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Weites Land

Steiermark

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Besonders lustvoll seien sie, die Steirer. Graz verzaubere mit nahezu mediterranem Flair. Und Altausseer seien eigentlich gar keine richtigen Steirer – sondern geradezu eine eigene Spezies. Klischees sind dazu da, um sie zu widerlegen und doch offenbaren sie so oft einen wahren Kern. Auf ihrer (Land-)Vermessung der österreichischen Seele spürt Regisseurin Jennifer Rezny in einer neuen Folge dem nach, was das „grüne Herz“ Österreichs höherschlagen lässt, und wo sich in diesem Untiefen auftun. Dabei trifft sie wieder spannende Zeitgenossinnen und Landesbewohner.

Peter und Irena mit Hund Louis
ORF/Feuer & Flamme Film
Peter und Irena mit Hund Louis

Kleider machen Leute – das weiß das Ehepaar Peter und Irena aus Graz. Nicht, dass sie nicht schon zuvor welche gewesen wären, ist sie doch ehemalige Ballerina, er Chirurg. Beide sind stets chic gewandet, ein Hauch von Glamour umweht die beiden. Zu behaupten ihr musikalischer Chihuahua-Rüde Louis sei bloßes Accessoire wäre ebenso unfair wie jeder Vergleich mit dem deutschen Reality-Soap-Paar „die Geissens“. Die gebürtige Russin Irena ist zutiefst dankbar für ihr Leben in Graz an der Seite ihres Mannes. Die große Unzufriedenheit vieler Österreicher*innen kann Peter nicht nachvollziehen: „Es fehlt manchen die Demut“.

Gastwirt Paul aus Altaussee
ORF/Feuer & Flamme Film
Gastwirt Paul aus Altaussee

Dort, wo ein berühmter Bond-Bösewicht – Klaus Maria Brandauer nämlich – aufgewachsen ist, hatte Paul schon seine Begegnung mit 007: in Altaussee. Er ist Wirt eines zum Gasthaus umfunktionierten Jagdhauses direkt am See, wo eine Szene für den Film „Spectre“ mit Daniel Craig gedreht wurde. Die Altausseer seien stolze Menschen, was aber nichts Negatives sei: „Wir schauen darauf, dass wir es uns hier schön machen und dass das, was Gott uns geschenkt hat, schön bleibt.“

deeLinde und Familie beim Jodelunterricht auf der Alm
ORF/Feuer & Flamme Film
deeLinde und Familie beim Jodelunterricht auf der Alm

Ohne Worte können sich deeLinde und ihre Familie miteinander verständigen: Sie jodeln, was ein Urausdruck der österreichischen Seele - selbstredend ganz besonders der steirischen - sei. Die Familie ist in Johnsbach im Gesäuse ansässig und ortet innerhalb der Region große Mentalitätsunterschiede: „Für die Altausseer sind wir die da unten, die Untersteirer. Die schauen schon ein bisschen auf uns herab.“

Nora und Thomas Spitzer beim Kanu fahren am eigenen See
ORF/Feuer & Flamme Film
Nora und Thomas Spitzer beim Kanu fahren am eigenen See

Der bekannteste Steirer in dieser Ausgabe von „Weites Land“ ist Thomas Spitzer, Mastermind der EAV, begnadeter Graphiker, ausgestattet mit einer Zunge schärfer und schneller als ein Florett. Mit Partnerin Nora lebt er in Feldbach, südöstlich von Graz. Die steirische Metropole bezeichnet er als seine kulturelle Heimat. In Österreich, zumal in der Steiermark, ortet er eine Neidgesellschaft: „Uns geht es zu gut“. Mit sich selbst geht er nicht zimperlich ins Gericht: ein sturer Steirer sei er, verfressen, versoffen und uneinsichtig“. Um mildernd nachzusetzen: „aber trotzdem liebenswert“. Auf die Frage, wie denn die Steiermark rieche, antwortet er erdig: „Nach Misthaufen.“

Heinz Detlef Prelicz
ORF/Feuer & Flamme Film
Heinz Detlef Prelicz

In der südlichsten Steiermark, nahe der Grenze zu Slowenien, lebt der 82jährige pensionierte Biologie- und Chemielehrer und Pilzexperte Heinz-Detlef. Seiner Meinung nach sind die Steirer „gute Denker, innovativ, gemütlich und manchmal auch bissl blöd, aber sie lassen sich nix gefallen.“

Drag King Liam Choclit
ORF/Feuer & Flamme Film
Drag King Liam Choclit

Weiters bittet Jennifer Rezny zum Rendezvous mit der Eventmanagerin Lisa. In ihrer Freizeit verwandelt sie sich nicht in eine Queen, sondern in einen King – in den Drag-King Liam wohlgemerkt. Schon in ihrer Kindheit schlüpfte sie gerne in Männerrollen. Sie findet, dass in der Steiermark noch immer Geschlechterstereotype vorherrschen, nach dem Motto: Männer sind Machos und Frauen können nicht Auto fahren. Etwas, dem sie sich mit ihrem fluiden Umgang mit Geschlechteridentitäten entgegenstellt.

Regie
Jennifer Rezny

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