Universum

Die wunderbare Welt des Weingartens

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Sie sind ein Kulturgut der Menschheit – doch kaum jemand weiß, dass sie auch ein Stück faszinierende Wildnis beherbergen: Weingärten.

Gedreht in eindrucksvollen Weinbergen Österreichs, Deutschlands und Frankreichs porträtiert Franz Hafners „Universum“-Dokumentation „Die wunderbare Welt des Weingartens“ diese Naturjuwele und erzählt die Geschichte einer wilden Lebensgemeinschaft, in der Jäger und Gejagte auf engstem Raum miteinander leben – von gefräßigen Blattläusen über emsige Bienenfresser bis hin zum mysteriösen Ginster, der „Großkatze“ des Weingartens. „Die wunderbare Welt des Weingartens“ entstand als Koproduktion von ORF, France 2 und SWR, produziert von Interspot Film und Kwanza in Zusammenarbeit mit ORF-Enterprise, gefördert von Fernsehfonds Austria, Kultur Niederösterreich und Creative Europe Media.

Artenvielfalt der Kulturlandschaft

Weingärten bieten für eine erstaunlich große Zahl an Tier- und Pflanzenarten Lebensraum: Ob Insekten, Vögel, Säugetiere, Ameisen, Bienenfresser, Kaninchen, Fuchs oder Dachs. 

Zwei Dachse fressen tiefhängende Weintrauben.
ORF/Interspot Film/Franz Hafner
Dachse zählen zur Familie der Marder, sind aber keine reinen Fleischfresser. Sie nutzen durchaus saisonale Angebote wie reife Weintrauben.

Sie alle sind Teil der „Bühne Weingarten“ – vom Austreiben der Weinreben im Frühjahr über die heißen Sommermonate bis hin zur Weinlese im Herbst und den ersten Schneeflocken im Winter. Angelockt vom unwiderstehlichen Geruch von frischen Weinblättern kommen Rehe und ihre Kitze aus dem Wald: einmal, um die Blätter zu fressen, dann ein zweites Mal, um die süßen Trauben zu verzehren. Marienkäfer schützen die Reben vor Blattläusen. Sie fressen bis zu 50 pro Tag – wenn sie sich der Angriffe der Ameisen erwehren können. Denn Blattläuse trinken den Saft der Pflanzen, dabei verwerten sie nur die Aminosäure und scheiden Wasser und Zucker aus – den sogenannten „Honigtau“. Den lieben die Ameisen – sie „melken“ die Blattläuse regelrecht und verteidigen sie aus Leibeskräften gegen die Angriffe der Marienkäfer. Eine Kaninchenmutter schützt ihre schlafenden Jungen vor dem Eindringen einer Eidechse in ihren Bau.

Zwei Kaninchen eng nebeneinander, das linke hat den Kopf unter das Kinn des rechten geschmiegt. Im Hintergrund ist ein weiteres Kaninchen erkennbar.
ORF/Interspot Film/Franz Hafner
Kaninchenweibchen können fünf bis sieben Würfe pro Jahr austragen. Ihre natürlichen Feinde wie Füchse, Marder oder Greifvögel helfen, die Population zu reduzieren.

Im Frühling spielen junge Kaninchen und Baby-Füchse unbekümmert miteinander. Innerhalb weniger Wochen wird aus dem Spiel jedoch erbarmungslose Jagd. Kurzsichtige Dachse stoßen gegen Weinstöcke, unterwegs zum Plündern von Rothuhn-Nestern. Hyperaktive Spitzmausmännchen kämpfen im Frühling wie Titanen gegeneinander – um ein Revier zwischen den Weinstöcken – und fliehen im Herbst mit ihren jungen Familien vor den Erntemaschinen, wobei jeder sich am Vorderen festhält, damit sie nicht auseinandergetrieben werden und sich womöglich aufgrund ihrer schwachen Augen nicht mehr finden. Raffiniert fängt der Ameisenlöwe seine Ameisenbeute im Trichter seiner sandigen Grube; ein Bussard beäugt Feldhamster und Mäuse. Wer von ihnen wird ihn satt machen?

Eine Ginsterkatze schnuppert an einer Heuschrecke, die auf einer Pflanze sitzt. Sie hat eine spitze Schnauze und große, runde Ohren.
ORF/Interspot Film/Franz Hafner
Die Ginsterkatze ist häufig in der Nähe von Siedlungen anzutreffen. In Europa wurde sie wahrscheinlich von Menschen verbreitet.

Währenddessen lauert in Südfrankreich der katzenähnliche Ginster, der „Panther“ der Weinberge, nachts zwischen den Reben auf schlafende Amseln und Eidechsen – vor einem Dessert von reifen Trauben.

Großes Drama auf kleiner Bühne

Mehr als zwei Jahre dauerten die Dreharbeiten, gedreht wurde in Niederösterreich in Göttweig und der Katastralgemeinde Baumgarten, in Südfrankreich (Vacquières) und in Deutschland (Region Kaiserstuhl im Südwesten von Baden-Württemberg). Regisseur Franz Hafner („Russlands wildes Meer“) fand die kleine Welt des Weingartens um nichts weniger faszinierend als die Spektakel der Vulkane und Wälder Kamtschatkas: „Die kleinen und die großen Geschichten dieses Films spielten sich im Verborgenen ab. Sie waren auf den ersten Blick unscheinbar, bei genauerem Hinschauen aber voller Dramatik und Schönheit.“

Gestaltung

Franz Hafner