Trickfilme
Die jungen Filmemacherinnen und Filmemacher produzierten 15 Kurzfilme im WienXtra Medienzentrum, reichten sie ein und wurden eingeladen, sechs davon bei den video&filmtagen 2021 zu präsentierten.
Hier berichten sie darüber, wie es ihnen bei der Produktion der Kurzfilme ergangen ist, mit welchen Gefühlen man sich herumschlagen muss, wenn man sich den Fragen von Jury und Publikum bei einem Filmfestival stellt, und sie geben auch den einen oder anderen Tipp zur Optimierung dieses Festivals, das jedes Jahr im Herbst in der Wiener Urania stattfindet.
Alle 15 Filme der jungen Filmemacherinnen und Filmemacher vom Verein T.I.W. werden in den ersten drei Wochen im Dezember auf ORF III im Format „ORF III- Kunstraum“ zu sehen sein.
Silhas Eindrücke und Kritik
Ich war beim video&filmfestival im Uraniakino. Ich war zwar selber nicht beim Filmdreh dabei, aber ich wollte unbedingt schauen, wie die Filme von meinen Kollegen geworden sind. Ich bin auch hingegangen, weil ich für meine Kollegen da sein wollte, damit ich sie mit guter Laune unterstützen kann. Ich habe mit Muhammed und Demir vorher geredet, weil sie nicht wussten, was sie auf die Fragen antworten sollen. Zum Beispiel haben wir über den Film „Liebe“ mit Demir geredet. Aber auch über den Zauber-Rap mit Muhammed.
Es war dann auf jeden Fall sehr interessant, weil man auch gesehen hat, dass man selber solche Filme drehen kann.
Ich habe mir eigentlich etwas anderes erwartet, zum Beispiel längere Filme. Es war aber schon cool, weil das ist eine Sache des Respekts. Ich würde das selber nicht schaffen, weil wenn ich zu viele Sachen öfters ausprobieren muss, kann es sein, dass ich sehr schnell wütend werde. Weil man ja die ganze Zeit versuchen muss, ob etwas passt. Dann passt es nicht und man muss es immer wieder weiter versuchen. – Man braucht echt sehr viel Geduld für so etwas, halt, solche Filme zu drehen.
Ich fand es sehr schön. Die Filme meiner Kollegen waren sehr kurze Filme, aber solche Filme, die man sich anschauen würde. Wenn die Filme meiner Kollegen im Fernsehen laufen, dann werde ich sie mir auf jeden Fall anschauen, auch weil es lustig ist, die Leute zu kennen, die die Filme gemacht haben.
Was sie beim Festival verbessern können, wäre Folgendes: Sie sollten sich von vornherein schon überlegen, wer von der Jury als erstes redet. Die Leute von der Jury haben immer so gesagt: Mach du, nein du … Das war nervig und hat echt meine Geduld strapaziert. Ich wollte ja hören, was sie zu den Filmen sagen und nicht wie sie entscheiden, wer als erstes drankommt.
Ich war stolz auf meine Kollegen, dass sie sich getraut haben, auf der Bühne zu stehen und zu reden, aber am meisten stolz war ich auf Muhammed, der die meisten Fragen beantwortet hat. Ich persönlich wäre stolz auf mich, dass ich so einen Film drehe und den vor sehr vielen Leuten präsentiere.
Autorin: Silha
Kein Mensch ist vom Himmel als ein Meister gefallen!
Das ganze Projekt war sehr schön. Ich bin stolz auf meine Kollegen, weil wir so tolle Trickfilme gemacht haben, aber auch auf mich: fifty fifty.
Bei der Präsentation auf der Bühne war ich nervös, hatte Angst, dass ich die Fragen nicht beantworten kann und dass das Publikum es nicht verstehen wird. Ich habe nicht ein so perfektes Deutsch. Aber sie haben mich verstanden. Als es vorbei war, war ich nicht mehr so nervös und habe bemerkt, dass es nicht was Schlimmes war, auf der Bühne zu reden. Ich würde es wieder machen.
