Universum History

Sex Change - Revolution der Geschlechter

Werbung Werbung schließen

Der Beginn einer neuen Ära der Transgender-Medizin.

Mitte des 20. Jahrhunderts beschließt der Brite Robert Marshall Cowell, Rennwagenfahrer und Kampfpilot im Zweiten Weltkrieg, als Frau leben zu wollen. Und Laura Maud Dillon, britische Medizinstudentin, will ihr Leben als Mann weiterführen. Die chirurgischen Eingriffe – in den 1950er Jahren geringschätzig als „Science-Fiction-Operationen“ bezeichnet – veränderten nicht nur das Leben der beiden Betroffenen. Vielmehr markierten sie den Beginn einer neuen Ära der Transgender-Medizin. Michael Dillon – geboren als Laura – wurde als erste Frau der Welt zum Mann und Roberta Cowell – geboren als Robert – als erster Brite zur Frau. Die BBC-Dokumentation „Sex Change – Revolution der Geschlechter“ von John Hayes Fischer (ORF-Bearbeitung: Elisabeth Stenitzer), die „Universum-History“ am Freitag, dem 10. Juni, um 23.05 Uhr in ORF 2 zeigt, zeichnet ihre bewegende Geschichte nach.

ORF/BBC/Diana Cowell Privatarchiv/Blakeway Productions
Im Bild: Hochzeitsfoto von Robert und Diana Cowel.

Vom Familienvater zur Frau

Roberta Cowell ist vor der Geschlechtsangleichung als Mann verheiratet, Vater von zwei Kindern und gefeierter Autorennfahrer. Im Zweiten Weltkrieg wird er zum Spitfire-Piloten ausgebildet. Cowell lebt das Leben eines Mannes, fühlt sich aber all die Jahre eigentlich als Frau.

ORF/BBC/Blakeway Productions
Im Bild: Roberta Cowell.
ORF/BBC/Liz Hodgkinson/Blakeway Productions
Im Bild: Laura Maud Dillon (Passfoto).

Der lange Weg der Geschlechtsangleichung

Michael Dillon wird als Laura Maud Dillon geboren. Die Sportlerin wird Präsidentin des Oxford Women's University Boat Club und promoviert als Allgemeinmedizinerin. Bereits als Studentin fühlt sich Dillon eher als Mann, kleidet sich dementsprechend und sucht schließlich professionelle Hilfe, um ihr Geschlecht zu ändern. 1946 erklärte sich der renommierte plastische Chirurg Harold Gillies bereit, das zu machen, was vorher noch niemand gewagt hat: die weltweit erste operative Geschlechtsanpassung einer Frau zu einem Mann. Es folgt ein zehn Jahre andauernder und mehr als 17 geschlechtsangleichende Operationen umfassender Prozess, der mit der chirurgischen Schaffung eines künstlichen Penis aus Dillons Haut abgeschlossen wird.

ORF/BBC/British Assocoation of Plastic and Reconstructive Surgeons
Im Bild: Sir Dr. Harold Gillies (plastischer Chirurg).

Die Freundschaft verbarg einen aussergewöhnlichen Pakt

Robert Cowells Leben gerät währenddessen aus den Fugen. Er ist geschieden, von seinen Töchtern entfremdet und leidet an schweren Depressionen. 1949 lernt er Michael Dillon kennen. Die beiden verbindet mehr als nur das Schicksal und die Verzweiflung darüber, im falschen Körper zu leben, wie die Journalistin und Autorin Liz Hodgkinson enthüllt. Als Biografin und Freundin von Cowell besitzt sie Briefe, die die tiefe, aber unerwiderte Liebe von Michael Dillon zu Roberta Cowell zeigen. Die beiden schließen einen Pakt und wagen den undenkbaren Schritt: Dillon, zu dem Zeitpunkt noch Medizinstudent, entfernt Cowell in einem lebensgefährlichen Eingriff die Hoden.

Die Geschichte der beiden fasziniert die britische Nation, doch die Sensationsgier verdeckt das menschliche Drama hinter dieser „Revolution der Geschlechter“, die den Weg zur modernen Transgender-Medizin ebnet. „Universum History“ dokumentiert den Umgang der Betroffenen mit dem neuen Geschlecht sowie die Reaktionen der engsten Familie und der Gesellschaft.

Bearbeitung

Elisabeth Stenitzer