World Press Photo 2021
Emil, Natja, Ilayda, Enes, Lukas, Sezan und Kiana machen sich Gedanken über das Gesehene und darüber hinaus …
Die Realität?
Ein Mann in einem bombardierten Haus. Er ist verloren in der Zivilisation. Sein Haus wurde bombardiert. Es kann auch sein, dass seine Familie gestorben ist und er allein auf sich gestellt ist, ohne Zuhause. Leute hier in Europa kennen das nicht: Bombeneinschläge. Und was passiert jetzt? Sie denken sich meist: Solange es nicht bei uns ist, kann man wegschauen.
Ich habe dieses Bild ausgesucht, weil es mich aufregt, wie heutzutage in social media mit Katastrophen umgegangen wird, was sie letztendlich bedeuten. Die Leute schauen die Bilder nur an, können sich aber nicht in die Schicksale hineinversetzen. Insta, TikTok, Facebook – die Realität wird nicht so gezeigt, wie sie ist, und es wird nicht das berichtet, wie die Welt wirklich ist. Die Katastrophen werden nur dargestellt, aber es wird sich nicht damit mehr befasst.
Allein, wo in Wien dieser Terroranschlag war, sind alle Menschen in der Gesellschaft außer sich und komplett mit Panik überschüttet. Weil für uns in Österreich ist das was Neues, aber in anderen Ländern ist das leider alltäglich. Man ist in Panik, hat Angst. Man weiß nicht mehr weiter. In diesem Moment wussten wir plötzlich alle in Wien, wie es sich anfühlt. Es ist ein grausames Gefühl, dass Menschen, wenn sie rausgehen, Angst haben müssen, erschossen, eingesperrt, gefoltert oder auch bombardiert zu werden. Dabei gerät man in einer solchen Situation ganz außer sich und verliert den Boden unter den Füßen. Man ist nicht mehr Herr der Lage, es macht was mit deiner Psyche und mit deinem Verhalten.
Empfindest du auch so?
Autor: Emil
Bildet eure Meinung aus zwei Perspektiven!
Ich habe mir eine Fotogeschichte zum Thema „Black Lives Matter“ ausgesucht. Ich habe dieses Thema ausgesucht, weil ich zwei verschiedene Meinungen dazu habe. Gewalt gegen Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben sollte einerseits nicht zur Normalität gehören, jedoch kann ich andererseits die Polizisten verstehen. Sie müssen ihren Job machen und wenn einer etwas Falsches tut, werden alle verurteilt.
Man sollte solche Sachen nicht vergessen, dass man sich nach der Hautfarbe einteilen muss: Wer ist schwarz, wer ist weiß, oder wer hat welche Hautfarbe? Nicht jemand, der dunkelhäutig oder weiß ist, ist schlecht, sondern es gibt gute und schlechte Menschen.
Als ich mir das Bild unten rechts angeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass die Menschen zueinander gehalten haben. Das fehlt mir in meiner Gesellschaft, das gibt es bei uns nicht so. Als ich das gesehen habe, war es irgendwie herzergreifend.
Für mich ist wichtig, dass jeder seine eigene Meinung sagen kann. Meine Meinung ist: So wie es bei uns gute und schlechte Menschen gibt, gibt es das auch bei den Polizisten. Ich möchte, dass wir es von zwei Seiten betrachten und dass das nicht gleich verurteilt wird. Wenn man nur eine Seite hört, gibt man dem anderen gar nicht das Recht, aus seiner Sicht zu erzählen, und hat seine Meinung schon gebildet, ohne die ganze Geschichte erfahren zu haben.
Wenn man sich mit dem Thema schon beschäftigt hat, würde ich euch empfehlen, in diese Ausstellung zu gehen, die Bilder anzuschauen und euch dort eure eigene Meinung zu bilden. Es tut nicht weh und kostet für Jugendliche auch weniger als in ein Kino zu gehen.
Autorin: Natja
Krieg
Bei meinen Fotos geht es um Krieg und Gleichberechtigung. Die Menschen in Palästina haben nichts getan, aber ihnen wird Land und Besitz weggenommen. Es gibt schon lange Krieg zwischen Israel und Palästina, nur jetzt ist es extremer geworden durch die Attacken.
Es macht mich traurig und wütend zu sehen, dass Tausende Menschen ihr Leben verlieren. Das Bild links unten spricht mich besonders an, weil es mich an unschuldige Menschen erinnert, die nichts getan haben. Im Text neben dem Foto steht, dass dieser Mann jetzt im Knast sitzt. Wir haben überlegt, wie dieses Foto gemacht wurde: Der Mann ist als Schatten oder als eine Spiegelung zu sehen und sitzt in seiner Wohnung, obwohl er eigentlich im Gefängnis sitzt.
Meine Moral der Geschichte ist, dass Krieg Zeitverschwendung ist, vor allem Krieg gegen Bürger, die nichts getan haben. Das ist unnötig. Das regt mich immer auf, weil was haben unschuldige Bürger getan, dass sie erschossen werden, dass sie eingesperrt werden, dass sie von ihrer Familie getrennt werden?
Es ist so verrückt, dass Menschen so viel leiden müssen. Ich finde es unfair, dass Menschen im Terror leben müssen. Menschen, die genauso wie ich oder mein Vater geboren wurden, nur in einem anderen Land als wir leben. Diese Menschen müssen Angst haben, auf der Straße erschossen zu werden oder in der Moschee.
