Weg damit - Die Kunst der Entsorgung
Müll & Poesie
Und er ist Ansichtssache. Was wir loswerden und nicht mehr sehen wollen, nennen wir Müll. Müll – zumindest scheinbar - zum Verschwinden zu bringen, strengt uns ordentlich an.
In dem Dokumentarfilm von Karin Berghammer begibt sich die originelle Denkerin Elisabeth von Samsonow an die Orte, an denen das Weggeworfene gesammelt, mit Baggern und Greifer-Krallen verladen, bewegt, händisch sortiert oder gerettet und einer neuen Bestimmung zugeführt wird.
Sie steigt im steirischen Gössendorf in die Kanalisation, zieht angesichts von Schaumkronen in der Kläranlage Parallelen zu Schöpfungsgeschichte, sinniert in Krems über einen glitzernden Berg Aludosen und unterhält sich mit Mitarbeitern der Umladestation über die florierenden Geschäftsaussichten der Abfallwirtschaft. Dabei lässt sie uns stets teilhaben an ihren Gedanken, die zwischen alltagspraktischen Überlegungen und philosophischen Reflexionen changieren. Ihre Betrachtungen sind so tiefgründig wie humorvoll und verführen uns dazu, Altbekanntes neu zu denken und zu sehen.
Wie etwa Bernhard Bogner, Betriebsleiter der Müllverbrennung Dürnrohr, der lachend erzählt, dass sich beim Blick in die Mülltonne das Intimste der Menschen offenbart. Was da alles dazugehört, dokumentiert im oberen Mürztal eine im Müllsammel-LKW montierte Kamera. So werden im Pilot-Projekt „Smart Waste“ „Fehlwürfe“ aufgezeichnet und mittels Künstlicher Intelligenz Wertstoffe identifiziert. Der Bürgermeister schwört Datenschutz.
Plastik mit seinem hohen Brennwert ist in der Müllverbrennung willkommen, im Biomüll verschmäht. In der riesigen Kompostieranlage „Erdenreich“ im niederösterreichischen Langenlois zeigt Qualitätskontrolleurin Silvia Seizer, wie aufwendig die Kunststoffrückstände herausgefiltert werden müssen, um sauberen Kompost zu erhalten.
Auch Berthold Schleich, Geschäftsführer der ARGE Abfallvermeidung, ist Plastik ein ganz besonderer Dorn im Auge. Nur beim Fisch-Einkauf am Grazer Kaiser Josef Markt benütz er mangels Alternativen zähneknirschend noch ein Plastiksackerl. Doch Berthold Schleich, Aufklärer seit 40 Jahren, gibt sich keinen Illusionen hin: Die individuellen Mühen allein werden nicht ausreichen, das Klima zu retten, beherzte Politik ist überfällig, die Chancen stehen schlecht. Denn ohne Abfall, keine Abfallwirtschaft, kein Geschäft.
Regie
Karin Berghammer