'Unser Österreich - Die Universum Sommerreihe'

Universum

Lungau - Wildnis im Herzen der Tauern

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Umrahmt von den Bergen der Gurktaler Alpen sowie von den mächtigen Gipfeln der Hohen und Niederen Tauern bildet der Lungau Salzburgs südöstlichste Region.

Weit über ein Jahr war das Team der Produktionsfirma ‚dreiD.at‘ unterwegs, um den Lungau für „Universum“ zu entdecken und zu porträtieren. Die „Universum“-Dokumentation „Lungau – Wildnis im Herzen der Tauern“ von Regisseurin Waltraud Paschinger führt in die faszinierende Welt dieser naturnahen Berg- und Tallandschaften und öffnet den Blick für eine weitgehend unberührte Natur – und für Tiergeschichten, die unseren Augen sonst meist verborgen bleiben. Das Ergebnis ist eine Liebesgeschichte: eine Naturdokumentation, die tief in die geheimnisvolle Welt der fünf großen Täler des Lungaus eintaucht. Damit gewährt sie vor der imposanten Kulisse der Lungauer Bergwelt seltene Einblicke in die vielfältige Tierwelt einer grandiosen alpinen Landschaft.

Ein rosa Türkenbund steht an einem klaren See an dessen Ende sich hohe Felsen befinden. Das Ufer ist grün. Die linke Hälfte des Bildes liegt im Schatten.
ORF/dreiD.at filmproduktion/Johannes Pötscher
Am Rotgüldensee blüht ein Türkenbund. Diese Lilienart verströmt besonders abends und nachts einen süßen Duft, der langrüsselige Schmetterlinge anzieht.

An die sechzig glasklare Bergseen, unzählige geheimnisvolle Moore und Feuchtwiesen, dazwischen ein blühendes Hochtal, das vom Himmel aus gesehen fast wie der Abdruck einer Hand erscheint: es ist nicht einfach, die Geographie des Lungaus kurz und treffend zu beschreiben. Leichter ist es wohl, dieses imposante Gemenge aus schroffen Gipfeln, mächtigen Gebirgsstöcken und sanften Tälern anhand seiner vielfältigen Natur und bunten Tierwelt vorzustellen; denn der Lungau ist nicht nur das Revier stolzer Adler, sondern auch eine wundervolle Kulisse für blitzschnelle Schneehasen, freche Iltisse oder flinke Gämsen. Majestätische Steinböcke präsentieren sich auf dieser Bühne ebenso wie die zierlichen Karmingimpel oder die winzigen Braunkehlchen, die weit aus Afrika zu ihren Nistplätzen gekommen sind.

Ein kleiner Schneehase mit braunem Fell duckt sich mit angelegten Ohren in eine Mulde. Um ihn herum blühen weiße und lila Blumen.
ORF/dreiD.at filmproduktion/Johannes Pötscher
Junge Schneehasen sind von Geburt an auf sich gestellt. Die Häsin kommt nur einmal in der Nacht, um sie zu säugen. Tagsüber bleiben sie lieber in Deckung.

Die „Universum“-Dokumentation führt durch alle Höhenlagen des Lungaus. Auch durch die Winter in den kargen Gipfelregionen, wo sich das Team auf die Spuren von Schneehase und Schneehuhn geheftet hat. Mehr als 1.500 Höhenmeter unter den höchsten Gipfeln liegt das handförmige Hochtal. Hier kann man die Sommer mit der kunterbunten Singvogelgemeinschaft verbringen, die in den extensiv bewirtschafteten Wiesen und Weidegebieten brütet und die den Lungau auszeichnet. Darunter finden sich das scheue Braunkehlchen, kaum 20 Gramm schwer, und der Neuntöter, der seine Jungen mit riesigen Insekten füttert und großzieht.

Pelzige Draufgänger hautnah

Am Moor lebt eine Iltisfamilie. Iltisse sind kluge und unerschrockene Jäger. Wenn die Fähe im Frühjahr auf Froschjagd geht, betäubt sie die Frösche mit einem Nackenbiss und stapelt sie als Frischfleisch in ihrem Bau. Grausam …? – „Nein finde ich nicht. Es ist nur eine der Millionen Spielarten der Natur, die trotz aller Schönheit eben auch immer ums Überleben kämpft“, so Regisseurin Waltraud Paschinger. „In die Iltisse habe ich mich verliebt. Sie schauen mit ihren großen Augen nett und harmlos aus, sind aber blitzschnelle, hochkonzentrierte Jager. Sie jagen nicht selten Beute, die doppelt so groß ist wie sie selbst.“ Das Kamerateam konnte sogar die tollpatschig anmutenden Iltis-Jungen bei ihrem ersten Ausflug filmen. Und in den Monaten davor sorgte eine in der Bruthöhle angebrachte Minikamera für besondere Einblicke in die Kinderstube der scheuen Iltisfamilie.

