Universum History

Olivenzweig und Sturmgewehr - Das Leben des Jassir Arafat

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Er galt als Terrorist und wurde Friedensnobelpreisträger – Palästinenserführer Jassir Arafat.

Ein Widerstandskämpfer, der zum Staatsmann aufstieg. Der damalige österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky trug dazu bei, ihn salonfähig zu machen. Später ist Kreisky jedoch enttäuscht vom PLO-Führer. Die „Universum History“-Dokumentation „Olivenzweig und Sturmgewehr – Das Leben des Jassir Arafat“ zeichnet am Freitag, dem 15. September, um 22.35 Uhr in ORF 2 das bewegte Leben von Jassir Arafat nach, der vielen auch nach seinem Tod 2004 ein Rätsel geblieben ist.

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Jassir Arafat während seiner Isolation in Ramallah, 12. September 2003.

Der Ursprung des Nahost-Konflikts

Der Sieg Israels im Sechs-Tage-Krieg gegen die arabischen Nachbarstaaten 1967 gilt als einer der Mitgründe für den bis heute schwelenden Nahost-Konflikt. Mit einem Präventivschlag gegen ägyptische Luftwaffenbasen will Israel einem befürchteten Angriff der arabischen Staaten zuvorkommen, im Zuge des Konflikts werden der Gaza-Streifen, das Westjordanland und die Altstadt von Jerusalem besetzt, und damit Gebiete mit vorwiegend palästinensischer Bevölkerung.

Durch den Sechs-Tage-Krieg rückt auch die politische Figur Jassir Arafats ins Rampenlicht. Der vormalige Unternehmer setzte sich in den Jahren danach an die Spitze der Palästinenserbewegung. Als Kopf des bewaffneten Widerstandes wird PLO-Chef Jassir Arafat immer als Letztverantwortlicher für den palästinensischen Terror gesehen, als Politiker agiert er immer mehr als „Friedensengel“. Sein erster Auftritt auf der internationalen Bühne findet 1974 vor der UN-Vollversammlung statt. Dass er als legitimer Führer der Palästinenser, einem Volk ohne Land, von vielen Ländern anerkannt wird, verdankt er vor allem Bruno Kreisky. Der österreichische Bundeskanzler sucht als einer der ersten westlichen Politiker den Ausgleich mit Israel auch im Dialog mit den Palästinensern.

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Jassir Arafat landet in Kuba, vor einem Treffen mit Fidel Castro.

Bruno Kreisky und seine Beziehung zu Jassir Arafat

Über viele Jahre bleiben Arafat und Kreisky in Kontakt, bis 1983 ein enger Freund des Kanzlers durch eine PLO-Splittergruppe ermordet wird, und es zum Zerwürfnis kommt. Den größten Triumph Jassir Arafats kann der 1990 verstorbene Bruno Kreisky nicht mehr miterleben: 1994 wird dem PLO-Führer zusammen mit den israelischen Politikern Shimon Peres und Jitzchak Rabin der Friedensnobelpreis verliehen: Für die gemeinsamen Friedensbemühungen, die ohne die vorhergegangene Anerkennung des Staates Israel und den Gewaltverzicht durch Arafat nicht möglich gewesen wären. Maßnahmen, die ihm Bruno Kreisky immer wieder nahegelegt hat.

Doch trotz der Anerkennung durch die Weltgemeinschaft verliert der PLO-Chef zu Hause an Einfluss. Ungeachtet der Bemühungen um ein friedliches Nebeneinander von Israelis und Palästinenser, gewinnen auf beiden Seiten die radikalen Kräfte immer mehr an Zulauf. 2004 stirbt Arafat in einem Krankenhaus in Paris. Entmachtet und in seinen Friedensbemühungen letztlich gescheitert.

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Jassir Arafat, Jitzchak Rabin und Shimon Peresnach der Verleihung des Friedensnobelpreises, Oslo, Dezember 1994.

Arafat: Politiker des Friedens?

Wer war Jassir Arafat wirklich? Wie passt das Bild des Guerillakämpfers, Terroristen und Friedensstifters zusammen? Die eindrucksvolle Doku des französischen Autors und Filmemachers Fabrice Gardel versucht in dieser Kooperation von CC&C und dem ORF mittels Archivmaterial, Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern sowie Expertinnen und Experten eine Annäherung an die Person des Palästinenserführers. Als heimische Fachleute sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen kommen unter anderem der ehemalige Spitzendiplomat Wolfgang Petritsch und die Historikerin und Journalistin Tessa Szyszkowitz zu Wort. Petritsch war von 1977 bis 1983 Sekretär von Bruno Kreisky. Für ihn war das Verhältnis des Bundeskanzlers zu Arafat immer ein sehr ambivalentes. Dass Arafat auch als Friedenspolitiker gesehen werden kann, sieht Petritsch vor allem als Verdienst von Bruno Kreisky. Tessa Szyszkowitz war von 1994 bis 1998 Korrespondentin in Israel. Für sie waren die Bemühungen von Arafat, Peres und Rabin in den 1990ern eine kleine Hoffnung für eine friedliche Lösung des Konflikts, die jedoch letztendlich gescheitert ist.

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Jassir Arafat, bewaffnet mit einem Sturmgewehr, begrüßt eine Palästinenserin.

In aufwendigen Montagen von selten gezeigtem Archivmaterial zeichnet die Doku nicht nur das bewegte Leben und das historische Umfeld Arafats nach, sondern zeigt auch die Wurzeln für den noch schwelenden Nahost-Konflikt.

 

Eine Koproduktion von CC&C und ORF, unter Beteiligung von PLANÈTE+ Regie: Fabrice Gardel

Bearbeitung

Hans Wu