Heimat Österreich

Vom Großen Walsertal zum Montafon

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Alfred Ninaus portraitiert Menschen aus der Region.

Das Große Walsertal ist ein Seitental des Wallgaues, sein Talabschluss grenzt an den Bregenzerwald. Ein bisschen weiter westlich, in der 330 Seelengemeinde Damüls, liegt auf 1.230 Metern Höhe der Hof von Familie Felber. Das steile Gelände zu bewirtschaften, verlangt dem Jungbauern Benjamin Felber viel Kraft ab. Das Leben am Berg ist hart und oftmals ein Existenzkampf. „Überleben kann man von der Landwirtschaft hier heroben schon lange nicht mehr. Also nebenbei muss ich immer arbeiten gehen und nebenbei führe ich halt die Landwirtschaft weiter, weil ich es gerne mache, und das ist mein Hobby“, meint der Jungbauer. Ein Hobby war es für Großvater Raimund Felber nie, vielmehr sein Lebenselixier: „Ich helfe gerne noch mit solange es mir meine Kräfte noch erlauben. Leichtere Stallarbeiten kann ich noch verrichten oder wenn der Benjamin noch auf der Arbeit ist, zum Beispiel Futter vorlegen, sofern er es vorbereitet hat.“

Jungbauer Benjamin Felber
ORF/RAN Film
Jungbauer Benjamin Felber

Nicht weit weg von Damüls - in Sonntag - bewirtschaftet Familie Nigsch einen großen Bauernhof. Marcell Nigsch und sein Bruder Thomas bewirtschaften mit Hilfe ihrer Eltern den Hof. Simon, der dritte Bruder ist Lehrer. Im Sommer hilft er allerdings auch mit und betreut die Ziegen. Auf der Alpe Heimenwald betreibt die Familie eine Almwirtschaft mit Milchverarbeitung. Die Brüder sind ein eingespieltes Team. Die Arbeiten im Betrieb sind vielfältig und die Brüder mit Leidenschaft dabei. Hier hat sich niemand die Frage gestellt, ob er überhaupt Bauer werden möchte, im Gegenteil: „Alle Drei wollten es und jetzt haben wir es aufeinander aufgeteilt. Simon macht die Ziegen, ich mache den Käse und das Holz, und Thomas macht das Vieh und die ganze Düngearbeit!“, meint Marcell Nigsch.

Familie Nigsch bei der Heuarbeit in der Gemeinde Sonntag
ORF/RAN Film
Familie Nigsch bei der Heuarbeit in der Gemeinde Sonntag

Nordöstlich vom Großen Walsertal liegt das Kleinwalsertal. Es erstreckt sich in den Allgäuer Alpen und wird beinahe vollständig von hohen Bergen umschlossen. Durch die Berge wird es auch vom übrigen Staatsgebiet Österreichs abgeschnitten. Die einzige Verkehrsverbindung ins Tal führt über Bayern. Am Ende des Tales liegt Riezlern. Nachdem das Vieh einen ausgiebigen Sommer auf den Hochweiden verbracht hat, wird es Anfang September wieder ins Tal getrieben. Es ist einer der Höhepunkte im bäuerlichen Jahreskreis. Für die Almhirten ist es zugleich Auftrag und Anliegen, die Kühe behütet ins Tal zu bringen.

Einer, der das Leben auf der Alm seit seiner Kindheit kennt, ist der Bauer und Hirte Wolfgang Ott. „Ich bin Almhirte geworden, weil ich auf meinen Großvater und meinen Vater stolz gewesen bin. Weil das auch zwei Hirten und Bergbuben waren - und darum bin ich das Gleiche geworden“. Wie für seinen Großvater als auch für seinen Vater, ist die Aufgabe zur Mission geworden. „Ich will das, was meine Vorfahren verwaltet haben, mitverwalten und für meine Nachkommen wieder weiter verwalten. Ich bin kein Besitzer, ich bin ein Verwalter dieser schönen Natur“.

Gleich gegenüber der Sammelstelle liegt der Hof der Familie Fritz. Die Bauern hier fühlen sich sehr verbunden mit ihrem Tal. Der Hof der Familie liegt mitten im Ortszentrum. „Wir sind Walser, gell, wir sind nicht richtige Vorarlberger, wir gehören aber auch nicht zu Deutschland, sondern wir sind Walser. Wir fühlen uns hier im Kleinwalsertal eigenständig und gut aufgehoben.“ Die Landwirtschaft im Berggebiet funktioniert nur mit Tierhaltung, mit Pflege der Natur, mit einem Miteinander mit dem Tourismus. Die Veränderungen im Kleinwalsertal haben die Liebe zum Tal jedoch keineswegs geschmälert. Bernhard Fritz, Altbauer: „Für mich ist das Kleinwalsertal meine Heimat“.

Wenn sich im Walsertal der Sommer dem Ende zuneigt, müssen auch die Schafe im Montafon zurück ins Tal. Ihr Ziel ist St. Gallenkirch, wo sie gesammelt werden, um von ihren Besitzern abgeholt zu werden. Es ist ein besonderes Ereignis, das den Almsommer würdig abschließt. Die meisten Bauern besitzen in etwa drei bis fünf Schafe.

Das Montafon ist ein 39 km lang gezogenes Tal und ebenso wie das Walsertal von Tourismus und Landwirtschaft geprägt. Zeitgleich mit den Schafen sind auch die Rinder in St. Gallenkirch von der Hochalpe herunter getrieben worden, um an ihre Höfe zurückzukehren. Die Almhirten sind zwar routiniert und das Aussortieren des Viehs wirkt beinahe einfach, ist jedoch harte Arbeit. Sie helfen sich gegenseitig. Einer von ihnen ist Harald Düngler: „Heute ist der letzte Tag von der Alpe, jetzt sind wir heruntergefahren und fahren mit dem Vieh nach Hause. Jetzt kommt es dann auf die Herbstweide.“

Das Glück der Einheimischen wird auch durch Traditionen und Brauchtum genährt. Ein fixer Bestandteil davon ist die Hausmusik, die noch in vielen Familien aufrechterhalten wird und der inneren Haltung Ausdruck verleiht. Das Montafon und das Walsertal. Zwei Regionen in Vorarlberg, die von ihren Bewohnern leben, die wiederum ihre Kraft aus der Natur schöpfen. Sie alle verbindet eines, nämlich die Verwurzelung mit ihrer Heimat.

Gestaltung

Alfred Ninaus