In vier Teilen:

Universum

Ein Jahr auf unserer Erde (1) - Winter

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Winter auf der Erde – das bedeutet für die einen Kälte und schwierige Bedingungen, genügend Nahrung zu finden. Die Pflanzen- und Tierwelt auf der Südhalbkugel hingegen schwelgt währenddessen in Wärme und Überfluss.

Dass es Jahreszeiten gibt, ist einer Einzigartigkeit des Planeten geschuldet – dem Neigungswinkel der Erdachse, der die Bahn um die Sonne beeinflusst und alles Leben auf dieser Welt erst ermöglicht.

Von oben fotografiert: Ein schmales Stück Sandstrand links im Bild, dann Brandung in der Mitte und helles, blaues Meerwasser rechts.
ORF/WDR/Plimsoll Productions
Meere bilden rund 71% der Erdoberfläche. Sie sind Quelle des Lebens und dienen vielen Arten als Nahrungsgrundlage

Die neue vierteilige „Universum“-Serie „Ein Jahr auf unserer Erde“ von Andrew Moorwood (ORF-Bearbeitung: Wolfgang Stickler) – eine Koproduktion von Plimsoll Productions im Auftrag von ITV in Zusammenarbeit mit ARD und ORF – begleitet ab 14. März jeweils Dienstag um 20.15 Uhr in ORF 2 unterschiedlichste Tierfamilien rund um den Erdball und schildert in anschaulichen Animationen sowie atemberaubenden Naturaufnahmen, wie sie den permanenten Wechsel von Tageslängen und Wetterbedingungen zu meistern imstande sind. Während Eisbär, Rotfuchs oder Eichhörnchen einiges an Fertigkeiten mitbringen müssen, um den langen, tief verschneiten Winter auf der Nordhalbkugel zu überdauern, genießen Königspinguine im Süden die reichhaltige Fisch-Bar. Sintflutartige Regenschauer ergießen sich über den Elefantenherden im warmen südafrikanischen Botswana und Paradiesvogelmännchen im tropischen Regenwald Neuguineas haben Dank der andauernden Nahrungsfülle überhaupt nur noch eines im Sinn: möglichst attraktiv zu sein.

Eisige Kälte im Norden

Die Erde ist der bislang einzig bekannte Planet, der unterschiedlichste Formen von Leben beherbergen kann. Geschuldet ist dies der schrägen Neigung der Erdrotationsachse. Sie ermöglicht auf ihrem zwölf Monate dauernden Weg um den energiespendenden Fixstern Sonne die Jahreszeiten. Dass Nord- wie Südhalbkugel gleichermaßen von ihnen betroffen sind und im Jahresverlauf ähnliche Bedingungen aufweisen, hat die vielfältigen Existenzen an allen Ecken und Enden der Welt überhaupt erst möglich gemacht. Winter bedeutet für die nördliche und südliche Hemisphäre völlig unterschiedliche Lebensabschnitte: Auf dem Archipel Spitzbergen etwa, der nördlich des Polarkreises liegt, herrschen neben Kälte, Wind und Schnee mehr als dreieinhalb Monate Finsternis. Während der Polarnacht lässt sich die Sonne nicht blicken. Ein Eisbärenweibchen und ihr Junges müssen hier weite Strecken zurücklegen, um satt zu werden. Es gelingt mit etwas Glück, auf dem Packeis eine dösende Ringelrobbe zu erhaschen oder zur Not mit einem eisgekühlten Rentier-Kadaver Vorlieb zu nehmen. Treffen Sonnenwinde auf das Erdmagnetfeld, kommt es zum Phänomen der Polarlichter. Sie zaubern ein heimeliges Leuchten in die Dunkelheit und zeugen zumindest indirekt dafür, dass der energiegeladene Fixstern doch noch existiert.