Wir sollten es immer im Hinterkopf behalten, dass andere Menschen es schwerer haben als wir. Wenn ihr unter Terror lebt, sprich zum Beispiel in Syrien, dann lebt diesen Terror nicht weiter! Damit meine ich, dass es viele Terroristen gibt, die von klein auf nichts anderes gesehen haben als Waffen und jetzt auch selbst Terror ausüben.
(Anmerkung Natja: Eigentlich machen Präsidenten den Krieg, aber Bürger müssen leiden. Man sollte die Präsidenten in einen Raum sperren. Dort können sie dann den Krieg, den sie haben wollen, ausfechten.)
Autorin: Ilayda
Transphobia
Es ist sehr schade, dass LGBTQAI+ noch nicht normalisiert ist in vielen Ländern.
Ich persönlich finde es sehr schade, dass viele Menschen die LGBTQAI+ aus religiösen oder kulturellen Gründen nicht akzeptieren und auch nicht akzeptieren können.
Das Bild zeigt einen transsexuellen Mann mit seiner Freundin. Er ist traurig. Er hatte seinem Schulpsychologen erzählt, wie er sich über seine Geschlechtsidentität fühlte. Plötzlich hatte es die ganze Schule erfahren, er wurde beleidigt und erniedrigt. Es hat mich sehr getroffen, weil LGBTQAI+ in vielen Ländern nicht akzeptiert ist, und viele Menschen deswegen getötet und umgebracht werden.
Autor: Enes
Der Eisberg und seine Geschichte
Das Bild hat mich angesprochen, es hat mich sehr interessiert, weil es was ganz anderes war. Ich habe noch nie so etwas gesehen. Es war so wie ein Berg aus Eis. Beim zweiten Blick habe ich erst die Wasserfontäne gesehen, weil ich vom Berg so begeistert war. Eigentlich bin ich eher so ein Sommermensch, aber trotzdem habe ich mich für den Berg aus Eis interessiert. Eis hat eine Geschichte. Zuerst ist es Wasser, dann gefriert es und ist Eis.
Der Berg ist auf den ersten Blick schön, aber er hat auch eine Geschichte. Er befindet sich in Ladakh in Nordindien. Dort gibt es nicht immer genug Wasser. Ohne Wasser würde eine Dürre herrschen. Es gebe keine Pflanzen, kein Gemüse, kein Essen und man könnte nicht duschen. Also speichern sie das Wasser als Eis, mit einer Pipeline kommt es vom Himalaya.
Der Bau des Eisbergs war so wichtig, dass sogar Jugendliche mitgeholfen haben. Der Berg ist der größte von allen. Es gibt 26 davon. An der Anzahl der Eisberge kann man schon sehen, wie wichtig dort Wasser ist.
Autor: Lukas
Ein Dach über dem Kopf
Die Fotos sehen traurig aus. Dahinter steht auch eine Geschichte, die mich interessiert. Es ist Krieg.
Am Foto links oben steht eine Frau mit einem Baby am Arm. Ihr Mann ist wahrscheinlich am Weinen oder er kann nicht mehr. Es sieht so aus, als ob sie nichts mehr haben bzw. keine Lösung haben für ihre Probleme.
Der Mann hat vielleicht seine Wohnung verloren. Vielleicht hat er sich viel Mühe gegeben, um sein Haus zu bauen, damit er überhaupt ein Dach über seinem Kopf hat.
Die alte Frau ist am Weinen, weil ihre Wohnung verbrannt ist. Sie kann höchstwahrscheinlich nicht mehr auf ihre Katzen aufpassen.
Es ist wirklich traurig zu sehen, dass viele Menschen sich richtig Mühe geben, arbeiten. Aber sie können am Ende nichts machen, weil ihr Haus verbrannt ist. Das ist wirklich traurig zu sehen. Das macht mich nicht nur traurig, sondern das macht mir auch Angst, weil das könnte jedem passieren.
Ich bin schon dankbar, dass ich in Österreich lebe, weil hier herrscht viel Hilfe. Das ist nicht in allen Ländern so. Würde ich in so einem armen Land leben und mein Haus würde brennen, dann wäre ich vielleicht auf der Straße und würde im Endergebnis sogar sterben. Nur, weil mein Haus verbrannt ist.
Geht in die Ausstellung und schaut euch die Bilder an, weil wir sollten schon froh sein, dass wir ein Dach über dem Kopf haben. Nicht jeder hat das! Macht euch über solche Sachen Gedanken. Viele Menschen haben den Wunsch, dass sie ein Dach über dem Kopf haben.
Autorin: Sezan
Happy Place
Ich habe die Ausstellung nicht besuchen können, habe mir aber ein Foto ausgesucht. Dieses Foto ist auf dem Cover des Flyers zur Ausstellung.
Auf dem Foto umarmen sich zwei Menschen in der Zeit der Pandemie zum ersten Mal nach langer Isolation.
Da jeder von der Pandemie betroffen war, nimmt uns das Foto sehr mit und lässt uns etwas fühlen. Wir alle kennen Menschen, die wir in diesen Zeiten nicht so oft zu Gesicht bekommen haben, und kennen daher wahrscheinlich das Gefühl, das die beiden Menschen auf dem Foto haben.
Corona hat mich müde gemacht, deshalb will ich jetzt nicht mehr schreiben.
Autorin: Kiana
„Bühne Oida!“ - eine Initiative von ORF III Kultur und Information in Zusammenarbeit mit der Plattform Social City Wien und dem Verein T.I.W.-Training, Integration & Weiterbildung.
Für ORF III betreut Vera Schmidt die Jugendinitiative.
Mehr zu Bühne Oida!