Der Blick auf die Donau von der Burgruine Dürnstein hinunter. Der blaue Turm des barocken Stifts ist erkennbar, auf dem Fluss fährt ein Schiff.
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Die Burg Dürnstein oberhalb des gleichnamigen Ortes wurde zwischen 1140 und 1145 von den Kuenringern erbaut

Universum

Sonnentiere der Wachau

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Rund 36 Kilometer ist es lang, das weltberühmte Donautal in Niederösterreich: die Wachau. Neben architektonischen Juwelen und kulturlandschaftlichem Gestaltungsreichtum gibt es noch eine andere, verborgene Seite.

Der ikonische blaue Turm der Stiftskirche von Dürnstein, die sagenumwobene Burgruine über dem gleichnamigen Ort, die prachtvolle Marillenblüte, die aromatische Früchte verspricht oder die steilen Weinterrassen mit ihren von Hand gelegten Trockensteinmauern: Sie alle haben den Ruf der Wachau begründet. Aber erst das Zusammenspiel zwischen Kulturlandschaft und Naturraum macht diesen Ort zu einem außergewöhnlichen Schatz und hat ihn im Jahr 2000 in den Rang des UNESCO-Welterbes erhoben.

Das barocke Stift Dürnstein mit dem blauen Turm der Kirche am Ufer der Donau. Im Hintergrund steile Felswände und Weinterrassen.
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Die berühmte Stiftskirche von Dürnstein war in den 1980ern vom Verfall bedroht. Erst bei der Renovierung bekam sie ihre smalte-blaue Farbe. Damals noch ein richtiger Skandal, ist der Turm heute längst zu einem Wahrzeichen der Wachau geworden.

Das sonnendurchflutete Tal bietet durch das milde, fast mediterrane Klima Tier- und Pflanzenarten einen besonderen Lebensraum. Kleine, aber umso schillerndere Wesen suchen hier nach Licht, Wasser und Wärme: In die Welt der „Sonnentiere der Wachau“ taucht die „Universum“-Dokumentation von Kurt Mündl (ORF Bearbeitung: Leyla Movahedi) ein.

Artenvielfalt in der Kulturlandschaft

Wenn die Wachau ein heimliches Wappentier hat, ist es die Smaragdeidechse. So steht ihr Name auch für die höchste Qualitätsstufe der Weine der Region – ein Zeichen dafür, wie sehr das kleine, juwelengrüne Reptil geschätzt wird.

Zwei Smaragdeidechsen auf einem Stein, das Männchen ist an der blauen Färbung des Halses und Unterkiefers erkennbar.
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Die Smaragdeidechse gilt als das heimliche Wappentier der Wachau. Reptilien sind wechselwarme Tiere und müssen sich in der Sonne aufheizen.

Während der Paarungszeit leuchtet die Färbung der Männchen besonders intensiv, an Hals und Kopfseiten kommt ein leuchtendes Blau hinzu. Die aufgeheizten Trockensteinmauern helfen den wechselwarmen Tieren, die Körpertemperatur auch nach Sonnenuntergang zu halten und bieten gleichzeitig Unterschlupf.

Großaufnahme von Kopf und Oberkörper einer Gottesanbeterin. Sie scheint direkt in die Kamera zu blicken.
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Gottesanbeterinnen fühlen sich auf den Trockenrasenflächen der Wachau besonders wohl und sind dort (im Gegensatz zum restlichen Niederösterreich) recht häufig zu finden

Gefährdet wie die Smaragdeidechse ist auch die Gottesanbeterin. Die Fangbeine hält sie in Ruhestellung vor dem Körper gefaltet, der maskenhafte, bewegliche Kopf unterstreicht ihr faszinierendes Aussehen. Trockenrasen bieten dem wärmeliebenden Insekt geeignete Lebensräume, die Gelege mit bis zu 200 Eiern überdauern die kalte Jahreszeit in gut getarnten Paketen aus erhärteter Schaummasse.

Fünf Ziesel stehen aufgerichtet auf den Hinterpfoten auf einer Wiese. Ein Baumstamm befindet sich links im Bild.
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Zieselvorkommen gibt es in der östlichen Wachau. Trockene Lebensräume in Wein- und Marillengärten sowie Böschungen werden bevorzugt besiedelt.

In der östlichen Wachau leben kleine Verwandte der Murmeltiere, die genauso gerne den Überblick behalten: Die wachsamen Ziesel halten sich dazu aufrecht auf den Hinterpfoten. Sie schaffen es in dieser Haltung sogar, einen kleinen Snack einzunehmen, den sie geschickt in den Vorderpfoten halten. Dank ihrer dehnbaren Backentaschen haben sie die Jause immer dabei.

Donau im freien Lauf

Wenn es um die Zerbrechlichkeit der Unterwasserwelt der Donau geht, macht das Schicksal des Huchens deutlich, dass eine idyllische Landschaft mit romantischen Architekturjuwelen kein Maßstab für einen intakten Lebensraum ist. Einst war der Fluss voll von „Donaulachs“, jetzt ist dieser akut vom Aussterben bedroht. Der österreichischen Donau bleiben heute nur mehr zwei freie Fließstrecken, unverbaut von den Staustufen der Wasserkraftwerke. Und eine dieser Lebensadern strömt durch das Tal der Wachau.

 

Das Zusammenspiel zweier Lebenswelten bleibt prägend für das vielgerühmte Donautal. In dieser uralten, von Menschen geformten Kulturlandschaft gab es immer auch Platz für Wildnis. Jetzt zeichnet sich ab, dass dieser Platz auch freigehalten werden muss.