Ein Iltisjunges steckt den Oberkörper aus dem mit Moos umwachsenen Bau. Die kleine Nase ist rosa, das weiche Fell grau-braun. Es hat schwarze Knopfaugen.
ORF/dreiD.at filmproduktion/Johannes Pötscher
Iltiskinder beginnen schon mit drei Wochen Fleisch zu fressen. Das Jagen müssen sie aber noch von der Mutter lernen.

Den Lungau muss man sich erwandern. Straßen führen nur bis zum Talschluss, dann beginnen die Fußwege. „Sie eröffnen Einblicke in Landschaften, die vor allem im Herbst in ihrer Weite und Einsamkeit an Kanada erinnern“, so Produzent Lukas Kogler. Ihn hat die Gamsbrunft am stärksten  beeindruckt. Dann jagen sich die Böcke gegenseitig über fast senkrechte Felsen, preschen in atemberaubender Geschwindigkeit durch Schutthalden und fliegen mit gewaltigen Sprüngen über die Gräben und Canyons des Gebirges. „Mich hat die Geburt eines Adlerjungen tief berührt“, erzählt Kameramann  Johannes Pötscher, „und wie sich dieses winzige, fast nackte Küken inmitten der rauen Bergwelt aus dem Ei kämpft.“ Zwölf Stunden musste er hinter der Kamera auf diesen Moment warten. Nicht ganz so lange hat es gedauert, bis die Ameisen preisgaben, mit welch geheimnisvollem Heilmittel sie ihren Bau desinfizieren. Nämlich mit winzigen Tropfen Zirbenharz. Aber auch die Ameisen selbst halten als Saubermacher her: sie produzieren Säure, die Parasiten vertreibt. Beispielsweise aus dem Gefieder von Auerhähnen, die sich aus diesem Grund zwischendurch gern einmal auf einem Ameisenhügel breit machen.

Lebendige Traditionen und Bräuche

Der Film erzählt aber auch von den Ursprüngen eines alten, sehr eindrucksvollen Brauchtums: von den Anfängen der Prangstangen-Prozessionen. Bis zu acht Meter hoch sind diese Stangen. Sie werden im Juni rund um die Sommersonnenwende, geschmückt mit bis zu 50.000 einzelnen Blüten, durch den Ort getragen. Zu verdanken ist dieser farbenprächtige Brauch einer Heuschreckenplage, die den Lungau im 17. Jahrhundert heimsuchte. Der Legende nach wurde damals nicht nur die Ernte, sondern die komplette Vegetation vernichtet – bis auf die Margeriten, die nun die Prangstangen mehrheitlich schmücken.

Wenn im August Schüsse über den Prebersee nahe Tamsweg peitschen, dann neigt sich der kurze, aber intensive Sommer im Lungau langsam dem Ende zu. Das Prebersee-Schießen zieht Schützen aus aller Welt an. Die Besonderheit: via Wasseroberfläche wird indirekt auf Zielscheiben gezielt und geschossen. Das Wasser dieses Moorgewässers zeichnet sich durch hohes physikalisches Gewicht aus. Dadurch kann es das Geschoß reflektieren – und im besten Fall als beabsichtigten Querschläger auf die hölzerne Zielscheibe am anderen Seeufer lenken.

Nicht nur in den Herbstnebeln haftet den unberührten Landschaften des Lungaus ein Hauch von Magie an. Und damit das noch lange so bleiben kann, ist der Lungau seit 2012 Biosphärenpark. Das schützt auch die Lonka, die dem Lungau wohl einst den Namen gab. Dieser Fluss darf ungestört und unreguliert im Weißpriachtal mäandern und bietet tausenden Fröschen, Kröten und Molchen im Frühjahr perfekte Laichplätze. Wer dann durch den Lungau streift, dem öffnet sich die Natur – und überrascht ihn vielleicht sogar mit einem Tête-à-Tête mit Schneehase, Iltis, Gams oder gar den ersten zurückgekehrten Zugvögeln des Jahres.

Die „Universum“-Dokumentation „Lungau – Wildnis im Herzen der Tauern“ ist eine Produktion von dreiD.at in Koproduktion mit ORF Universum, BR und dreiD.at. In Zusammenarbeit mit

ORF-Enterprise, gefördert vom Land Salzburg und unterstützt von der Ferienregion Salzburger Lungau und dem Regionalverband Lungau.

Gestaltung

Waltraud Paschinger