H.C. Artmann: Freibeuter der Sprache

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Was zuvor von manchen als vulgärer Dialekt abgetan worden war, adelte er zur Kunstsprache – zur Mund-Art.

Mit dem Lyrikband in kräftigem Wienerisch „Med ana schwoazzn dintn“ gelang Hans Carl Artmann 1958 ein Sensationserfolg, ein Bestseller, in dem er den „Dialekt an den Wurzeln“ packte, wie ein Kritiker vermerkte. Tatsächlich war der literarische Kosmos des vor 100 Jahren in Wien-Breitensee geborenen H.C. Artmann ungleich größer. Gustav W. Trampitsch schildert in seinem Porträt, wie der Dichter aus der Enge der Vorstadt aufbrach, um sich die Welt schreibend zu erobern.

Bücher von H.C. Artmann
Raumfilm

Schon das Kind H.C. träumte sich weg aus der Realität, in ein erfundenes Idyll: in das Dorf St. Achatz am Walde. Die Lust am Fabulieren, das Spiel mit dem Surrealen sollte Artmann ein Leben lang nicht loslassen. Zunächst aber wird er zur Wehrmacht eingezogen und mehrfach verwundet. Er desertiert, wird in ein Strafbataillon überstellt, entkommt seiner Hinrichtung und kann abermals fliehen. Er taucht unter und gerät in US-Kriegsgefangenschaft. Dort entstehen erste literarische Texte.

1952 Art Club
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1952 Art Club

Prägend sind die Nachkriegsjahre. Artmann wird Mitglied des Art Club, Epizentrum der Wiener Avantgarde und Geburtsstätte der literarischen Nachkriegsmoderne. Mit Gerhard Rühm, Friedrich Achleitner, Konrad Bayer und Oswald Wiener arbeitet er in der so genannten Wiener Gruppe zusammen, von der er sich später distanziert.

Wiener Gruppe
APA
Wiener Gruppe

Artmann ist platzgreifend, holt weit aus. Er schreibt in den Sprachen aller Kontinente und wenn diese ihm nicht genügen, erfindet er eigene. Paris ist ihm ein wichtiger Ort der Inspiration, er beschäftigt sich mit spanischer Literatur und mittelalterlichen Balladen.

Paris 1991
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Legendär ist seine Reise mit Helmut Qualtinger, Peter Turrini und Verleger Ulrich Schulenburg nach Los Angeles. Dort kommt es zum Wortgefecht mit Charles Bukowski. Und Turrini wird zu Artmanns Lebensretter, als dieser beinahe ertrinkt. Schulenburg hat für Regisseur Trampitsch sein Privatarchiv mit Filmen der US-Reise geöffnet.

H.C. Artmann
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Auch privat ist H.C. Artmann keiner, der sich bescheidet. Fünf Kinder hatte er mit fünf Frauen. Freunde beschreiben ihn als jemanden, der die Frauen tatsächlich verehrte und liebte. Dass er Alimentationszahlungen schuldig blieb, steht auf einem anderen Blatt.

Ernst Molden
Raumfilm

Zu Wort kommen in dem filmischen Porträt unter anderen die Musiker Ernst Molden und Skero, der Freund und Schwager Artmanns, Peter Rosei und seine Witwe Rosa Pock-Artmann.

Regie
Gustav W. Trampitsch

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