
Vergiss mein nicht
Anlässlich des Welt-Alzheimertages am 21. September zeigt der ORF die vielfach preisgekrönte Dokumentation „Vergiss mein nicht“ von David Sieveking. Der Regisseur hat mit einem Filmteam seine an Alzheimer erkrankte Mutter mit der Kamera begleitet und erzählt in diesem berührenden Film ihre Geschichte und die Auseinandersetzung seiner Familie mit der unheilbaren Krankheit.

Sievekings Mutter Gretel wird über viele Jahre von ihrem Ehemann Malte betreut, bis er an die Grenze seiner Belastbarkeit kommt. Damit er einmal Urlaub machen und sich erholen kann, zieht David wieder in sein Elternhaus, um sich um seine Mutter zu kümmern. Während dieser Zeit beginnt er ihr Zusammenleben, ihre Gespräche und somit auch den Verlauf der Krankheit festzuhalten. Er ist nun Sohn, Betreuer und Dokumentarfilmer in einer Person – seine Gegenwart bereiten Gretel offensichtlich Freude.

Die Symptome der Krankheit treten immer deutlicher auf. Gretel zieht sie sich anfangs immer mehr zurück, sie ist oft verwirrt, ängstlich, erschöpft und sie verliert langsam ihr Gedächtnis. Ihren Lebensmut verliert sie jedoch nicht. Mit viel Humor, Wortwitz und Ehrlichkeit gelingt es der Familie oft schwierige Situationen zu meistern.

Erst durch die Alzheimer-Erkrankung beginnt der Sohn sich genauer für die Vergangenheit seiner Eltern zu interessieren, eine Vergangenheit, an die sich seine Mutter jetzt kaum noch erinnern kann. Um Malte abzuholen reist David mit Gretel in die Schweiz, wo das Ehepaar früher gelebt hat und begibt sich auf eine Spurensuche.

David lernt seine Mutter von einer anderen, ihm völlig neuen Seite kennen. Er erfährt nicht nur vom politischen Engagement der ehemaligen NDR-Moderatorin, überzeugten Sozialistin und engagierten Feministin. Ein früherer Weggefährte und Liebhaber von Gretel erzählt von der Zeit, als sie einer marxistischen Gruppierung angehörten aber auch von Krisen der „offene Ehe“, die seine Eltern damals führten.

Am Ende ihrer mehr als 40-jährigen Beziehung kommen sich Gretel und Malte wieder sehr nahe und erleben noch einmal eine Zeit der liebevollen Begegnungen. Zu ihrem Hochzeitstag fährt das Paar nach Hamburg, wo ihre Liebe einst begann. Es soll ihre letzte gemeinsame Reise werden.

Mit „Vergiss mein nicht“ ist dem Regisseur David Sieveking ein sehr einfühlsamer, respektvoller fast heiterer Film über das schwierige Thema der Alzheimer-Demenz gelungen. Und ein liebevolles Porträt seiner Mutter, die einst eine intellektuelle, kühl-distanzierte Frau und Mutter war, durch ihre Demenz letztendlich aber sehr herzlich und offen geworden ist. „Vergiss mein nicht“ erhielt beim Internationalen Filmfestival von Locarno 2012 den Hauptpreis der Sektion Semaine de la Critique. 2012 bekam er den Hessischen Filmpreis als Bester Dokumentarfilm und wurde beim Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm mit dem Preis des Goethe-Instituts ausgezeichnet.