Universum

Nikobaren - Auferstehung eines Archipels

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Endlose Strände, Palmen, Mangrovenwälder, Korallenriffe und eine faszinierende Artenvielfalt – die entlegene, großteils unberührte Inselgruppe der Nikobaren gleicht einem tropischen Paradies.

Doch im Dezember 2004 rückte das Gebiet plötzlich in den Fokus der weltweiten Aufmerksamkeit. Ein Seebeben vor der indonesischen Insel Sumatra – nur 200 Kilometer südlich der Nikobaren – löste einen verheerenden Tsunami aus, der ganze Küstenstreifen Südostasiens verwüstete und Hunderttausende Menschenleben forderte. Eine beispiellose Katastrophe, die auch die Nikobaren schwer verwundete. Mehr als 3.000 Inselbewohner:innen, darunter viele Angehörige der indigenen Bevölkerungsgruppe, kamen ums Leben, die artenreichen Ökosysteme des Archipels wurden beinahe gänzlich zerstört.

Tote Bäume stehen und liegen im seichten Wasser.
ORF/pre tv/Varun Alagar Surendran
An manchen Stellen drang das Meer kilometerweit ins Landesinnere vor - nicht überall floss es wieder ab. Der Regenwald ging im Salzwasser langsam zu Grunde.

Fast auf den Tag genau 20 Jahre später zeigt die neue „Universum“-Dokumentation „Die Nikobaren – Auferstehung eines Archipels“ die beeindruckende Regeneration der Natur und führt das Publikum in eine Welt, die nur wenige Menschen zu Gesicht bekommen.

Stresstest für Fauna und Flora

Die Nikobaren erstrecken sich 1.300 Kilometer östlich des indischen Festlands entlang einer gefährlichen tektonischen Verwerfung im Golf von Bengalen. „Diese außergewöhnliche Lage der Inselkette ermöglicht uns seltene Einblicke in die urzeitliche Vergangenheit tropischer Inseln“, so der indische Regisseur und Kameramann Varun Alagar Surendran. Die Nikobaren, fügt er hinzu, sind ein „Testfeld für die Widerstandsfähigkeit der Natur“. Surendran dokumentiert die Rückkehr des Lebens in Mangrovenwäldern, Küstenregenwäldern und Korallenriffen – Lebensräume, die wiederum das Überleben vieler Tierarten sichern. Mit der Kamera gelang es ihm, seltene Arten einzufangen: Den Andamanen-Bindenwaran, den Riffreiher, das Nikobaren-Großfußhuhn und die widerstandsfähigen Langschwanzmakaken, deren Population durch den Tsunami stark dezimiert wurde. Die endemischen Primaten konnten sich jedoch in verschiedenen Lebensräumen behaupten und verdeutlichen die Anpassungsfähigkeit der Arten auf den Nikobaren.

Ein Langschwanzmakake am Strand, er frisst eine leuchtend orange Frucht.
ORF/pre tv/Varun Alagar Surendran
Die Früchte der Pandanus-Bäume sind reif - ein Festmahl für hungrige Langschwanzmakaken

„Ich möchte zeigen, wie alles Leben miteinander verbunden ist, wie Nahrungsketten entstehen und Ökosysteme voneinander abhängen“, erläutert der Regisseur seine Motivation für dieses außergewöhnliche Filmprojekt.

Ein Einsiedlerkrebs mit grünlichem Gehäuse sitzt auf einer Frucht. Die Schale ist orange, das Fruchtfleisch gelb.
ORF/pre tv/Varun Alagar Surendran
Über die Pandanus-Früchte freuen sich auch Einsiedlerkrebse. Sie müssen sie sich ein neues Gehäuse suchen, wenn sie wachsen.

Eine Schlüsselrolle spielen dabei die Mangroven, die als natürlicher Schutzwall dienen. Sie haben sich auf den Nikobaren als Lebensretter erwiesen. „Wo Mangrovenwälder intakt blieben, war das Hinterland vom Tsunami verschont“, erzählt er. „Doch dort, wo die Flutwelle in die Wälder drang, sehen wir noch heute tote Baumlandschaften, die im Salzwasser langsam zugrunde gingen“, so Surendran weiter.

Seltene Einblicke in einen Zufluchtsort

Die Nikobaren umfassen 22 Inseln, die größtenteils unbewohnt und als UNESCO-Biosphärenreservat streng geschützt sind. Der Zugang zu dieser abgeschiedenen Region ist streng reglementiert. Der „Universum“-Regisseur und sein kleines Team mussten ein monatelanges Genehmigungsverfahren durchlaufen und erhielten ausschließlich die Erlaubnis für Landschafts- und Tieraufnahmen. „Wir mussten uns in sechs unterschiedlichen Büros und Abteilungen bewerben, um die Genehmigungen zu erhalten. Kontakt zur indigenen Bevölkerung ist strengstens verboten – das Risiko, Krankheiten zu übertragen, ist einfach zu hoch“, schildert Surendran, der zuvor bereits für internationale Sender wie BBC, PBS und NatGeo gearbeitet hat.

24 Stunden vorab auf ORF ON verfügbar

In beeindruckenden Bildern feiert dieser Film die Wiederauferstehung eines Naturparadieses. 20 Jahre nach der Naturkatastrophe konnten die geschwächten Ökosysteme zu alter Stärke finden. „Das ist einer der Schlüsselaspekte des Films: Wir zeigen, wie das Leben immer wieder seinen Weg findet“, resümiert Surendran.

Drei erwachsene Makaken sitzen auf einem Ast. Ein Baby klettert über ein halbwüchsiges Tier zu einem Weibchen, ein anderes Baby kaut an ihrem Schwanz.
ORF/pre tv/Varun Alagar Surendran
Makaken sind Nahrungsopportunisten - sie fressen was am einfachsten zu beschaffen ist. Auch der Schwanz von Mama wird schon mal angeknabbert.

„Die Nikobaren – Auferstehung eines Archipels“ entstand als Koproduktion von pre tv, ORF, NDR Doclights und ARTE GEIE in Zusammenarbeit mit ORF-Enterprise.