Wiener Nächte - Musik und Melancholie

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In den letzten Jahren hat Popmusik aus Österreich ein fulminantes Revival erlebt. Wanda, Voodoo Jürgens und einige andere mehr füllen national wie international große Hallen – mit dem angestaubten Begriff „Austropop“ wollen die meisten der jungen Stars nichts zu tun haben. Der Film der ORF Redakteure Dietmar Petschl und Siegfried Steinlechner geht an die Wurzeln, trifft die Protagonisten in ihren Wiener Biotopen und zeichnet so ein sehr nahes Bild der Menschen, die ihr Wien und ihr Österreich leben. Die meisten der Protagonisten kennen und schätzen sich noch aus Zeiten, in denen niemand diesen Hype vorausahnen konnte. Die neuen Stars treffen Freunde aus der Szene, erzählen Anekdoten über Wien, ihr Leben und ihre Musik.

Ernst Molden und Willi Resetarits
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Ernst Molden und Willi Resetarits

Willi Resetarits, der 2022 verstorben ist, konnte als einer der ganz großen Meister dieser Wiener Musikwelt beim Film dabei sein. „Das Gute an der Musikszene ist ja: man kann sagen, die meisten sind keine Arschlöcher“, meint der Sänger, Songschreiber, Literat und Nachwuchsförderer Ernst Molden im Film.

Conchita Wurst, Birgit Denk und Boris Bukowski
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Conchita Wurst, Birgit Denk und Boris Bukowski

„Wiener Nächte“ kommt mit viel Wiener Schmäh, Lokalkolorit und ganz viel Musik daher, die direkt, unplugged in den Locations, in denen die Protagonisten leben, stattfindet. Außerdem begleiten wir die Musiker bei einer Fotosession zu einem opulenten Gruppenbild, auf dem der Fotograf Lukas Hüller zugunsten des Wiener Integrationshauses mehr als 50 Musikerinnen und Musiker versammeln konnte. 

Bild von Lukas Hüller
ORF/Lukas Hüller

Wien ist Schmelztiegel und Kulturbiotop der „Szene wider Willen“. Mit einer gesunden Portion Dickköpfigkeit und Verweigerungshaltung transformieren Musiker wie Marco Wanda, Birgit Denk, Sibylle Kefer, Willi Resetarits, Ernst Molden, Der Nino aus Wien oder Voodoo Jürgens das altehrwürdige Wienerlied zu einer rauen, dreckigen Popsprache – ganz ohne Glamour oder Showeffekte. Und so unprätentiös wie die Musik ist auch der Umgang der Musiker miteinander: Man kennt einander und musiziert gemeinsam, die Altvorderen stehen immer wieder gerne gemeinsam mit den Jungstars auf der Bühne.

Attwenger, Voodoo Jürgens und Der Nino aus Wien
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Attwenger, Voodoo Jürgens und Der Nino aus Wien

Der Wiener Dialekt ist (wieder) in aller Munde. Allen gemeinsam ist vor allem ihre Liebe zur Musik: um Traditionspflege geht es da keineswegs. Das Wienerlied mit diversen Einflüssen anderer musikalischen Stilrichtungen verwoben erlebt einen nie geahnte Renaissance und damit Höhenflug. Man gibt sich inhaltlich weltoffen und gesellschaftskritisch.

Marco Wanda
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Marco Wanda

Was macht aber die Essenz des (modernen) Wienerliedes aus? Romantisch, verrucht, angestaubt und hin und wieder derb. In der Summe das, was Wiener selbst gern als „räudig“ bezeichnen. Nicht wegzudenken ist das „Raunzate“. Man muss allerdings keineswegs gebürtiger Wiener sein, um zur Partie zu gehören. Und was besonders wichtig ist: die Kategorisierung des „modernen Wienerlied-Interpreten“ will keiner so recht auf sich sitzen lassen.

Sibylle Kefer
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Sibylle Kefer

Die Wiener Szene ist quicklebendig. Ihr Erfolg ist kein plötzlich entstandener Hype, er ist von Künstlern und Musikbegeisterten über viele Jahre mühsam aufgebaut worden. Die neue Wiener Szene ist gekommen, um zu bleiben.

Regie
Dietmar Petschl
Siegfried Steinlechner

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