Am Anfang des Trickfilmprojekts war ich nicht anwesend, weil Probleme mit den Zoom-Meetings waren. Danach, im Mai, als Corona nicht mehr so schlimm war, wurde ich eingeteilt für das Medienzentrum. Dann habe ich mitgemacht, beim Vertonen geholfen. Wir haben Fotos gemacht und aus diesen Fotos haben wir einen Trickfilm gemacht. Bei „Saft-Magier“ war ich Regisseur für meinen Kollegen Magomjd, bei „Zauber-Rap“ war ich Darsteller. Ich hab gesungen, gepfiffen, gemurmelt (ich wusste beim „Rap“ selber nicht, was ich dort gesagt hab). Das war alles normal für mich, weil ich in der Volksschule schon ein Theater gespielt habe. Wir haben Romeo und Juliet gespielt. Ich war dort Romeo.
Magomjd, mein Kollege, und ich verstehen uns sehr gut und es hat mir Freude gemacht, mit ihm, Merisa und Raphael zu arbeiten. Ich weiß es nicht ganz genau, aber ich glaube schon, dass es wegen unserer Teamarbeit so gut funktioniert hat.
Gebt nie auf, macht weiter, glaubt nicht, dass ihr es nicht schaffen werdet. Kein Mensch ist vom Himmel als ein Meister gefallen. Seid nicht nervös! Vor der Kamera zu stehen und vor dem Mikrophon ist nichts Schlimmes. Es sieht schwer aus, aber es ist leicht. Man soll sich nicht schämen, es wird nichts Peinliches. Ich habe auch am Anfang gesagt, dass es nichts für mich ist. Aber dann habe ich es bemerkt: Trickfilme machen ist schon interessant.
Autor: Muhammed
Trickfilme selber machen
Wir haben im Medienzentrum Trickfilme gemacht. Das Anstrengende bei meinem Film „Liebe“ war, still zu stehen. Lange, sehr lange. Ich habe auch lange ein Knie am Boden haben müssen. Als Hauptdarsteller musste ich durchhalten, durfte mich nicht bewegen. Meine Füße haben sehr weh getan.
Für den Film haben wir aus Karton Herzen, Blumen und einen Ring mit Messer und Schere ausgeschnitten. Da war eine große weiße Leinwand, auf der nur unser Schatten zu sehen waren. Andere Personen haben eine Stange gehalten, auf der die Herzen dran waren.
Wir haben das nicht gefilmt, wir haben dort fotografiert. Weil wir Fotos gemacht haben, konnten wir Tricks machen. Zwischen den Fotos konnten wir etwas verändern. Zum Beispiel hat mir ein Kollege eine Blume in die Hand gegeben. Im Film war das nicht zu sehen, weil wir da kein Foto gemacht haben. Im Film habe ich einfach plötzlich eine Blume in der Hand.
Magomjd, ein Kollege von mir, hat die Fotos gemacht. Er hat mir gesagt, wie ich mich bewegen soll. Er hat mich immer erinnert, wie ich stehen soll, damit die Fotos zusammenpassen. Magomjd war Regisseur und Kameramann, aber eigentlich wie ein Trainer.
Dann haben wir mit dem Computer alle Fotos zu einem Film gemacht. Dann haben wir mit dem Mikrophon und dem E-Piano den Ton dazu gemacht und in den Computer eingespielt.
Wie ich den Film gesehen habe, war ich stolz, dass ich diesen Film gut gemacht habe. Ich bin heute noch stolz. Morgen werde ich auch noch stolz sein.
In der Wiener Urania wurden unsere Filme im Kino gezeigt. Ich bin mit zwei Kollegen auf die Bühne gegangen. Ich habe Angst gehabt, dass jemand über mich lachen könnte. Aber dann habe ich gesehen, dass niemand gelacht hat und ich war wieder stolz auf mich. Das hat sich sehr gut angefühlt.
Dort war auch eine Jury. Die haben gefragt, wie ich diesen Film gemacht habe, und ich habe gesagt, was schwer und was anstrengend war bei diesem Film.
Am Ende haben alle geklatscht, die Jury und das Publikum. Das hat ein sehr gutes Gefühl gemacht.
Du kannst auch, wenn du willst, einen Trickfilm machen, auf die Bühne gehen, stolz sein und dich gut fühlen!
