
Universum
Kroatiens Küste - Endlos und wild
Die Küste Kroatiens gilt für Millionen Mitteleuropäer als Sehnsuchtsort, als beliebtes Reiseziel mit mediterranem Flair. Doch abseits der Strände beginnt eine Welt, die uns Menschen oft verborgen bleibt: Über 1.000 Inseln, mehr als 6.000 Kilometer Küstenlinie – ein Lebensraum zwischen Land und Meer, der nicht nur landschaftliche Vielfalt, sondern auch viel Platz für tierische Bewohner bietet. Die neue „Universum“-Dokumentation „Kroatiens Küste – Endlos und wild“ von Marc Graf und Christine Sonvilla führt in vertraute, aber auch wenig bekannte Naturräume. Mit eindrucksvollen Bildern erweckt der Film die Reiselust und öffnet den Blick auf eine faszinierend wilde Küste, die weit mehr ist als ein Urlaubsparadies. Erzählt wird der Film von Nicholas Ofczarek.
Auf Augenhöhe mit den Gänsegeiern
Keinem anderen gelingt es so mühelos, die Inselwelt im Auge zu behalten wie den imposanten Gänsegeiern der Kvarner Bucht. Rund 100 erwachsene Paare bilden die dort ansässige Kolonie – eine der wenigen weltweit, die an steilen Klippen direkt über dem Meer brütet.

Die Kamera taucht ein in die Lebenswelt der Gänsegeier, folgt ihnen durch die stärksten Stürme, heißt neues Leben willkommen und begleitet sie auf Futtersuche. Um solch einmalige Aufnahmen zu generieren, bedurfte es einer diffizilen Vorgehensweise, wie Kameramann und Regisseur Marc Graf beschreibt: „Die größte Herausforderung bestand darin, uns sukzessive an die Kolonie heranzutasten, um die besten Blickwinkel und Filmmöglichkeiten zu bekommen. Über Wochen haben wir die Tiere dafür studiert, die besten Plätze gescoutet und kleine Steinhäuser als Filmverstecke gebaut, von wo aus wir unsere Kameras fernsteuerten.“ Ein Mammutprojekt, das letztlich Erfolg haben sollte. „An einem Neststandort ließ sich ein Geierpaar nieder“, freut sich Marc Graf und betont: „Die Geier bescherten uns ganz besondere Filmmomente, die uns begeisterten und hoffentlich auch das Publikum.“
Der Zauber der kleinen Wesen
Manchmal sind es die kleinen, vermeintlich unscheinbaren Wesen, die besondere Faszination ausüben. Der Amphibische Schleimfisch lebt in der Gezeitenzone entlang der Felsstrände. „Ich bin vermutlich der größte Fan des Schleimfisches“, sagt Christine Sonvilla, die gemeinsam mit Marc Graf für die Regie und den Großteil der Kameraarbeit verantwortlich ist. „Dieser kleine Fisch, der sich meisterhaft in der unruhigen Wellenschlagzone zu behaupten weiß, ist praktisch überall an der Küste zu finden, aber er lebt völlig inkognito. Die meisten übersehen ihn einfach“, ergänzt Sonvilla.

Vielfach unentdeckt sind ebenso die tropisch anmutenden Unterwasserwelten der Adria, wo sich bemerkenswerte Lebensgemeinschaften etabliert haben. Auch das Velebit-Gebirge mit seinen zwei Gesichtern kennen viele nur aus der Ferne. In seinem kargen, grauen Teil leben Gämsen mit einem atemberaubenden Blick aufs Meer, allerdings nicht ganz ungefährlich. Und in den saftig grünen Urwäldern des Velebit, gleich hinter dem Gipfelgrat, eröffnet sich eine Welt, die Braunbären sogar zum Tanzen animiert.

Exotische Wiedehopfe kommen aus Afrika zu Besuch in uralte Kulturlandschaften und sorgen in Rekordzeit für Nachwuchs. Während Geckos in den Touristenorten – von den Urlaubern unbemerkt – die Nacht zum Tag machen.
Geheimnis gelüftet
Schließlich widmet sich der Film einem der größten Rätsel der kroatischen Küste. Produzent Lukas Kogler, der auch für den Schnitt des Films verantwortlich ist, war es ein besonderes Anliegen, ein für den kroatischen Sommer so emblematisches Tier vor die Kamera zu holen: „Bei meinen eigenen Urlauben in Kroatien habe ich das Zirpen der Zikaden immer und überall gehört, sie aber nie zu Gesicht bekommen. Außerdem wollten wir unbedingt das Mysterium ihrer Herkunft lüften.“ Das ist dem Team auch gelungen und wird im Film eindrucksvoll aufgelöst.
Glitzerndes Licht und sanfte Wellen – ein Sinnbild für die kroatische Küste. Ihre wilde, unberechenbare Seite konnten Christine Sonvilla und Marc Graf ebenso bildgewaltig einfangen. Orkanartige Stürme wüten oft über viele Tage und die Hitze entlädt sich in monumentalen Gewittern. Ausgerechnet die Sonne, die Jahr für Jahr Millionen Touristinnen und Touristen anzieht, bringt die Region zunehmend aus dem Gleichgewicht. Ihre Strahlkraft hinterlässt erste Spuren. Die Unterwasserwelt befindet sich im Wandel und auch die Entwicklung der Reptilien kann davon beeinflusst werden. Können die vielfältigen Ökosysteme entlang der Adria mit diesen Veränderungen künftig Schritt halten? Kroatiens Küste wirkt zeitlos, doch die Natur kennt keinen Stillstand – nicht einmal im Urlaubsparadies.
„Kroatiens Küste – Endlos und Wild“ entstand als Koproduktion von ORF, dreiD.at, ARTE G.E.I.E. und NDR Doclights in Zusammenarbeit mit ORF-Enterprise.