
Weites Land
Salzburg
Stimmt es tatsächlich, dass jedes Klischee einen wahren Kern hat? Gibt es eine österreichische Seele oder deren viele? Bildet Landschaft Charakter aus und bieten Traditionen in einer zusehends unübersichtlicheren Welt Halt oder sind sie mehr Korsett?

Auf ihrer feuilletonistischen Landvermessung begibt sich Regisseurin Jennifer Rezny in einer neuen Folge der Reihe „Weites Land“ nach Salzburg, wo sie unter anderem auf Salzburgs jüngsten Hutmacher mit eigenem Geschäft trifft, sich Peitschen um die Ohren schnalzen lässt und dem Begriff Heimat nachspürt. Prominenteste Protagonistin dieser Ausgabe ist die langjährige Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler.

Ein Handwerk mit uralter Tradition, das immer mehr in Vergessenheit gerät, übt Hutmacher Leon aus. Er selbst ist freilich nicht rückwärtsgewandt, sondern mit Mitte 20 der jüngste seiner Zunft mit eigenem Geschäft in Österreich. Aus der Ferne erscheinen die Dinge kleiner. Nach Praktika in Portugal und in der Schweiz erscheint ihm die Landeshauptstadt trotz weltläufigen Gehabes auch nicht anders als ein „Kuhdorf“. Die Mentalität der Menschen in der Stadt beschreibt er als ängstlich.

Heftigen Widerspruch würde er von Helga Rabl-Stadler für diese Einschätzungen ernten: Salzburg sei klein genug, um sich darin wohlzufühlen, verfüge andererseits – zumal in der Festspielzeit – über internationale Strahlkraft. Zu letzterer hat sie in ihrer langen Zeit als Festspielpräsidentin wohl maßgeblich beigetragen. Den Menschen der Stadt wünscht sie gleichwohl mehr Neugier als Altgier.

Viel unterwegs ist Werner, schließlich bietet der Fiaker Pferdekutschfahrten durch die malerische Landschaft Abtenaus an. So ist in ihm auch noch niemals Fernweh aufgekommen. Am Meer war er noch nie. Zum Glück habe er einen Hund, da seien weite Reisen gar nicht möglich. Tradition hält er für unverzichtbar im Leben. Als Schnalzerreferent unterweist er den Nachwuchs und gibt den Takt vor.

Manche Bräuche wie etwa Perchtenläufe fand Hrusto anfangs schon etwas gewöhnungsbedürftig. Er floh 1992 vor dem Bosnienkrieg nach Österreich, seine heutige Ehefrau Azra war davor schon im Land. Was für die beiden Heimat sei? Das sei der Ort, an dem ihre Kinder mit ihnen in Sicherheit leben können.

Zu Wort kommen ebenfalls der Halleiner Pensionist Franz und die Opernsängerin Nicole.

Regie
Jennifer Rezny
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