Universum History

Leopoldina Habsburg - Die Geburt des modernen Brasilien

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September 1822: Prinz Pedro I. und seine Gemahlin Leopoldina rufen das brasilianische Kaiserreich aus.

Das Land sagt sich los von der Kolonialmacht Portugal, setzt der Ausbeutung und Fremdbestimmung ein Ende. Ein wagemutiger Schritt, der die Granden der europäischen Politik überrascht und verärgert. Hätte ihn das Herrscherpaar nicht gesetzt, würde es Brasilien in seiner jetzigen Form nicht geben – die Region wäre in Teilrepubliken zerfallen, zerrissen von einem Zweifrontenkrieg gegen Feinde in der Nachbarschaft und auf dem europäischen Kontinent. Visionärin und Schlüsselfigur in der Geschichte Brasiliens ist Leopoldine von Habsburg, die bis heute als „Mutter der Nation“ verehrt wird. Die neue „Universum History“-Dokumentation „Leopoldina Habsburg – Die Geburt des modernen Brasilien“ beleuchtet am Dienstag, dem 1. November, um 21.50 Uhr in ORF 2 eine weitgehend unbekannte Episode in der Geschichte der Habsburger, in deren Zentrum die tragische Frauenfigur Leopoldina steht, deren Streben nach Wissen und Unabhängigkeit sie nicht vor Einsamkeit, Schmerz und den Zwängen des Patriarchats bewahren konnte.

ORF/Satel Film/Zoe Opratko
Im Bild: Fanny Altenburger als Leopoldina Habsburg.

Das Dokudrama porträtiert anlässlich des 200. Jahrestages der brasilianischen Unabhängigkeit diese außergewöhnliche Frau und legt gleichzeitig die Zusammenhänge zwischen europäischer und südamerikanischer Geschichte offen. Der Film von Katharina Heigl entstand als Koproduktion von SATEL Film, ORF und ZDF Arte, gefördert von Creative Europe – MEDIA Programme of the European Union, Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien, Land Niederösterreich und VAM.

„Der Apfel ist reif. Pflücke ihn“

ORF/Satel Film/Zoe Opratko
Im Bild: Fanny Altenburger als Leopoldina Habsburg und Haris Ademovic als Pedro I.

Die Kaisertochter aus Wien – eine Großnichte Marie-Antoinettes – wird aus politischem Kalkül mit dem portugiesischen Kronprinzen Pedro I. verheiratet. Sein Vater, der König von Portugal, hat sich auf der Flucht vor Napoleon mit seinem Hof in die Kolonie Brasilien zurückgezogen. So wird die „verkaufte“ junge Habsburgerin im frühen 19. Jahrhundert zur ersten europäischen Prinzessin auf südamerikanischem Boden. Hoch gebildet und interessiert an Botanik, Mineralogie und politischen Entwicklungen, übt sie von Beginn ihrer anfangs glücklichen Ehe an großen Einfluss auf die Entscheidungen ihres Gemahls Dom Pedro aus. Sie ist es, die ihn schließlich dazu drängt, die brasilianische Bevölkerung bei ihrem Kampf um Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Portugal zu unterstützen und dadurch den Fortbestand der Monarchie in Brasilien zu sichern.

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Im Bild: Fanny Altenburger als Leopoldina Habsburg.

Mit den legendären Worten „Der Apfel ist reif. Pflücke ihn“ gibt sie ihm den entscheidenden Anstoß, Brasilien vom Joch Portugals zu befreien und das Kaiserreich Brasilien auszurufen. Doch vor den Gewaltattacken ihres cholerischen Mannes schützt sie ihr Einfluss nicht. Zeit ihres kurzen Lebens ist sie seinen Misshandlungen ausgesetzt. Er nimmt sich eine Geliebte, demütigt Leopoldina in aller Öffentlichkeit, ist gewalttätig und rabiat. Schließlich bringt Leopoldina den lang ersehnten Thronfolger auf die Welt – die dynastische Pflicht ist erfüllt und es gibt nun keinen Grund mehr für den Kaiser, sich mit seiner Gemahlin zu arrangieren. Leopoldina stellt ein Ultimatum – was den Konflikt vollends eskalieren lässt. Dom Pedro reagiert mit Gewalt. Wenig später stirbt Leopoldina nach einer Fehlgeburt. Das brasilianische Volk gibt dem Kaiser die Schuld am Tod der „Landesmutter“ – er muss den Thron an seinen Sohn Pedro II. abgeben und das Land verlassen.

