Universum
Naturerbe Österreich - Die Nationalparks: Von den Anfängen (1)
Vom sturmumtosten Gipfel des Großglockners im größten und ältesten Nationalpark Hohe Tauern im Westen zum Nationalpark Donau-Auen mit einer der größten weitgehend intakten Auenlandschaften Mitteleuropas im Osten. Dazwischen die imposanten Felsformationen im Nationalpark Gesäuse, gleich in unmittelbarer Nachbarschaft der tiefen Wälder mit ihren scheuen Bewohnern im Nationalpark Kalkalpen. Von den sonnenverbrannten Salzlacken, die den Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel zu etwas ganz Besonderem machen, zum kleinsten Nationalpark, dem Nationalpark Thayatal, die beide jenseits der Staatsgrenze ihre Fortsetzung finden. Der „Universum“-Zweiteiler von Regisseur Heinz Leger führt dorthin, wo Österreich noch wild und ursprünglich ist.
Anlass für den „Universum“-Zweiteiler „Naturerbe Österreich – Die Nationalparks“ ist der 50. Jahrestag der Unterzeichnung der „Heiligenbluter Vereinbarung“ im Jahr 1971, in der sich die Landeshauptmänner von Kärnten, Salzburg und Tirol auf die Errichtung des ersten österreichischen Nationalparks verständigten. In opulenten Bildern erzählt die zweiteilige „Universum“-Dokumentation (Teil 2 wird am 22. August um 20.15 Uhr in ORF 2 gesendet) von den Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte, aber auch den Herausforderungen, denen sich die Nationalparks heute neben dem Bewahren der unberührten Natur zu stellen haben.
Nationalparks als Refugien der Arten
Auf ungefähr drei Prozent der Fläche Österreichs darf sich die Natur heute ohne Einfluss des Menschen entwickeln. Die Tier- und Pflanzenarten, die hier vorkommen, sind unser Naturerbe, das es zu erhalten gilt. Diese Artenvielfalt ist bestens an den Wandel der Zeit angepasst, doch in den Zeiten dramatischer Veränderungen durch den Klimawandel bedarf es des Erhalts dieser natürlichen Ressourcen, denn vielfältige Lebensräume sind deutlich stabiler. So unterschiedlich diese Schutzgebiete in ihrer Entstehung und ihrem Wesen nach auch sind, so haben sie doch alle mit denselben Phänomenen zu kämpfen: dem Klimawandel, zu viel oder zu wenig Wasser und invasiven Arten, die heimische Pflanzen und Tiere verdrängen.
Wie ein roter Faden ziehen sich diese Themen durch den von Regisseur Heinz Leger und einem Team der Firma Interspot Film gestalteten Zweiteiler. Die Wiederansiedelung von Steinbock und Bartgeier, die unvermutete Rückkehr von Wildkatze und Kranich, aber auch Projekte, die nicht auf Anhieb erfolgreich sind, wie etwa die Freilassung von Luchsen im Nationalpark Kalkalpen. Die beiden Dokus berichten von großen Umwälzungen wie etwa der Wiederanbindung von Nebenarmen an die Donau oder kleinen, aber wichtigen Beobachtungen, etwa dem Artenreichtum in Lawinenrinnen.
