Universum History

Mysterium Gotik - Als die Kathedralen in den Himmel wuchsen

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Ein Architekturstil, der den Kirchenbau revolutioniert: die Gotik.

In Frankreich entsteht im 12. Jahrhundert ein Architekturstil, der den Kirchenbau revolutioniert: die Gotik. Die Kathedralen streben in die Höhe. Licht durchflutet ihre Innenräume, an die Stelle massiver Mauern treten bunte Fenster – so ist die gesamte Fensterfläche der Kathedrale im französischen Chartres größer als ein Fußballfeld. Beeindruckendes Beispiel in Österreich ist der Wiener Stephansdom, das Wahrzeichen der Bundeshauptstadt. Die „Universum History“-Dokumentation „Mysterium Gotik – Als die Kathedralen in den Himmel wuchsen“ versucht am Freitag, dem 17. Dezember, um 22.35 Uhr in ORF 2, den Rätseln und Geheimnissen der Gotik auf die Spur zu kommen. Der Film von Martin Papirowski (ORF-Bearbeitung: Alexander Hecht) zeigt die Genialität der Baumeister dieser Epoche und demonstriert, mit welcher Technik und Know-how sie Monumente für die Ewigkeit geschaffen haben.

ORF/men@work media services/© Martin Papirowski
Im Bild: Williams Meisterwerk: Die Säulen der Erde, William von Sens Meisterwerk. Die Kathedrale von Canterbury.

Das neue Machtzentrum

Die Gotik erfasst Europa im 12. Jahrhundert wie eine Revolution. Ausgehend von Frankreich entstehen Kirchen, die alle bisherigen Maßstäbe sprengen. Es werden Gotteshäuser gebaut, die zu ihrer Zeit die größten Gebäude überhaupt sind. Die Kathedralen der Gotik streben in die Höhe und erhellen das Kircheninnere durch große, oft bunte Fenster. Diese Kirchen werden zum Zeugnis des Glaubens in den Städten des Mittelalters. Die Stadt wird zum neuen Machtzentrum, die gotischen Kathedralen zu ihrem Mittelpunkt.

So auch der Stephansdom in Wien, der zum Wahrzeichen der Stadt an der Donau wird. Dessen gotische Bauphase beginnt mit einer Katastrophe: dem Brand von Wien im Jahr 1258. Danach entsteht der „Steffl“, so wie er heute bekannt ist. Die Habsburger-Herzöge lassen nicht nur die Brandschäden beseitigen, sondern auch den Chor im neuen Stil der Gotik vergrößern: Aus dem romanischen Gotteshaus wird ihre Version einer französischen Kathedrale – eines Bischofssitzes. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, denn die Stadt Wien ist zum Zeitpunkt des Um- und Erweiterungsbaus noch gar kein Bischofssitz – das sollte noch fast zwei Jahrhunderte dauern.

ORF/men@work media services/© Martin Papirowski
Im Bild: Nicht von dieser Welt: Die Abtei von Saint-Denis, eines der ersten Bauwerke der Gotik, statt massives Mauerwerk, haushohe Fenster und himmelragende Türme.

Gestreckten Säulen erlauben erhellte Innenräume

Rippengewölbe, Spitzbogen und Strebepfeiler werden zum fixen Bestandteil des gotischen Formenkanons. Die Lichtmystik inspiriert Baumeister dazu, großflächige Fenster einzubauen, die Innenräume erhellen und den Besuch der Kathedralen zu einem, im wahrsten Sinne des Wortes, erhellenden Erlebnis machen. Die Robustheit der Romanik weicht den grazilen, hochaufstrebenden Bauelementen der Gotik. Woher stammen Wissen und Technik für den Bau dieser Monumente?  Welche Geheimnisse stecken in der Statik der gestreckten Säulen, Streben und Pfeiler? Antworten darauf gibt diese Dokumentation, in der Expertinnen und Experten zu Wort kommen, etwa die ehemalige Dombaumeisterin des Kölner Doms, Barbara Schock-Werner.

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Im Bild: Baumeister und Ingenieur: Baumeister Wilhelm hat die meisten Maschinen auf seiner Baustelle selbst entwickelt.

Baumeister und Universalgenies am Beispiel von Wilhelm von Sens

Ohne heute übliche Hilfsmittel schufen die Pioniere der Gotik Bauwerke, die – würde man sie heute bauen – Milliarden verschlingen würden. Einer von ihnen war Wilhelm von Sens. In Frankreich lernte er von klein auf die Fertigkeiten, die er dann beim Bau der Kathedrale von Canterbury in meisterhafter Form einsetzte.

„Mysterium Gotik – Als die Kathedralen in den Himmel wuchsen“ zeichnet zudem Lebenswege berühmter Baumeister der Gotik nach. Sie waren Universalgenies, Menschen, die über ein enormes Wissen verfügten, Meister der Baukunst, aber auch der Physik, Mathematik und Chemie. Träger von Wissen, das sie geheim hielten.

„Ein Bäcker durfte einem Nichtbäcker nicht verraten, wie man Brot bäckt. Und genausowenig durfte ein Steinmetz einem Nichtsteinmetz zeigen, wie man Stein bearbeitet. Das war der Berufsschutz und den hatten sie alle und den hatten genauso die überregionalen Steinmetzverbände. Wie alle anderen Handwerker auch. Aber untereinander war es eine ganz offene Gesellschaft“, so Barbara Schock-Werner.

Regie

Martin Papirowski

Bearbeitung

Alexander Hecht