Autor: Demir
Im Herz war das Gefühl
Ich habe geholfen, die Trickfilme zu vertonen, also Sounds gemacht. Zuerst hatte ich keine Idee, aber später hat es sehr viel Spaß gemacht, im Medienzentrum zu arbeiten. Beim Film „Begrüße den kleinen Hai!“ habe ich auch geholfen bei den Sounds, Hallo zu sagen in der arabischen Sprache. Außerdem habe ich meine Meinung zum Film gesagt, damit er noch besser wird. Ins Mikro zu sprechen war sehr komisch. Im Zimmer war es sehr leise und man konnte sein Blut fließen hören. Ich hatte keine Angst, aber es war komisch. Meine Stimme nachher zu hören war komisch, ich habe gelacht. Ich habe auch mit dem Keyboard geholfen, ich habe gespielt. Das war das erste Mal für mich am Klavier spielen, die Tastatur zu berühren. Das war ein gutes Gefühl in den Händen.
Ich habe auch bei einem anderen Film geholfen: „Liebe“. Ich habe die Herzen aus Karton ausgeschnitten und dann auf eine Stange gehängt.
Es war ein gutes Gefühl, bei diesen Filmen zu helfen. Wenn du so etwas auch machen willst, möchte ich dich motivieren!
Sechs unserer Trickfilme wurden in der Urania gezeigt. Ich war das erste Mal in der Urania, aber sonst schon oft im Kino. Wegen Corona mussten wir ein Formular ausfüllen. Nach der Registrierung haben wir ein Armband bekommen, sind ins Kino hineingegangen und die Filme wurden gespielt. Ich hatte Angst, dass die Leute im Kino unsere Filme nicht mögen. Als die Leute aber gelacht haben, hat mich das gefreut. Sie haben auch Applaus gemacht. Ich habe ein gutes Gefühl bekommen, im Herz war das Gefühl. Es hat mich gefreut.
Dejan, Demir und Muhammed sind auf die Bühne gegangen und haben darüber gesprochen, was wir gemacht haben und wie wir das gemacht haben. Das war gut, sie haben es gut gemacht. Ich habe mich nicht getraut, auf die Bühne zu gehen. Ich will das nicht machen, weil mein Deutsch und die Grammatik ist sehr schwach und ich kann keine guten Sätze machen.
Am besten gefallen mir Action-Filme. Unsere Filme sind keine Action-Filme, aber sie haben mir gefallen und die Arbeit war gut.
Autor: Abdulaziz
Haie und ein Opernsänger
Ich habe mehrere Filme gezeichnet: „Begrüße den kleinen Hai!“, „Show Shark“ und „Walter Amadeus“. Ich zeichne sehr viel, ich mache Filme auch in meiner Freizeit. Ich stelle sie auf YouTube und TikTok.
„Walter Amadeus“ wurde vertont, als ich nicht im Medienzentrum war. Ich wusste nicht, wie es werden würde. Als ich dann den fertigen Film gesehen habe, war es lustig für mich wegen der Stimme von Muhammed, wie er gesungen hat. Es war urschön und es hat gepasst für mich, ich war zufrieden. Der Ton war gut und die Leute haben geklatscht und gepfiffen – das hat mir gefallen.
„Show Shark“ – da bin ich auch zufrieden, der Ton war auch gut, die tieferen Töne waren gut, auch die höheren Töne.
Mein Film „Begrüße den kleinen Hai!“ wurde in der Urania im Kino gezeigt. Ich war aufgeregt und glücklich. Das Feedback, das der Mann auf der Bühne gesagt hat, war gut, aber ich war nur ein bisschen glücklich, weil ich nicht alles verstanden habe – sie haben urviel geredet.
Ich wollte nicht auf die Bühne gehen in der Urania, da war ich ein bisschen zu nervös. Wenn ich einmal doch auf der Bühne stehe und die Leute eine Frage stellen zu meinem Video, dann werde ich die Fragen beantworten.
Ich möchte weiter Filme machen. Ich habe noch keine Idee, ich werde noch ein bisschen nachdenken und überlegen.
Wenn du auch Zeichentrickfilme machen willst, aber nicht gut zeichnen kannst, dann kannst du auch beim Ton helfen.
Autor: Walter
Spielfilme mag ich mehr
Ich dachte, dass meine Kollegen einen Spielfilm gemacht haben. Aber es waren leider nur kurze Trickfilme. Das hat mich nicht so interessiert, Spielfilme mag ich mehr.