 

Eben dieses Erdmagnetfeld scheint sich der Rotfuchs bei der Jagd zunutze zu machen. Im tief verschneiten Montana (USA) ist jede zusätzliche Hilfe mehr als willkommen, um Nagetiere zu erhaschen. Die Wissenschaft nimmt an, dass der Fuchs eine Art sechsten Sinn besitzt. Er richtet sich leicht nach Nordosten aus, wie eine magnetische Kompassnadel, wartet auf ein Geräusch der Beute, um mithilfe seines ausgezeichneten Gehörs die Richtung zu bestimmen, und nutzt den Magnetsinn für die exakte Entfernung. Dann folgt ein Sprung in den Tiefschnee – und meist hat er einen Nager in seinem Bau punktgenau erwischt. Spezielle Fähigkeiten bei der Nahrungssuche sind auch von den Eichhörnchen in Südnorwegen gefragt. Noch im Herbst hat jedes Tier an die 3.000 Nüsse versteckt. Nun gilt es, sie in der völlig veränderten Schneelandschaft wiederzufinden. Dafür wächst ihr Hippocampus, jener Teil des Gehirns, der u. a. für Lernen und Orientierung zuständig ist, um 15 Prozent. Eichhörnchen erinnern sich deshalb an viele Orte. Und werden häufig Opfer hinterhältiger Überfälle. So mancher Artgenosse nimmt wilde Kämpfe in Kauf, um lieber zu stehlen als selbst zu suchen.

Sommer auf der Südhalbkugel

Auf der warmen Südhalbkugel dreht sich zur selben Zeit alles um den Nachwuchs. Auf der Marion-Insel, etwa 1.700 Kilometer südlich von Afrika gelegen, wechseln sich in den warmen Wintermonaten etwa 14-tägig Königspinguin-Paare ab, um ihr Ei zu bebrüten. Nach zwei Wochen ausgiebiger Fischjagd kehrt die Hälfte der Pinguine an Land zurück.

Unzählige Königspinguine auf einem Strand mit dunkelgrauen, runden Steinen. Im Hintergrund das Meer und eine grüne Landzunge.
ORF/WDR/Plimsoll Productions
Königspinguine sind nach den Kaiserpinguinen die Zweitgrößten der Art

Sie orten den Partner unter hunderttausenden Königspinguinen mithilfe einer besonderen Fähigkeit: Sie können den speziellen Ruf aus dem Getöse filtern und finden einander auf der überfüllten Insel punktgenau. Weiter nördlich, im südafrikanischen Botswana, treffen die Sonnenstrahlen deutlich senkrechter auf die Erde. In der Hitze bilden sich Wolken, die für sintflutartige Regengüsse sorgen und das Land für wenige Wochen mit Wasserläufen überziehen und in üppiges Grün hüllen.

Zwei Elefantenbabys, eines ist nur zur Hälfte im Bildausschnitt. Rechts ein erwachsenes Tier, der Kopf ist nicht ganz erkennbar.
ORF/WDR/Plimsoll Productions
Nach einer Tragzeit von fast zwei Jahren gebären Elefantenkühe meist ein einziges Jungtier

Ein Paradies für einen jungen Elefanten. Spielen, planschen, tauchen. Noch ahnt er nicht, was der Wechsel in den Frühling bedeuten wird: die erste Dürre seines Lebens, stundenlange Märsche zu Wasserstellen und hungrige Löwenrudel, die sich auf die Jagd nach Jungelefanten spezialisiert haben.

Doch es gibt auch Orte, wo es auf Erden kaum Jahreszeiten gibt – in den tropischen Regenwäldern nahe dem Äquator etwa. Dank des Nahrungsüberflusses kann sich die Tierwelt hier vermehrt auf ihre optische Erscheinung oder die Attraktivität für die Fortpflanzung konzentrieren. Der männliche Prachtparadiesvogel auf Neuguinea zum Beispiel legt seine ganze Ausdruckskraft in den Paarungstanz, den er fast fünf Jahre lang perfektioniert. Verwechslungen gibt es allerdings häufig. Junge Männchen sind genauso gefiedert wie Weibchen. Das ausgewachsene Männchen bemerkt den Irrtum meist erst dann, wenn das vermeintliche Weibchen zu „tanzen“ beginnt, um zu üben. Ein Ärgernis, denn schließlich will er seine Fertigkeit nicht als Lehrer, sondern als Meister seines Fachs ausüben und Weibchen erobern.

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