Universum

Ein Jahr auf unserer Erde (2) - Frühling

Werbung Werbung schließen

Dass es Jahreszeiten gibt, ist einer Einzigartigkeit des Planeten geschuldet – dem Neigungswinkel der Erdachse, der die Bahn um die Sonne beeinflusst und alles Leben auf dieser Welt erst ermöglicht.

Frühling auf der Erde – der zweite, von Laura Humphreys und Adrian Seymour gestaltete Teil des neuen „Universum“-Vierteilers „Ein Jahr auf unserer Erde“ (ORF-Bearbeitung: Wolfgang Stickler). Die Koproduktion von Plimsoll Productions im Auftrag von ITV in Zusammenarbeit mit ARD und ORF begleitet unterschiedlichste Tierfamilien rund um den Erdball und schildert, wie sie den permanenten Wechsel von Tageslängen und Wetterbedingungen zu meistern imstande sind.

Tag- und Nachtgleiche

Am 20. März ist es mit Ausnahme der Umgebung der Pole an jedem Ort der Erde zwölf Stunden hell und zwölf Stunden dunkel: Die Tag- und Nachtgleiche zeigt den Frühlingsbeginn auf der Nordhalbkugel und den Weg in die kalte Jahreszeit auf der Südhälfte an. Manche Tierarten nutzen diesen besonderen Tag. Die weiblichen Lederschildkröten etwa starten ihre Wanderung zurück zu jenen Stränden, an denen sie geboren wurden, um ihre Eier abzulegen. Ein weißlicher Fleck am Kopf hilft, den genauen Zeitpunkt zu erwischen. Durch ihn dringt Tageslicht ein und wirkt direkt auf das Gehirn. In acht Wochen ist der Strand von Grande Riviere in Trinidad auf ein Neues überfüllt – wenn tausende Junge schlüpfen und sich ihren Weg Richtung Meer bahnen. Nördlich des Äquators herrscht opulenter Überfluss in der Natur. Im üppigen frischen Grün tummeln sich Jungtiere aller Arten. Selbst die südkalifornischen Wüstengebiete sind übersät mit Blüten. Genügend Nektar für die Veilchenkopf-Elfen. Das Männchen dieser Kolibri-Art nutzt für seine Balz den idealen Winkel zur Sonne, um ein Weibchen zu erobern. Dann nämlich leuchtet sein Kopfgefieder in strahlendem, hellem Violett.

Im Hochland von Tibet hat eine Tibetfüchsin im Alleingang drei Junge mit genügend Nahrung zu versorgen. Ihr Partner ist von der letzten Jagd nicht wiedergekehrt und Schwarzlippige Pfeifhasen, ihre bevorzugte Beute, sind schwer zu fassen. Schier überall haben sie Schlupflöcher angelegt, in die sie sich bei Bedarf verkriechen. Als sie sich bei der Jagd am Vorderlauf verletzt, scheint es, als müsste die junge Familie verhungern. Doch die Füchsin gibt nicht auf.

Tierische Erziehungsarbeit

Weiter südöstlich, im vietnamesischen Son-Tra-Naturreservat, haben die seltenen Rotschenkligen Kleideraffen in den dichten Wäldern einen idealen Platz zum Leben gefunden. Als Pflanzenfresser müssen sie ihre „Beute“ zwar nicht mühsam einfangen, denn Nahrung gibt es überall, trotzdem sind Jungmütter ständig unter Stress. Kleine Affen sind willkommene Beute für Räuber wie etwa die Netzpython. Dennoch müssen die Mütter die Jungtiere immer wieder sich selbst überlassen, damit sie ihren Körper beherrschen und die Kunst des Weitspringens lernen. Denn die gut zehn Meter weiten Sätze helfen, sich bei Gefahr rasch in Sicherheit zu begeben.

Eine Gepardin im grünen Gras, sie wurde seitlich fotografiert und hält den Kopf im Profil.
ORF/WDR/Plimsoll Productions
Geparde sind die schnellsten Lauftiere der Welt und tagaktiv

In der kenianischen Masai Mara herrschen zu dieser Jahreszeit verschärfte Bedingungen – vor allem für Raubtiere. Die großen Gnu-, Antilopen- und Zebraherden sind abgezogen und kehren erst im Sommer zurück – für eine Gepardenmutter eine schwierige Zeit. Sie jagt nach Impalas. Die sechs Monate alten Jungen brauchen täglich Fleisch. Nicht nur der Hunger, auch Löwen und Hyänen sind eine Gefahr und scheuen nicht davor zurück, den Gepardennachwuchs zu töten.

Drei Gepardenjunge im Gras, das Tier links im Bild putzt dem mittleren den Kopf.
ORF/WDR/Plimsoll Productions
Gepardenwürfe können aus bis zu acht Jungen bestehen

Auf der Südhalbkugel, in Botswana, ist längst das Ende der Regenzeit erreicht. Alles drängt sich um die schrumpfenden Wasserlöcher, auch die Elefanten. Die Matriarchin, die ihre Herde anführt, kann sich an Routen zu Wasserlöchern erinnern, die oft viele Jahre nicht beschritten wurden. Die Gruppe vertraut ihr mehr oder minder blind. Und die erst wenige Monate alten Jungtiere lernen so ihre ersten Marschpfade kennen und nicht mehr vergessen.

Auf der subantarktischen Marion-Insel haben sich die Lebensbedingungen für die jungen Königspinguine genauso drastisch verändert wie für einen Jungelefanten in Botswana.

Unzählige erwachsene und kleine Königspinguine. Die Jungen haben ein braunes Daunenkleid. Ausgewachsene Königspinguine sind am Rücken grau, die Vorderbrust ist gelborange, die Unterbrust weiß, der Kopf schwarz. An der hinteren Kopfseite haben sie leuchtend gelborange Flecken, auch die Unterseite des Schnabels ist orange.
ORF/WDR/Plimsoll Productions
Auch Königspinguine müssen ihre Jungen zwecks Nahrungsbeschaffung alleine lassen

Die vier Monate alten Küken sind noch zu klein, um die Insel verlassen zu können. Ein entbehrungsreicher Sommer steht bevor, mit Eiseskälte. Riesensturmvögel durchstreifen die Kolonie. Die gut einen Meter großen Vögel sind an sich Aasfresser. Sie erlegen aber auch geschwächte Pinguin-Jungen. Noch sind die Eltern zur Stelle, um die jungen Königspinguine zu beschützen. Doch bald werden beide zur Jagd unterwegs sein müssen.

Die dritte Folge „Sommer“ sendet ORF 2 am 28. März um 20:15 Uhr.

Audiodeskription gefördert von VGR GmbH