Ein grüner See, der von Bäumen umgeben ist. Seerosen schwimmen auf dem Wasser. Unter der Oberfläche befinden sich zahlreiche Stengel und einige Unterwasserblätter.
Foto: ORF/Nautilusfilm/Andreas Hartl
Die Schwimmblätter der Seerose sind mit Luft gefüllt, damit sie auf der Oberfläche treiben kann. Ihre Unterwasserblätter sind vollständig untergetaucht.

Universum

Die Geheimnisse der Alpenseen - Expedition in die Tiefe

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Im flachen Morgenlicht durchschneiden zwei Hechte das Wasser, fast lautlos. Ihr Tanz beginnt langsam, kraftvoll – eine fließende Choreografie zwischen Lichtreflexen und Nebelschwaden.

Die Universum-Dokumentation „Die Geheimnisse der Alpenseen - Expedition in die Tiefe" begibt sich auf eine eindrucksvolle Spurensuche in die Welt alpiner Gewässer. Mal ruhig und spiegelnd, dann wieder aufgewühlt vom Wind - die Seen prägen die Berglandschaft, sind in ständiger Wechselwirkung mit ihrer Umgebung und bergen ein vielfältiges Innenleben, das erst auf den zweiten Blick sichtbar wird.

Faszinierende Wasserwelten

Die Reise beginnt im Osten, im Salzkammergut, führt über den Traunsee und den sagenumwobenen Alatsee bis zum gewaltigen Bodensee im Westen. Dabei ist das Farbenspiel dieser Wasserwelten so vielfältig wie ihre Entstehungsgeschichte – türkisblau, glänzend oder manchmal tiefviolett. Jede von ihnen besitzt ihren eigenen Charakter. Inmitten dieser Ökosysteme zeigen sich seltene Verhaltensweisen: Flussbarsche, die ihre Eier an von Algen überwucherten Steinen ablegen und Stichlingsmännchen, die mit großem Einsatz kunstvolle Nester bauen.

Ein gestreifter Fisch mit stacheliger Rückenflossse am Grund eines Gewässers.
ORF/Nautilusfilm/Andreas Hartl
Der Flussbarsch kann seine stachelige Rückenflosse bei Bedrohung aufstellen

Doch auch an der Basis dieser Lebensräume herrscht ständige Bewegung: Kaum geschlüpft, ziehen Krötenlarven in Schwärmen durchs Flachwasser und raspeln mit feinen Mundwerkzeugen Algen von Pflanzenstängeln und Steinen. Unter dem Mikroskop schimmern die filigranen Algenfäden in intensiven Farben – eine Folge mineralischer Ablagerungen, die sie wie winzige Kunstwerke erscheinen lassen. Und doch: sie enden als Nahrung im Maul der hungrigen Kaulquappen. Denn nur durch ständiges Fressen sammeln die Larven genug Energie, um sich schließlich zur Kröte zu verwandeln. Die Dokumentation macht sichtbar, wie vielgestaltig das Leben an den Ufern ist – Schauplätze, an denen nicht immer klar ist, wer Jäger ist und wer Beute. Selbst kleinste Organismen erweisen sich hier als unverzichtbare Bausteine im empfindlichen Gefüge unter der Wasseroberfläche.

Dem renommierten und vielfach ausgezeichneten Naturfilmer Jan Haft gelingen in der Alpenregion zwischen Österreich und Deutschland eindrucksvolle Aufnahmen von Landschaften und ihren tierischen Bewohnern – über und unter Wasser. Dabei wird nicht nur die Schönheit dieser Welt spürbar, sondern auch, wie verletzlich ihr ökologisches Gleichgewicht ist.

Blick in die Vergangenheit

Die Alpenseen sind entscheidend für die Zukunft der Landschaften – als Wasserspeicher, Rückzugsräume und biologische Taktgeber. Gleichzeitig hüten sie unsere Vergangenheit. Mit neuester Technik und Tauchdrohnen entstehen erstmals Bilder von Orten, die noch nie ein Mensch betreten hat und kommen Objekte ans Licht, die jahrzehntelang verborgen waren. Sie geben Einblick in eine andere Zeit. Dazu zählt die „Jura“, ein Schaufelraddampfer, der 1864 nach einer Kollision sank und heute in rund 38 Metern Wassertiefe vor Bottighofen im Bodensee liegt. Oder der Fiat Topolino, der in den 1950er-Jahren auf den Seeboden geriet und seit damals wie eingefroren unter Wasser ruht.

Ein Autowrack am Boden eines Sees, es wird von einem Taucher mit einer Lampe beleuchtet, der über dem Wrack schwebt.
ORF/Nautilusfilm/Tobias Friedrich
Das Wrack eines Ford Oldtimers aus den 50er Jahren

Auch die eindrucksvolle Installation aus 111 Holzpfählen im Attersee erinnert an ebenso viele Pfahlbausiedlungen im Alpenraum, die heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes sind.

Ein Bergsee mit smaragdgrünem Wasser. Nadelbäume und Wiesen rahmen ihn ein, im Hintergrund ragen felsige Bergspitzen auf.
ORF/Nautilusfilm
Viele Bergseen haben ihre grüne Farbe Algen zu verdanken. Sie enthalten Chlorophyll, das vor allem rotes und blaues Licht absorbiert, während grünes Licht reflektiert wird. Dadurch wirkt das Wasser grün.

Die Universum-Dokumentation „Die Geheimnisse der Alpenseen - Expedition in die Tiefe“ zeigt diese Gewässer nicht nur als malerische Kulisse, sondern als dynamisches Gefüge voller Leben – und offenbart mit dem Blick unter die Oberfläche eine Welt, die sonst verborgen bliebe: eine filmische Erkundung über Schönheit, Veränderung und das stille Herz einer ganzen Region.

Eine Koproduktion von ARTE, WDR, ORF und Nautilus Film.

Buch und Regie: Jan Haft

Bearbeitung ORF: Judith Doppler