Universum History
Burka und Scharia - Die vergessenen Frauen Afghanistans
Nach der neuerlichen Machtübernahme durch die Taliban in Afghanistan 2021 steht das Land am Rande einer humanitären Katastrophe. Menschen- und vor allem Frauenrechte werden systematisch verletzt. Jahrzehntelang war Afghanistan Spielball ideologischer Großmachtinteressen. Die Folge waren Bürgerkriege und islamistischer Terror. Doch es gab auch andere, friedliche Zeiten. Zum 75. Jahrestag der Verabschiedung der Menschenrechtsdeklaration zeichnet „Universum History“ am Freitag, dem 15. Dezember, um 23.10 Uhr in ORF 2 ein außergewöhnliches Bild des Landes: In der Dokumentation „Burka und Scharia – Die vergessenen Frauen Afghanistans“ von Lucio Mollica, Marcel Mettelsiefen und Mayte Carrasco (ORF-Bearbeitung: Judith Brandner) lassen sechs Frauen, die sich als Politikerinnen, Frauen- und Menschenrechtsaktivistinnen für ihr Land engagiert haben, die Geschichte Revue passieren.
Frauen als Opfer der Gewaltpolitik
45 Jahre Krieg haben das Leben der Menschen in Afghanistan geprägt. In der „Universum History“-Dokumentation sprechen sechs Afghaninnen über ihre Erfahrungen mit Krieg, politischem wie islamistischem Terror und zeigen auf, wie vor allem die Frauen zu Opfern der gewaltsamen Politik geworden sind. Deutlich werden aber auch ihr Mut, ihr Engagement und die Tapferkeit, mit der sie für ihr Land kämpfen und gekämpft haben. Die ehemalige „Miss Afghanistan 1972“ kommt dabei ebenso zu Wort wie die frühere Frauenministerin und Staatssekretärin für Menschenrechte, die Tochter des letzten kommunistischen Präsidenten sowie ehemalige Parlamentarierinnen und Aktivistinnen. Selten gezeigtes Archivmaterial ergänzt das Bild eines zutiefst verwundeten Landes.
Aus dem Archiv
Diese erstaunlichen Archivbilder zeigen das bunte Kabul der 1960er Jahre, als Mädchen selbstverständlich zur Schule gehen und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Das „goldene Zeitalter“ endet, als die Monarchie gestürzt wird und ideologische Kämpfe zwischen Kommunisten und Islamisten ausbrechen, die Großmächte für ihre Zwecke intervenieren und das Land den islamistischen Kämpfern überlassen. Als die Taliban Mitte der 1990er Jahre zum ersten Mal die Macht übernehmen, beginnt für die afghanischen Frauen eine Zeit der Unterdrückung, Marginalisierung und Gewalt. Es ist das Ende von Bildung und Selbstbestimmung.
Nach dem Ende der Monarchie 1973 übernehmen die Kommunisten die Macht. Die Auseinandersetzungen mit Islamisten führen schließlich zur Invasion der Sowjets 1979 – und zu einem lange andauernden Stellvertreterkrieg. Von den USA und Saudi-Arabien finanzierte Mudschaheddin, islamische Freischärler, bringen schließlich die von der Sowjetunion gestützte Regierung zu Fall.
9/11 - Afghanistan zwei Jahrzehnte danach
Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen wird Kabul 1992 an die Mudschaheddin übergeben. Kämpfe verfeindeter Islamisten-Gruppen stürzen Afghanistan neuerlich in einen Bürgerkrieg, aus dem die Taliban siegreich hervorgehen. Sie machen Afghanistan zu einer Brutstätte des islamistischen Fundamentalismus. Im Gefolge der Taliban ist auch Osama bin Laden, der Gründer des Al-Kaida-Netzwerkes, das sich den Dschihad, den „Heiligen Krieg“ gegen Ungläubige, auf die Fahnen heftete. Nach dem Terroranschlag der Al-Kaida auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 eröffnen die USA den „Krieg gegen den Terror“ und bringen das Taliban-Regime zu Fall. Doch nach dem Rückzug der US-Streitkräfte 2021 erobern die Taliban das Land zurück und führen seither dort neuerlich ein Terrorregime mit massiven Menschenrechtsverletzungen, vor allem der Rechte von Frauen und Kindern. Keine der Frauen, die sich in der Doku erinnern, lebt heute noch in Afghanistan.
Gestaltung
Lucio Mollica
Marcel Mettelsiefen
Mayte Carrasco