
Universum
Das Alpenrheintal - Wo sich die Natur neu erfindet
Mit vielen kleinen Schritten der Renaturierung sollen sich für Tiere und Pflanzen alte und neue Lebensräume eröffnen und diese langfristig abgesichert werden.
Jahrhundertelang hat der Mensch das Alpenrheintal seinen eigenen Bedürfnissen entsprechend umgestaltet. Nicht nur ein fast vollständig regulierter Rhein zeugt davon. Doch nun findet ein Umdenken statt. Das Alpenrheintal wird wieder wilder und natürlicher. Das neue „UNIVERSUM“ von Mario Kreuzer und Leander Khil zeigt, wie eine der schönsten Regionen Österreichs auch für seine tierischen Bewohner zukunftsfit gemacht werden soll.
Testen Sie Ihr „Universum“-Wissen und machen Sie mit auf ORF extra
Gezielter Naturschutz rettet Lebensraum
Der Alpenrhein beginnt da, wo sich Vorderrhein und Hinterrhein vereinen. Entlang seines etwa 90-Kilometer-langen Verlaufs bildet der Fluss stellenweise eine natürliche Grenze zwischen der Schweiz, Liechtenstein und Österreich. Dann ergießt sich der Alpenrhein in den Bodensee. Hier, im Rheindelta, versammeln sich im Herbst unzählige Zugvögel auf Nahrungssuche.

Selten gewordene Brachvögel und zigtausende Enten finden im Wasser eine reich gedeckte Tafel und werden selbst zur Beute des Wanderfalken. Der Mensch hat an dieser Stelle aus dem Schotter, den der Fluss aus den Alpen unaufhörlich bringt, Kiesbänke geschaffen, um den Besuchern ausreichende Rastplätze zu bieten.
Im Frühling kehren die letzten verbleibenden Kiebitze ins Auer Ried zurück. In ganz Europa gehen die Zahlen dieser Watvögel seit Jahrzehnten zurück. Im Alpenrheintal wird der prächtige Wiesenvogel heute vom Menschen vor Menschen streng geschützt, um die letzten Bestände zu erhalten. Gegen ein hungriges Hermelin sind solche Maßnahmen nur bedingt erfolgreich, doch die Kiebitze gehen bei drohender Gefahr sofort zum Angriff über.
Biber verschwanden Anfang des 19. Jahrhunderts aus weiten Teilen Europas. Im Alpenrheintal legten Wiederansiedlungsprojekte den Grundstein für ein erfolgreiches Comeback. Heute fällen sie hier wieder Bäume, stauen kleine Gewässer auf und schaffen damit Lebensräume für andere Tiere. Der Mensch hat sich ein Beispiel an den großen Nagern genommen und schließt nun in Naturschutzgebieten manche Entwässerungskanäle, um wichtige Rückzugsorte für gefährdete Arten zu ermöglichen.

Geburtshelferkröten, Flussseeschwalben, Zauneidechsen und rar gewordene Schmetterlinge – sie alle profitieren von gezielten Schutzmaßnahmen, die in sich greifen und die verbleibenden Naturflächen im Alpenrheintal sichern sollen.
Filmemacher dokumentieren Erfolgsgeschichten und Herausforderungen
Naturfilmer Mario Kreuzer bringt es auf den Punkt: „Die vielen Herausforderungen der Zukunft können manchmal überwältigend erscheinen. Im Alpenrheintal hat man einen Weg gefunden, die Bevölkerung bei den Naturschutzmaßnahmen einzubinden und viele kleine Schritte zu setzen, die als Ganzes eine große Wirkung haben können.“
Auch Biologe und Drehbuchautor Leander Khil ist von den Bemühungen angetan, mahnt aber: „Die Bestände mancher Vogelarten sind hier schon so klein, dass man sich fragen muss, wie lange das noch gut geht. Ich hoffe, die engagierten Kräfte setzen sich durch und können Brachvogel, Kiebitz und Braunkehlchen retten.“

In beeindruckenden Aufnahmen präsentiert diese neue „UNIVERSUM“- Doku die Schätze einer Grenzregion, in der auch die Natur an ihre Grenzen stößt. Der Versuch, manche Fehler der Vergangenheit wieder rückgängig zu machen und dem Rhein, den umliegenden Lebensräumen und deren Bewohnern wieder Platz zu geben, könnte auch international als Beispiel dienen – denn schon jetzt zeigt sich, dass viele kleine Schritte ganz Großes bewirken können.
Eine Koproduktion von ORF, SRF und PKM Filmproduktion mit freundlicher Unterstützung von Carinthia Film Commission und Land Vorarlberg in Zusammenarbeit mit ORF Enterprise.