Jugendliche von AusbildungsFit Potenzial Jugend des Vereins T.I.W. besuchen die Shoah-Gedenkstätte vor der Nationalbank in Wien
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Jugendliche von AusbildungsFit Potenzial Jugend des Vereins T.I.W. besuchen die Shoah-Gedenkstätte vor der Nationalbank in Wien

Gedenkstätte Shoah-Namensmauer

Kurz nach ihrer Eröffnung Ende 2021 besuchten Jugendliche von AusbildungsFit Potenzial Jugend des Vereins T.I.W. die Shoah-Gedenkstätte vor der Nationalbank in Wien. Auf den vielen Steinplatten im Ostarrichi-Park sind fast 65.000 Namen von in der Shoah ermordeten jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus Österreich eingraviert. Natja, Sezan, Aleksandar, Walter, Abdulaziz und Kiana berichten über ihre Erfahrungen.

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Sehr viele Namen

Wir sind mit meiner Gruppe zu einem Denkmal gegangen. Da sind viele ganz große Platten mit vielen Namen, Vornamen und Nachnamen, und wann die Menschen geboren sind. Vorher habe ich gewusst, wir gehen dorthin, aber ich habe nicht gewusst, dass früher so viele Leute getötet wurden. Das war im Nationalsozialismus. Das hat mich ein bisschen erschreckt. Man kann alles anschauen und auch Namen finden. Da sind die Namen nach dem Alphabet aufgeschrieben. Ich habe Namen gesucht, aber ich habe meinen Nachnamen nicht gefunden.

Autor: Walter

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Wann kommt die Freiheit?

Meine Erfahrung, als ich die Gedenkmauer vor meinen Augen das erste Mal sah: Die Geschichte, die ich von meinen Eltern und von meiner Oma gehört habe, als ich klein war. Es ging über die Geschichte von damals mit den Juden und Jüdinnen. Es ist ein heikles Thema. Ihr solltet euch ein Bild machen, dass es damals nicht so einfach war wie heute. Bei dem Thema bekomme ich jedes Mal Gänsehaut, es wird mir unwohl. Ich habe die Geschichten nur gehört und erzählt bekommen, doch nie mit meinen eigenen Augen gesehen. Als ich die vielen Namen auf den Steinen gesehen habe, war ich so schockiert, dass ich dort, glaube ich, nicht mehr hingehen möchte. Es ist kein Ausflug, der Spaß macht, sondern jemandem zeigt, wie die Leute früher behandelt wurden. So viele Vorurteile und Urteile gegenüber MENSCHEN, ob Juden, Menschen mit Behinderungen, Dunkelhäutige oder Lesben und Schwule! Ich als Mensch würde nicht wollen, dass mich jemand so behandelt, wie die Leute das früher mit Juden getan haben.

Geht dorthin, wenn ihr bereit und reif für das seid, denn es ist kein spaßiges Thema.

Ich finde, dass das jedes Kind in der Schule hören sollte, denn sowas darf einfach nicht wieder passieren. Kinder sollten hören, wie früher Menschen behandelt wurden, auch um zu überlegen, wie sie selbst mit anderen umgehen.

Egal wie oft man es versucht und es nicht gelingt, seine Freiheit zu haben, doch sollten wir einander haben. Denn ich kann es selber sagen, denn ich wurde auch verurteilt wegen meiner Nationalität und meinem Aussehen. Es gibt viele Leute, die ihre Meinung haben und sagen, das ist nicht richtig. Doch wenn du dich so richtig in deiner eigenen Haut fühlst, wer kann es dir schon verbieten?

Ich kann verstehen, wie viel Hass sich aufbauen kann, doch man sollte sich nicht das Recht nehmen, jemanden umzubringen. Man hat dieses Recht nicht, jemandem zu sagen, ob er leben darf oder nicht.

Zuletzt möchte ich euch sagen: Egal, wie viel Schmerz ihr dadurch gelitten habt, wie ihr behandelt wurdet oder die Fehlurteile an euch, seid euch bewusst, niemand kann euch zu denjenigen machen, die ihr nicht sein wollt!

