried Helnwein (Irland)
ORF/Claudia Teissig

Kein Wunder, denn Helnwein ist ausgewiesener „Barksist“, verehrt er doch Carl Barks, den geistigen Vater der Familie Duck, seit seinem vierten Lebensjahr. Sein Held ist der ewige Verlierer-Typ Donald, den er auf unzähligen Bildern verewigt hat. Allerdings in der für Helnwein so typisch subtilen wie grotesken Art.

Schloss Gurteen (Irland)
ORF/Claudia Teissig

Auf Schloss Gurteen in der Grafschaft Tipperary, einem weitläufigen Anwesen aus dem Jahr 1866, das der elisabethanischen Architektur nachempfunden ist, findet der gebürtige Wiener Inspiration und Ruhe für seine Kunst. Die Kapelle des einstigen Schlossbesitzers Edmond de la Poer, der Haus- und Hofmeister von Papst Pius. IX war, hat der Künstler eigenhändig zum Atelier umgestaltet und ausgebaut.

Gottfried Helnwein mit Familie
ORF/Claudia Teissig

Nicht aus ästhetischen, sondern aus humanistischen Motiven sei er Künstler geworden, sagt Gottfried Helnwein. Schon als Kind interessierte er sich für Berichte über die Kriegsverbrecherprozesse, war und ist besessen von dieser Geschichte der Grausamkeit und Intoleranz. Er versteht sich als durch und durch politischen Künstler, beobachtet das politische Weltgeschehen akribisch und setzt sich mit seiner Arbeit zur Wehr.

Im Schloss Gurteen von Gottfried Helnwein (Irland)
ORF/Claudia Teissig

Ob mit dem finsteren Kapitel des Nationalsozialismus oder ganz aktuellen Massakern an Schulen - mit Bleistift und Feder, Spraydose und Pinsel rückt Helnwein einer saturierten Gesellschaft auf die Pelle, will sie für den alltäglichen Horror sensibilisieren. In Österreich sorgte er 2018 mit seiner 4.000 Quadratmeter großen, aufrüttelnden Kunstinstallation „I saw this“ am Wiener Ringturm als Mahnmal gegen Krieg und Terror für Aufsehen. Trotz internationalem Erfolg sieht sich Helnwein in der Rolle des Außenseiters im Kunstbetrieb und fühlt sich darin „pudelwohl“.

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