Der Mann, der Cary Grant wurde
Becoming Cary Grant
Er war der Inbegriff des Gentleman, ein Charmeur mit exquisitem Geschmack und exzellenten Manieren. Ein Mann von Welt, intelligent und humorvoll. Und einer der größten Filmstars des 20. Jahrhunderts.
„Jeder will Cary Grant sein. Auch ich will Cary Grant sein“, sagte – Cary Grant. Nein, eigentlich sagte dies Archie Leach - der Mann, der Cary Grant wurde.

Filmemacher Mark Kidel gelingt in seiner Dokumentation der Blick hinter die Maske eines Mannes, der mit Anfang 50 in eine existenzielle Identitätskrise schlitterte und sich zu einer höchst unkonventionellen Therapie entschloss. Der Film ist gleichsam eine Reise in den Kopf von Cary Grant, optisch beeindruckend und höchst authentisch: dem Regisseur standen unzählige private Filmaufnahmen und die nie veröffentlichen Memoiren seines Protagonisten zur Verfügung.

Sich selbst - den britischen Buben aus bescheidenen Verhältnissen – ganz neu zu erfinden, war eine Meisterleistung des Archie Leach. Er war der Sohn eines alkoholkranken Schneiders aus Bristol und einer Mutter, die ihn mit ihrer Fürsorge zu erdrücken drohte: „Viel zu lange musste ich Babykleidung und Locken tragen. Für eine Weile wusste ich nicht mehr, ob ich ein Bub war oder ein Mädchen.“ Als Archie elf Jahre alt ist, geht die Mutter auf eine Reise und kehrt nicht wieder. Das Kind fühlt sich verlassen, die Kränkung sitzt tief. Nur wenige Jahre später schließt er sich einer Truppe von Artisten an und geht nach New York, am Broadway ergattert er erste kleine Rollen in Musicals. Der Beginn einer Weltkarriere.

Anfang der 1950er-Jahre hat er bereits Kassenerfolge wie „Leoparden küsst man nicht“, „Vater der Braut“ oder „Die Nacht vor der Hochzeit“ hingelegt. Er arbeitet mit dem Master of Suspense, Alfred Hitchcock, zusammen und etabliert sich in schwarzen Komödien wie „Arsen und Spitzenhäubchen“ als Hollywoods führender Komödiant.

Doch die Identitätskrise verschärft sich, immer weniger scheint Cary Grant zu wissen, wer er eigentlich ist. Verschüttete Traumata brechen auf. Er begibt sich in Therapie. Doch Hypnose und Mystik zeigten keine Erfolge, mehrere Ärzte empfehlen ihm zu einer Kur, die damals en vogue war: die Einnahme von LSD. Eindringlich gelingt es Regisseur Kidel, die Trips zu veranschaulichen, die Grant unter Drogeneinfluss unternommen hat. In dieser Zeit erfährt er, dass seine vermeintlich verstorbene Mutter noch lebt – in einer Nervenklinik, in die sie ihr Mann Jahrzehnte zuvor gerbracht hatte.

Grant holt die Mutter aus der Anstalt und lädt sie immer wieder zu sich in die USA ein.
Alles andere als einfach war seine Beziehung zu Frauen. Fünf Mal war Cary Grant verheiratet, mit der Schauspielerin Dyan Cannon hatte er eine Tochter, Jennifer.

Seine späten Lebensjahre an der Seite von Barbara Harris gelten als seine privat glücklichsten.