Drei von meinen Kollegen sind auf die Bühne gegangen. Die haben sich das getraut. Ich hätte mir das nicht wirklich getraut. Sie waren sehr mutig.
Im Kino gab es Popcorn, aber ich habe gedacht, dass man es nicht kaufen kann wegen Corona. Wir mussten die ganze Zeit die Masken aufhaben.
Das Kino hat mir nicht so gefallen, es ist schon alt. Ich mag lieber Kinos wie Cineplex.
Ich würde auch gerne einmal einen Film machen, aber einen Actionfilm.
Autor: Matthew
Bühnenangst
Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob es mir Spaß machen wird, Trickfilme zu machen. Ich habe einfach mit dem Zeichnen begonnen. Zuerst wollte ich etwas mit Weintrauben oder kleinen Entchen machen, aber ich habe mich dann für etwas Besseres entschieden: für eine Blume. Ganz spontan beim Zeichnen wurde die Blume dann eine Tulpe. In meinem Film wächst eine Tulpe und geht auf. Plötzlich wird sie mit einer Gartenschere abgeschnitten. Schade!!! Aber man muss einfach immer ein bisschen Drama machen.
Beim Vertonen des Trickfilms wurde das Dramatische noch verstärkt, durch Töne vom E-Piano.
Jetzt weiß ich, dass Trickfilme machen Spaß machen kann. Es war supercool und interessant. Vor allem, dass ich meiner Kreativität freien Lauf lassen konnte. Ich würde es auf jeden Fall wieder machen.
Dann habe ich erfahren, dass mein Film bei den video&filmtagen im Urania-Kino gezeigt wird. Ich wurde gefragt, ob ich auf die Bühne gehen und sprechen will. Zuerst wollte ich nicht. Keine Ahnung, irgendetwas ist passiert und ich bin doch auf die Bühne gegangen, trotz meiner Angst. Mir war es aber noch immer sehr unangenehm, als ich auf die Bühne musste. Ich wollte nicht, dass man mich auslacht und so weiter. Aber war ja nicht der Fall. Niemand hat gelacht, die Leute haben applaudiert, und ich hab mich wirklich gefreut, dass mich keiner ausgelacht hat. Ich war zufrieden mit mir und auch sehr stolz auf mich und meinen Film.
Ich war wirklich positiv überrascht. Es war ein super Gefühl und es waren alle sehr nett. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt und ich würde es wieder machen.
Habt keine Angst und macht einfach, geht zum Beispiel auf die Bühne oder macht Trickfilme!
Autor: Dejan
Nicht aufgeben wird belohnt
Ich war dieses Jahr noch nicht in der Gruppe, die die Trickfilme gemacht hat. Ich war aber neugierig, die Trickfilme meiner Kollegen zu sehen und ein neues Kino von innen zu sehen.
Am Anfang wurde von einem Moderator und einer Moderatorin erklärt, was man tun soll, also zum Beispiel Maske aufgesetzt lassen und applaudieren. Dann haben sie begonnen, die Filme abzuspielen. Am besten hat mir der Film „Liebe“ gefallen, bei dem ein junger Mann einem Mädchen zuerst ein Herz geben hat, danach eine Blume und dann einen Ring. Mir hat der Film besonders gut gefallen, weil der Junge es immer wieder versucht hat und nicht aufgegeben hat. Am Ende wurde er sozusagen belohnt: Sie hat seinen Heiratsantrag angenommen und ihm ihr Herz geschenkt.
Mir hat nicht so gefallen, dass die Moderator_innen so lange Feedback gegeben haben. Sie hätten sich kürzer fassen sollen, weil es dann nicht langweilig wird und man nicht so lang zuhören muss.
Du könntest auch dorthin gehen, es ist gratis und es gibt auch spannende Filme zu sehen. Nächstes Jahr wird vielleicht auch ein Trickfilm zu sehen sein, bei dem ich mitgemacht habe. Ich bin im Jahr 2022 in der Gruppe, die dann die Trickfilme im Medienzentrum macht. Wir haben gerade damit begonnen, Ideen zu sammeln.
Autor: Lukas
„Bühne Oida!“ - eine Initiative von ORF III Kultur und Information in Zusammenarbeit mit der Plattform Social City Wien und dem Verein T.I.W.-Training, Integration & Weiterbildung.
Für ORF III betreut Vera Schmidt die Jugendinitiative.
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