Weites Land Oberösterreich
Es sei tatsächlich ein weites Land, im Herzen aber bisweilen doch ein wenig verengt, wenn die Angst vor dem Fremden durchschlägt. Die Menschen seien hier die denkbar freundlichsten, dann doch wieder skeptisch und geheimnistuerisch – so nuanciert und bisweilen widersprüchlich urteilen Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher über ihr Bundesland in einer neuen Ausgabe von Jennifer Reznys feuilletonistischer Landesvermessung. Wieder tritt die Regisseurin an, Klischees auf ihren Wahrheitsgehalt abzuklopfen und Vorurteile zu hinterfragen. Prominenteste Protagonistin ist die Singer/Songwriterin Ina Regen.
Barbara ist vielfache Mutter und Bäuerin, doch sie sieht eher wie eine Dame von Geblüt aus – zumal, wenn sie eine Goldhaube trägt. Eine Tracht, so sagt sie, sei wie eine Rüstung: sie verleiht Haltung, verändere aber auch innerlich. Barbara ist in der Goldhaubengruppe Mauthausen aktiv, ein historisch schwer belasteter Ort. Obwohl dies im Alltag nicht im Vordergrund ihres Denkens stehe, sagt sie doch: „Es gibt Orte mit negativer Energie“.
Die Rüstungen, mit denen sich Herry umgibt, werden aus Stahl-Gusseisen-Aluminium-Legierungen gefertigt. Schon am Werkstoff ist Herry als Geschäftsführer eines Betriebs für Metallfertigung viel gelegen – darüber hinaus sind diese „Rüstungen“ auch noch viele PS stark: der Eggendorfer hat eine umfangreiche Auto- und Motorrad-Sammlung - und ein wenig die Anmutung eines Actionhelden. Er sei quasi mit Benzin großgezogen worden, sagt er, und hat ein durchwegs althergebrachtes Bild von Geschlechterrollen: Der Mann habe den Wohlstand seiner Familie zu sichern. Wo ist Heimat? Wo man dereinst begraben sein möchte?
Für Hanna ist dies jedenfalls Linz, keinesfalls Mistelbach oder Wien. Als Zehnjährige kam die plastische Chirurgin und Künstlerin aus Südkorea nach Österreich. Fremdenfeindlichkeit habe sie lange keine erfahren, doch das Volksbegehren "Österreich zuerst“ – obwohl mit einer Eintragungsquote von 7.35 % weit hinter den Erwartungen der Initiatoren geblieben – habe schon so etwas wie einen Dammbruch bedeutet.
Heimat ist für Ina Regen zu allererst eine positive Zukunftserzählung: wie wollen wir unser Land gestalten, damit auch die nachfolgenden Generationen ein gutes Heimatgefühl haben können? Ihre Landsleute schätzt sie bisweilen als verschlossen ein, ist jedoch Vertrauen hergestellt und stimmen die Bedingungen, gehen sie auf „wie eine Knospe“.
Eine Bierbrauerei betreiben Martin und Johanna auf ihrem Hof in Treubach. Ihnen ist wichtig, das Oberösterreich auch im Ausland wohlangesehen ist. Und sie schätzen die gute Infrastruktur: alles sei innerhalb von 50 Kilometern erreichbar.
Regie
Jennifer Rezny