Autorin: Natja

Meine traurige Erfahrung von den Juden

Wir waren im 9. Bezirk neben der Nationalbank und haben viele eingravierte Namen gesehen. Die Namen waren alle von Juden, die von Hitler getötet wurden. Das waren Männer, Kinder, Frauen, das waren auch viele Familien. Für mich war das eine sehr große Erfahrung, wie das Leben damals für die Juden war. Dass es sehr traurig und sehr grauenvoll für sie war, dass sie keine Rechte hatten und dass sie andauernd beschuldigt wurden für alles. Dass sie sowas erleben mussten, obwohl sie nichts gemacht hatten. Für mich ist das eine sehr traurige Geschichte der Menschheit und sowas sollte nie wieder passieren. Für mich war es ein sehr trauriges Erlebnis so viele Namen, also so viele Leute zu sehen, die getötet wurde.

Man sollte jeden Menschen gleich behandeln, weil wenn man jeden Menschen gleich behandelt, dann gibt es keine Wut zwischen den Menschen und jeder kann glücklich sein.

Ihr solltet ruhig dorthin gehen und das anschauen, weil wenn ihr das macht, werdet ihr ein komplett anderes Bild haben. Wenn ihr vielleicht jetzt etwas gegen Juden habt, dann würde sich euer Bild, das ihr gegen Juden habt, verändern.

Autor: Aleksandar

Menschen ohne Schuld

An einem windigen Tag waren wir im 9. Bezirk neben der Nationalbank und haben uns viele eingravierte Namen von Juden und Jüdinnen angesehen, die von Hitler getötet wurden. Wie dieser Tag war auch die Geschichte sehr kalt. Die Geschichte, die wir uns angeschaut haben, war sehr traurig. Sowas würde man keinem Menschen wünschen. Es wurden viele Jugendliche, ältere Menschen, Frauen und Familien getötet, die keine Schuld hatten. Es werden heutzutage noch immer viele Menschen ohne eigene Schuld getötet, nicht in Österreich, aber in vielen anderen Ländern auf der Welt.

Ich habe mich dort sehr traurig gefühlt, weil ich so viele Namen gelesen habe.

Autorin: Sezan

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Das Leben ist kein Spiel

Als ich die vielen Namen von Getöteten gesehen habe, war das sehr traurig und fast unerträglich. Das hat mich erinnert an meinen Onkel und andere Menschen, die in Syrien gestorben sind, als unsere Stadt angegriffen wurde von Terroristen. Das war sehr schlimm, ich wollte das Gefühl vergessen. Es soll nicht sowas geben in unserem Leben, in unserer Welt. Es sollte nicht noch einmal so etwas passieren in unserem Leben, weil es ist unerträglich, es sollen nicht noch mehr Leute sterben wegen Kämpfen und solchen Dingen. Es gibt noch Kämpfe in arabischen Ländern und die Leute sterben.

Es soll im Leben Frieden geben, dass wir alle in Österreich im Frieden leben, nicht in Streit und Kampf oder Krieg.

Ich habe schlimme Dinge gesehen und erlebt, es waren Bomben in der ganzen Zeit, Ost und West, Norden und Süden. Das war sehr schlimm. Aber es hat auch verändert, wie ich mit Menschen umgehe. Ich bin ein bewusster Mensch geworden. Leute werden das vielleicht mit 14 oder 16 oder 18. Ich bin mit 10 Jahren ein bewusster Mensch geworden.

Das Leben ist kein Spiel, alle Menschen haben Gefühle und wir müssen die Gefühle der Menschen respektieren und vor allem: Kein Mensch darf einen anderen töten!

Autor: Abdulaziz

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Die Tausenden Namen der Ermordeten

Ich bin mit der Gruppe zur Nationalbank gegangen und wir haben uns die Gedenkmauer in Wien angeschaut. Als wir erstmals die vielen Namen der Tausenden Ermordeten gesehen haben, wurden wir sehr traurig. Ich habe erstmal ein paar Kerzen angezündet und habe die Namen überflogen. Als ich auch meinen Nachnamen öfters dort stehen gesehen habe, wurde mir kalt.

Ich bin der Meinung, dass man kein großes Interesse den Judenermordungen gegenüber braucht, um dort hinzugehen, sondern dass es einfach reicht, dass es ein wichtiges Thema unserer Geschichte ist und man sich auch damit auseinandersetzen sollte. Wenn‘s bockt, dann kann man einfach hingehen. Das Denkmal befindet sich im 9. Bezirk in Wien vor der Nationalbank.

Autorin: Kiana

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„Bühne Oida!“ - eine Initiative von ORF III Kultur und Information in Zusammenarbeit mit der Plattform Social City Wien und dem Verein T.I.W.-Training, Integration & Weiterbildung.

Für ORF III betreut Vera Schmidt die Jugendinitiative.

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