Inspirierende Dreharbeiten
Heinz Leger, langjähriger „Universum“-Regisseur, über die Dreharbeiten: „Ich habe bereits auf allen Kontinenten für den ORF gearbeitet und so manches gesehen und erlebt, doch die Vielfalt, die die Natur Österreichs auf so kleinem Raum zu bieten hat, ist atemberaubend! An einem heißen Sommertag haben wir z. B. an einer Salzlacke einen dieser magischen Sonnenaufgänge gefilmt, für die der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel so berühmt ist, um am Abend desselben Tages im Nationalpark Hohe Tauern im letzten Abendlicht noch Bartgeier zu drehen. Unser Film ist eine Reise dorthin, wo Österreich noch wild und ursprünglich ist, tief hinein in Nationalparks, die wie wehrhafte Bastionen die Natur und ihre Tierwelt allen Bedrohungen zum Trotz auch für kommende Generationen zu bewahren trachten.“
Der erste Teil erzählt von den Anfängen der Nationalparks in Österreich, die von den Visionen einiger Pioniere und dem zivilen Ungehorsam vieler geprägt waren. Man erinnere sich an die Besetzung der Stopfenreuther Au im Konflikt um das Kraftwerk Hainburg oder die Proteste der Bevölkerung gegen die Errichtung eines Kanonenschießplatzes im Reichraminger Hintergebirge. Aber natürlich weiß ein „Universum“ mit faszinierenden Naturgeschichten und Tieraufnahmen zu begeistern. So taucht man im Nationalpark Hohe Tauern mit Wasseramseln in die Krimmler Wasserfälle ein und sieht Säbelschnäblern und Bienenfressern im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel beim Brüten zu. Der Nationalpark Gesäuse führt in die Welt der Endemiten (Arten, die nur in einem bestimmten Gebiet vorkommen) wie etwa des Nordischen Riesenauges, einem Weberknecht, den es nur dort und in den angrenzenden Bergen gibt.
Wie sehr sich eine Landschaft verändern kann, wird nach der Öffnung eines über Jahrhunderte abgetrennten Seitenarms der Donau im Nationalpark Donau-Auen erlebbar. Der Nationalpark Kalkalpen lüftet sein Geheimnis um die älteste Rotbuche, die schon vor Christoph Kolumbus’ Entdeckung Amerikas keimte und die Luchse, die in ihrem Schatten wiederangesiedelt wurden. Auch der Nationalpark Thayatal weiß von einer Erfolgsgeschichte zu berichten: Auf leisen Sohlen ist dort in den vergangenen Jahren ganz ohne das Zutun des Menschen die in Österreich bislang verschollene Wildkatze wieder aufgetaucht. In „Naturerbe Österreich“ kommen auch Nationalpark-Ranger und Wissenschafter/innen zu Wort, wobei Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die unterschiedlichen Nationalparks eine wichtige Rolle spielen.
Zivilgesellschaft erreicht Naturschutz
„Universum“-Chef Gernot Lercher: „Auf wunderbare Weise taucht dieser ‚Universum‘-Zweiteiler tief in Österreichs ursprünglichste Naturlandschaften ein. Er berührt zugleich aber auch dadurch, dass er an das visionäre Engagement einer mutigen Zivilgesellschaft erinnert. An Menschen, die Nationalparks, wie wir sie heute kennen und schätzen, überhaupt erst möglich gemacht haben. Immer öfter befinden sich Mensch und Natur heutzutage in einem Spannungsfeld und kommen sich buchstäblich in die Quere. Dieses ‚Universum‘ zeigt umso eindrucksvoller, wie behutsam Fauna und Flora in unseren Nationalparks geschützt werden und sich das Parkmanagement zu allen Jahreszeiten den Herausforderungen einer klimatisch unsicheren Zukunft stellt.“
Produzent Niki Klingohr von der Interspot Film: „1971 wurde mit der Heiligenbluter Vereinbarung der Grundstein für die Österreichischen Nationalparks gelegt. Heute wird uns die Bedeutung dieser zukunftsweisenden Entscheidung immer mehr bewusst. Wenn wir staunend diese besonders geschützten Lebensräume betrachten, ihre vielfältige Flora und Fauna, so kann man nur erahnen, was wir alles zumindest auf Zeit und manches aber auch unwiederbringlich verloren hätten.“
„Naturerbe Österreich – Die Nationalparks“ entstand als Koproduktion von Interspot Film und ORF in Zusammenarbeit mit den Nationalparks Austria, gefördert von Fernsehfonds Austria, Land Niederösterreich, Filmfonds Wien, Land Oberösterreich, Land Burgenland, Umweltabteilung Land Kärnten, Umweltabteilung Land Steiermark, Carinthia Film Commission und Cine Styria.
Diese Filmproduktion wurde gemäß den Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens für Green Producing produziert.
Audiodeskription gefördert von VGR GmbH
Gestaltung
Heinz Leger