Universum

Insel der Pinguine

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Wie ein Fels in der Brandung ragt mitten im Südpolarmeer östlich von Argentinien ein Gebirge aus dem Wasser: Südgeorgien.

Die gefürchteten Stürme der Antarktischen See prallen hier auf 3.000 Meter hohe Bergrücken. Vor der Küste treiben riesige Eisberge, Nebelbänke bilden sich innerhalb von Minuten, mehr als die Hälfte der Insel liegt unter Eis. Südgeorgien scheint unwirtlich und lebensfeindlich. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Gewässer der Inselgruppe sind äußerst artenreich. Sie sind das Lebenselixier der großen Tierkolonien Südgeorgiens: Millionen Königs- und Gelbschopfpinguine, Tausende Seeelefanten sowie mehr als drei Millionen Seebären drängen sich an den Stränden und bevölkern verlassene Walfangstationen und Schiffswracks, wie die „Universum“-Dokumentation „Insel der Pinguine“ der beiden Naturfilmer Roland Gockel und Rosie Koch zeigt.

Die Naturfilmerin und Biologin Rosie Koch. Ihre langen braunen Haare sind offen, ihre Jacke hellblau. Im Hintergrund sind drei Königspinguine erkennbar.
ORF/Doclights/Roland Gockel
Rosie Koch ist Naturfilmerin und Biologin

Über fünf Jahre lang sammelten sie für die Koproduktion von NDR und ORF mit viel Geduld ungewöhnliche Bilder aus der Brutkolonie der Königspinguine, filmten aus dem Helikopter, mit an Drohnen befestigten Minikameras und setzten aufwendige Kranfahrten ein, um den Zauber der Insel und der riesigen Tierkolonien am Rande der Antarktis einzufangen.

Die Anpassungskunst der Pinguine

Seebären, Seeelefanten und Pinguine profitieren vom Zirkumpolarstrom, einer kalten Meeresströmung. Mit diesem Strom gelangen im Sommer Fische, Tintenfische und andere Meerestiere dicht vor die Küste. Im kurzen Sommer ziehen die Königspinguine in riesigen Kolonien ihre Küken groß. Die jungen Pinguineltern sind dabei gefordert: Sie müssen mit dem extrem rauen Klima zurande kommen und ihren Nachwuchs vor den hungrigen Raubmöwen schützen. Die Königspinguinküken wachsen, von ihren Eltern gut bewacht, rasch heran. Wenn im Herbst dann die ersten Stürme aufziehen, verlassen die meisten Tiere Südgeorgien und folgen ihrer Nahrung in weit entfernte Regionen des Ozeans. Die erwachsenen Königspinguine brechen ebenfalls auf – doch ihr Nachwuchs ist noch nicht so weit. Den gesamten Winter über bleiben die Küken, die noch ihr wasserdurchlässiges Jugendgefieder tragen, in der Kolonie zurück. Mit einer dicken Fettschicht ausgestattet sind sie bereit, die nächsten Monate auf der Insel auszuharren.

Eine Masse an hellbraunen, flauschigen Pinguinküken, dazwischen zwei erwachsene Pinguine.
ORF/Doclights/Roland Gockel
Die Nadel im Flauschhaufen: Königspinguineltern auf der Suche nach ihrem Küken

Dicht gedrängt stehen die Küken beieinander und warten auf die Rückkehr ihrer Eltern im nächsten Frühjahr. Erst im darauffolgenden Herbst werden sie dann imstande sein, selbst ins Meer hinauszuschwimmen und so wie alle Tiere, die hier geboren wurden, eines Tages zurückzukehren – ins Inselreich der Königspinguine.

Verlassene Industriegebiete

Jahrzehntelang war der größte Feind der Tiere Südgeorgiens der Mensch. Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre hatte die Wal- und Robbenjagd für die Insel große wirtschaftliche Bedeutung, im 20. Jahrhundert wurden Zehntausende Wale zu Fett verarbeitet. Pinguine dienten als „Brennstoff“ für die Kessel der Trankocher.

Drei Königspinguine auf einem steinigen Strandabschnitt. Einer beugt sich zu einem Seebären (einer Ohrenrobbe) hinunter. Im Hintergrund des Fotos sind verfallene Industriegebäude in rostigem orange-rot erkennbar.
ORF/Doclights/Roland Gockel
Seebär trifft auf Königspinguine: Die ehemalige Walfangstation Stromness ist heute verlassen

Heute erinnern nur noch Industrieruinen und Strände voller Knochen an diese Zeit. Die Geisterstädte sind „Abenteuerspielplatz“ für Hunderte kleine Seebären und begehrte Unterkunft für Seeelefanten, die hier – vor Wind und Wetter geschützt – ihren Fellwechsel erdulden.

Audiodeskription gefördert von VGR GmbH

Gestaltung

Roland Gockel

Rosie Koch

Bearbeitung

Gregor Stuhlpfarrer