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Wildes Wien - die 60er & 70er-Jahre

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Lange hatte Wien den Spitzenplatz - und auch nach einem leichten COVID-bedingten Abstieg gilt immer noch: Wien ist eine der lebenswertesten Städte der Welt. Plank herausgeputzt und sauber sowieso. Man begegnet einander in freundlichen Zonen, Obdachlose werden aus Parks verbannt und der Straßenstrich wird vor die Stadtgrenze ausgelagert. Das ist alles zu begrüßen – vor allem aus touristischer Perspektive. Und doch gibt es eine gewisse Sehnsucht nach räudigeren und ungebändigten Zeiten – nach dem „Wilden Wien“ der 1960er- und 70er-Jahre. In ihrer Doku erzählt Alexandra Venier von Etablissements, in denen Politiker – damals ausschließlich männliche – von der Presse völlig unbehelligt nicht nur reden konnten. Vom Aufbegehren der Künstler gegen das Nazi-Erbe der Stadt, das in der berühmten „Uni-Ferkelei“ mündete.

Peter Weibel
ORF/Gasoline/Peter Schellnast
Künstler & Revolutionär: Peter Weibel erinnert sich an die so genannte „Uni-Ferkelei“

Von veritablen Bandenkriegen im Unterweltmilieu, von Rotlicht-Rivalitäten und vom berühmten Herren-Club 45, in dem sich die Spitzen der Politik trafen. Zu Wort kommen André Heller, Teddy Podgorski, Peter Weibel,

Anneliese Rohrer
ORF/Gasoline
Anneliese Rohrer

die Journalistinnen Anneliese Rohrer und Margit Haas, sowie der Nachtgastronom Anton Österreicher und der einstige Rotlicht-Zampano Freddy Rabak.

Freddy „Cadillac“ Rabak, ehem. Zuhälter und jetzt Unterwelt-Poet
ORF/Gasoline/Peter Schellnast
Freddy „Cadillac“ Rabak, ehem. Zuhälter und jetzt Unterwelt-Poet

Wien hat etwas Unheimliches an sich, konstatiert Teddy Podgorski. Heute aber wohl längst nicht mehr so sehr wie in jenen Jahren, in denen es in der Stadt wie in einer alten Speis roch - wie André Heller die Zeit olfaktorisch einzuordnen weiß.

André Heller
ORF/Gasoline
André Heller

Schmutziggrau war die dominierende Farbgebung der auslaufenden 50er- und frühen 60er-Jahre, kontrastiert durch das Rotlicht, in das die Nächte getaucht waren. Und die konnten es durchaus in sich haben – was daran liegt, dass der Wiener ein durchaus empfindsames Gemüt hat. Ein falsches Wort konnte im entsprechenden Milieu schon genügen, um mit einem Bauchstich gemaßregelt zu werden.

Die Ehre der (Ex-)Strizzis: Harry Hauke, Anton Österreicher, Peter Konstantin Laskaris
ORF/Gasoline/Götz Schrage
Die Ehre der (Ex-)Strizzis: Harry Hauke, Anton Österreicher, Peter Konstantin Laskaris

Anton Österreicher, Betreiber diverser Lokalitäten, weiß das am besten, handelte er sich doch einst gar einen Kopfschuss ein. Zu Silvester 1968 kulminierte ein Bandenkrieg rivalisierender Unterweltbosse, der viele Tote forderte.

Teddy Podgorski
ORF/Gasoline
Teddy Podgorski

1968 war auch die Zeit der Studentenrevolte – die sich ein Mann ganz besonders an sein Banner heften kann: Teddy Podgorski. Die Reporterlegende musste seinerzeit studentisches Aufbegehren und teures Filmmaterial in Einklang bringen. So suchte er sich im Audi Max seine Protagonist*innen, verköstigte sie vorab mit Schnitzeln und Bier, stattete sie mit Tomaten und Eiern aus und gab dann den Marschbefehl für die Kamera. Bis er Stopp rief – und die Filmrolle wechselte.

„Wiener Dreck“ erzählt auch vom „Club der senkrecht zu Begrabenden“ des Hanswurst, Agent Provocateur und später als Mörder verurteilten Udo Proksch und vom Imperium des Nachtgastronomen Heinz Werner Schimanko.

Stundenhotelier Heinz-Rüdiger Schimanko
ORF/Gasoline/Peter Schellnast
Stundenhotelier Heinz-Rüdiger Schimanko

Regie
Alexandra Venier

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