Die exotische brasilianische Welt des 19. Jahrhunderts

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Im Bild: Erwin Steinhauer als Pedro II von Brasilien.

Dramaturgisch bildet die Spurensuche Kaiser Pedros II. von Brasilien in Wien den Rahmen für die Erzählung der Lebensgeschichte seiner Mutter, Maria Leopoldine Josepha Caroline von Habsburg-Lothringen. High-End-Reenactments mit historisch abgestimmter Ausstattung, dokumentarische Aufnahmen von und an den Originalschauplätzen Rio de Janeiro, Sao Paolo und Wien werden verbunden mit Statements von Historikerinnen und Vertretern von indigenen Gruppen. Vielschichtig animierte Gemälde der Hofmaler Jean Baptiste Debret und Thomas Ender lassen das Publikum eintauchen in die exotische brasilianische Welt des 19. Jahrhunderts. Ausgewählte Zitate aus Briefen und dem Vademecum, dem „Lebensleitfaden“ Leopoldinas, führen durch ihre Geschichte, in ihre Welt, detailreich illustriert mit Spielszenen. Die Geschichte Leopoldinas wird durch die personalisierte Erzählstruktur eng verknüpft mit der Geschichte der Unabhängigkeit ihrer zweiten Heimat Brasilien.

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Im Bild: Notitzen, Briefe.

Fanny Altenburger (Leopoldina Habsburg): „Das Schicksal einer solchen Frau, die unter den damaligen patriarchalen unterdrückenden Strukturen leiden musste und es trotz aller Fantasie und ihrer Liebe und Leidenschaft zur Wissenschaft; die mir oft wie eine Flucht in eine Parallelwelt vorkam; nicht geschafft hat, sich zu emanzipieren, hat mich beim Lesen des Drehbuchs berührt und tut es hoffentlich im Endergebnis auch.“

Erwin Steinhauer (Dom Pedro II.): „Dom Pedro II., Kaiser von Brasilien, auf den Spuren seiner Mutter in Wien. Er war unter anderem einer der Mitbegründer des Instituts Louis Pasteur in Paris und unterstützte den Bau des Bayreuther Festspielhauses. Seine Regierungsjahre gelten als die stabilsten in der brasilianischen Geschichte!“

Regisseurin Katharina Heigl: „Leopoldina Habsburg hat eine innere Stärke besessen, die wohl oft unterschätzt wird und die mich fasziniert. Aus ihren Briefen spricht ein sensibler, wacher Geist, der viel Sinn für Schönheit hat. Sie ist mir im Laufe der Arbeit an dem Projekt ziemlich ans Herz gewachsen. Was mich beim Lesen der Korrespondenz besonders berührt hat, war, dass man durch ihre offene Art zu formulieren fast glaubt zu spüren, wie sie als Mensch war.“

Produzentin Bettina Kuhn: „Von einem Ende der Welt zum anderen – eine europäische Prinzessin wird zur Kaiserin eines lateinamerikanischen Landes – unser Dokudrama überrascht mit den aufgeschlossenen und modernen Ambitionen unserer Heldin. Wussten Sie, dass die Farbe Gelb in der aktuellen Flagge der brasilianischen Republik auf das kaiserliche Gelb des berühmten Wiener Schlosses Schönbrunn zurückgeht? Leopoldina schuf mit ihrem österreichischen Gedächtnis und Wissen die CI, die Corporate Identity, ihrer neuen Heimat. Das ist nur ein kleines Beispiel für den immer noch anhaltenden Einfluss, den ein junges Mädchen aus höchstem europäischen Adel auf das heute fünftgrößte Land der Welt hatte.“

Caroline Haidacher, Sendungsverantwortliche „Universum History“: „Was hat das 200-jährige Jubiläum der brasilianischen Unabhängigkeit mit Österreich zu tun? Viel, denn es war eine österreichische Erzherzogin, die die Geschichte Brasiliens maßgeblich mitgestaltet und dafür ihr persönliches Glück geopfert hat. ‚Universum History‘ erweckt diese Habsburgerin, die beinahe in Vergessenheit geraten ist, wieder zum Leben.“