Universum
Plötzlich Stille - Wildtiere in der Pandemie
Für Tiere auf unserer Welt ist es eng geworden. Kaum ein Winkel der Erde ist vom Menschen unberührt. Doch wie reagiert die Tierwelt, wenn wir uns zurückziehen? Wenn plötzlich Stille herrscht? 2020 passiert genau das. Vier Milliarden Menschen bleiben zu Hause, um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen. „Universum“ zeigt in der neuen Dokumentation „Plötzlich Stille – Wildtiere in der Pandemie“ von Regisseurin Susanne Maria Krauß, wie Wissenschafter/innen unter Mithilfe von GPS-Sendern, Kamerafallen oder Hydrophonen das Verhalten von Wildtieren rund um den Globus während der Pandemie nachzeichnen. Die Produktion von Inonemedia im Auftrag des MDR in Zusammenarbeit mit ARTE und ORF liefert dabei neue und verblüffende Erkenntnisse.
Wenn die Menschheit Halt macht
Bären, Wale oder Nashörner stoßen immer wieder an Grenzen. Autobahnen, Schifffahrtsrouten, Tourismus, Landwirtschaft oder Städte zerstören mehr und mehr den Lebensraum von Tieren. Es gibt kaum noch einen Fleck auf der Welt, wo der Mensch nicht seine Spuren hinterlässt. Doch dann kommt Corona – plötzlich herrscht Stille. Um Covid-19 einzudämmen, bleiben im Frühjahr 2020 mehr als vier Milliarden Menschen zu Hause. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Eine Massenquarantäne, wie es sie noch nie zuvor gegeben hat. Für die Forschung ergibt sich eine einzigartige Gelegenheit. Die Chance für eine der größten wissenschaftlichen Studien in der Geschichte. Wie reagieren Wildtiere auf die menschliche Pause, die „Anthropause“? Wissenschafter/innen vernetzen sich weltweit. GPS-Sender, Hydrophone und Videofallen liefern wertvolle Daten und geben Einblicke in das Leben von Wildtieren in Zeiten der Pandemie.
Vor der Küste von British Columbia lauschen Walforscher/innen der Stille unter Wasser. Zum ersten Mal hören sie Wal-Gesänge ohne den Lärm der Schifffahrt im Hintergrund. In den Dolomiten werden Braunbären bei „Grenzüberschreitungen“ ertappt – sie wagen sich in vermeintlich menschenleere Städte und Dörfer vor.
Wildschweine in Tschechien und Rehe in Italien liefern verblüffende GPS-Daten und zeigen völlig neue Bewegungsprofile. Marder lösen in Berlin Kamerafallen aus und dokumentieren so ganz neue nächtliche Aktivitäten. Nashörner stellen Streckenrekorde auf und traben durch die von Touristen verlassene Serengeti zu unerwarteten Zielen weit weg von ihren Stammterritorien.
Aber nicht alle Tiere profitieren vom Rückzug des Menschen. In der Lockdown-Zeit versiegen auch Nahrungsquellen – mit Folgen zum Beispiel für die Krähen von Paris. Die Vögel haben sich darauf spezialisiert, die Mülltonnen in den Parks nach Fressbarem zu durchstöbern. Doch in der Quarantäne blieben die Tonnen leer.
Riesige Datenmenge liefert spannende Erkenntnisse
Im schottischen St. Andrews laufen Informationen von mehr als 600 Biologen, Naturschützern und Datenexperten zusammen. Daten von mehr als 13.000 getrackten Tieren. Mehr als eine Milliarde Standortdaten. Beobachtungen und Bewegungspunkte in der Zeit vor, während und nach dem Lockdown werden verglichen und für eine globale Mega-Studie zusammengeführt. Die „Universum“-Dokumentation berichtet über das einzigartige Big-Data-Projekt zum Tierverhalten in Zeiten der plötzlichen Stille und die daraus gewonnenen Erkenntnisse für unsere Zukunft.
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