Universum

Das wahre Dschungelbuch

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1894, im tiefsten Winter Nordamerikas, verfasst der britische Autor Rudyard Kipling Geschichten, die sich in einem abenteuerlichen Dschungel mitten im tropischen Indien abspielen. Ein literarisches Meisterwerk, das heute jeder als „Das Dschungelbuch“ kennt.

Wie viel Wahrheit steckt in diesen Geschichten? Wie leben die Tiere des Dschungels wirklich? Und welche Rolle spielt dabei Mogli? In der neuen internationalen „Universum“-Koproduktion „Das wahre Dschungelbuch“, die unter Federführung des ORF entstanden ist, dokumentieren Jeremy Hogarth und Kalyan Varma den täglichen Überlebenskampf der Helden aus Kiplings Erzählungen in der modernen Welt. Film- und Theaterstar Nicholas Ofczarek leiht dem Erzähler, Panther Baghira, im „Universum“-Weihnachtshighlight seine Stimme und nimmt das Publikum mit auf eine fantastische Reise. Den Sprechertext steuert mit Alfred Komarek einer der bekanntesten Schriftsteller Österreichs bei. Für die Filmmusik verantwortlich zeichnet der steirische Hollywood-Komponist Thomas Wander. „Das wahre Dschungelbuch“ entstand als Koproduktion von ORF, dreiD.at, Drishyam Films, NDR-Naturfilm Doclights und ARTE G.E.I.E. in Zusammenarbeit mit ORF-Enterprise.

Echte Tiere, wilde Stars

Der indische Kameramann Kalyan Varma, der australische Regisseur Jeremy Hogarth und der österreichische Filmproduzent Lukas Kogler (dreiD.at Filmproduktion) arbeiteten mehr als vier Jahre an diesem außergewöhnlichen Projekt. Die Kamerateams schafften es, atemberaubende Szenen einzufangen – wie die von einem lahmenden Tiger, der auf Jagd geht. Denn auch Shir Khan, der Tiger aus dem Dschungelbuch, hatte einen lahmen Fuß.

Die Großaufnahme des Gesichts eines Tigers. Ohren und Schnauze sind durch den Bildausschnitt abgeschnitten.
ORF/dreiD/Kalyan Varma
Shir Khan, Moglis gefürchteter Widersacher, darf natürlich nicht fehlen

Ein Lippenbär bemüht sich, genau wie Balu mit Mogli, sein Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Wie Kaa trägt eine riesige Python mit ihrer Beute, einem Axis-Hirsch, einen Todeskampf aus, während ein großer, alter Elefant, ähnlich wie Hathi, beinahe lautlos als Einzelgänger den Dschungel durchwandert. Wie in Kiplings Dschungelbuch spielt auch in dieser „Universum“-Produktion ein schwarzer Panther die Hauptrolle – Baghira. Er ist der Erzähler. Mit dem Text aus der Feder von Alfred Komarek kennt er alle Geschichten und Geheimnisse der Tiere des wahren Dschungelbuchs.

Dreamteam im Einsatz

Die größte Herausforderung war es, die indischen Wölfe vor die Kamera zu bekommen. Kamerafrau Pooja Rathod erinnert sich: „Den Wölfen auf Schritt und Tritt zu folgen, während sie versuchten, sich in einem Lebensraum, der zunehmend von Menschen in Beschlag genommen wird, zurechtzufinden, das war für mich ein absolut einzigartiges Erlebnis.“

Eine Frau mit kurzen, schwarzen Haaren hält das Objektiv ihrer Kamera. Der Kopf des Stativs befindet sich am unteren Ende des Bildrands. Im Hintergrund Büsche und trockenes Gras.
ORF/dreiD
Kamerafrau Pooja Rathod bei der Arbeit

Die Population der Wölfe in Indien besteht heute aus weniger als 3.000 Tieren. Diese „Universum“-Dokumentation zeigt womöglich die stärksten und intimsten Szenen, die je gefilmt wurden, nicht nur von den Wölfen: „Jeder Naturdokumentarfilm braucht Geduld, Wissen und eine gehörige Portion Glück. Bei dieser Produktion, bei der uns zusätzlich auch die Pandemie sowie die Klimaveränderungen vor große Herausforderungen stellten, spielten auch Ausdauer und Einsatz eine entscheidende Rolle“, zeigt sich Produzent Lukas Kogler stolz auf sein Team. Teil des Teams ist auch der Grazer Komponist Thomas Wander, der in Hollywood eine feste Größe ist. Seine Filmmusik ist fixer Bestandteil von Regisseur Roland Emmerichs Blockbustern wie „Independence Day: Die Wiederkehr“ oder zuletzt „Moonfall“. „Obwohl die Bilder sehr beeindruckend sind, ist es vor allem aber die sehr persönliche Erzählweise, die mich angesprochen hat. Den speziellen ‚tone‘, den Regisseur Jeremy Hogarth mit der Erzählweise und vor allem durch seine Wortwahl und Textgestaltung erzeugt hat, habe ich versucht mit der Musik einzufangen und widerzuspiegeln“, so Thomas Wander, für den „Das wahre Dschungelbuch“ der erste Dokumentarfilm ist, den er vertont hat. Wie auch für Burgtheater-, Film- und TV-Schauspieler Nicholas Ofczarek: „Ich freue mich sehr, mit dabei sein zu dürfen, wie ein neues Dschungelbuch aufgeschlagen wird – erzählt im Hier und Jetzt, im Indien von heute.“

Herzensprojekt

Die Idee, diese Geschichten auf die Leinwand zu bringen, stammt vom indischen Naturfilmer Kalyan Varma: „Als ich acht Jahre alt war, bekamen wir unseren ersten Fernseher. Die Disney-Version des Dschungelbuchs habe ich geliebt. Ich wollte damals Mogli sein und selbst durch den Dschungel streifen. Dann wurde ich Naturfilmer und erfuhr von einem schwarzen Panther in den Wäldern von Kabini. Sofort wusste ich, das ist der richtige Zeitpunkt, den Film über die echten Tiere der Dschungelbuchs umzusetzen.“

Ein kleines Kind mit dunklen Haaren in orangen Shorts steht mit dem Rücken zur Kamera vor einer weitläufigen Landschaft. Seine Hände sind in die Hüften gestützt.
ORF/dreiD/Kalyan Varma
Als Mogli wurde der Neffe von Naturfilmer Kalyan Varma gecastet

Kein Dschungelbuch ohne Mogli – auch in einem Naturfilm. Regisseur Jeremy Hogarth stellt klar: „Obwohl der Mensch, und vor allem sein Einfluss auf die Natur, in diesem Film allgegenwärtig ist, liegt das Hauptaugenmerk eindeutig auf den Tieren, die das Dschungelbuch zu einem Klassiker der Literatur gemacht haben. So wird auch Mogli zu einem Nebendarsteller, der eine dramaturgische und visuelle Brücke zwischen dem Buch und dem wahren Dschungelbuch bildet.“

„Das wahre Dschungelbuch“ ist eine Hommage an ein großes literarisches Werk und an die unvergleichliche Natur des bevölkerungsreichsten Landes der Erde. Zudem zeigt der Film, dass in diesen alten Geschichten immer ein Körnchen Wahrheit steckt. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb sie bis heute weltweit für Begeisterung sorgen – bei Kindern und Erwachsenen. Das Gesetz des Dschungels gilt nach wie vor.

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