Universum

Iriomote – Japans tropisches Paradies

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Klein, aber fein. Iriomote ist gerade einmal 29 Kilometer lang und 19 Kilometer breit.

Sie zählt zum südlichsten Eiland der japanischen Inselkette und ist ein regelrechter Garten Eden mit Mangroven und subtropischen Urwäldern. Hier leben einige der seltensten Tierarten der Erde, wie etwa die Iriomote-Katze, eine Unterart der Schlangenweihe oder der Ryukyu-Flughund. Eingebettet in einen Nationalpark, ist dieses kleine Naturparadies vom Menschen nur spärlich besiedelt. Eine der wohl berühmtesten Einwohnerinnen ist die Textildesignerin Akiko Ishigaki. Sie lebt mit den natürlichen Kreisläufen und produziert ihre Stoffe nach den Regeln der sie umgebenden Natur. Mit „Iriomote – Japans tropisches Paradies“ zeigt „Universum“ eine Ode an die letzten vom Menschen nur wenig berührten Fleckchen Erde aus der Hand des preisgekrönten Naturfilmers Moritz Katz („Die Weihnachtsinsel“).

Refugium der Arten

Im äußersten Süden Japans liegt ein kleines subtropisches Naturparadies. Hier gibt es warme Winter, heiße Sommer und eine Regenzeit mit massiven Niederschlägen und regelmäßigen Taifunen. Nur wenige Menschen haben sich auf die kleine Insel Iriomote eingelassen und sind dort sesshaft. Die berühmte Textildesignerin Akiko Ishigaki zählt dazu. Ihre Stoffe aus Naturfasern sind in vielen Ländern der Welt ein Begriff. Ihr Geheimnis ist einfach – und kompliziert zugleich. Sie lebt und arbeitet nach den Gesetzmäßigkeiten der Natur. Die Insel ist durch Mangroven vor den starken Niederschlägen und Winden in der Regenzeit geschützt. Ihre Luftwurzeln bieten Fischarten eine sichere Kinderstube, während sie gleichzeitig die Sedimente fest an den Küsten verankern. Ein Teil des Blattwerks speichert das überschüssige Meersalz und fällt gelb zu Boden. Bei Ebbe sind die vergilbten Blätter ein gefundenes Fressen für Mangrovenschnecken, Krabben und Einsiedlerkrebse. Ihr vermeintlich unknackbares Gehäuse kann sie kaum vor einem meisterlichen „Schalenbrecher“ retten: dem Feuerliest. Der etwa 25 Zentimeter große Eisvogel ist u. a. auf die kleinen Krustentiere spezialisiert. Mit dem Schnabel zerschlägt er die Schalen an Steinen und gelangt so an den Inhalt.

Ein Vogel mit rötlich-braunem Gefieder hat ein Krustentier im leuchtend orangen Schnabel.
ORF/Doclights Naturfilm/NHK
Der Feuerliest hat auf Iriomote besondere Fähigkeiten entwickelt, um an schmackhafte Krebse zu gelangen

Zwischen den Mangrovengewächsen erheben sich kleine vulkanartige Gebilde aus Schlamm. Sie sind das Werk der Schlammspringer-Männchen, die ihre kleinen Burgen nur mit dem Maul erbauen. Der unterirdische Hohlraum dient als sicherer Ort für die Gelege, die ebenso nur die Männchen beaufsichtigen. Die Weibchen sind nach der Eiablage längst wieder weitergezogen. Die amphibisch lebenden Fische sind dank ihrer hoch am Kopf angesetzten Augen besonders „umsichtige“ Wächter. Fast 90 Prozent der Insel sind von Urwald bedeckt – ein Dickicht wie geschaffen für ein seltenes endemisches Tier: die Iriomote-Katze. Sie wurde erst 1965 entdeckt. Schätzungen zufolge gibt es heute kaum mehr als 100 dieser Tiere, die nur nachts unterwegs sind. Wenn es dunkel wird treibt sich noch eine weitere Rarität zwischen Bäumen und Sträuchern herum – der Ryukyu-Flughund. Diese Fledertiere erreichen eine Spannweite von fast einem Meter. Sie besitzen keine Echoortung, finden aber mithilfe ihrer ausnehmend guten Augen und dem noch ausgereifteren Geruchssinn Früchte, Blätter und Nektar. Iriomote ist eines der wenigen Rückzugsgebiete für diese Flughund-Art, die in vielen Teilen ihres Verbreitungsareals mittlerweile stark gefährdet ist.

Ein Flughund hängt an einem Ast und steckt die Schnauze in leuchtend orange Blüten
ORF/Doclights Naturfilm/NHK
Flughunde kommen nachts aus ihren Verstecken, um den Nektar von Blüten zu fressen

Der dichte Wald ist nicht unbedingt ein einfaches Jagdgebiet für einen Raubvogel. Die Schlangenweihe hat trotzdem hier Fuß gefasst. Sie jagt nicht aus der Luft, sondern direkt auf dem Boden nach Schlangen, Krebstieren oder Eidechsen. Dabei ortet sie kleinste Bewegungen zuerst von ihrem Ausguck in den Baumkronen, um zu entscheiden, ob sich eine Landung lohnt. Auf ebener Erde angekommen, packt sie blitzschnell zu.

Textilkunst im Einklang mit der Natur

Seit vielen Jahrzehnten lebt die 83-jährige Akiko Ishigaki nun auf der kleinen Insel. Ihre Stoffe faszinierten schon Issey Miyake und wurden in einer Werkschau im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt. Ishigakis Kollektion besteht ausschließlich aus Materialien, die sie in der Natur von Iriomote findet. Sie sind eine Hommage an ihre Heimat. Sie nützt die Rinde der Mangroven, um damit Stoffe zu färben, erntet Seidenspinnerraupen und die Fasern der Bananenbäume, um daraus ihre speziellen Gewebe zu produzieren.

Akakiko Ishigaki mit einem großen Topf voll Seidenraupen-Kokons. Sie trägt ein blaues T-Shirt und eine Schürze. Im Vordergrund hält eine Hand ein Bündel Kokons.
ORF/Doclights Naturfilm/NHK
Die Textildesignerin Akiko Ishigaki nutzt nur natürliche Materialien für ihre Stoffe. Hier ist sie bei der Verarbeitung von Kokons der Seidenspinnerraupe.

„Man kann die Natur nicht kontrollieren“, meint Akiko Ishigaki, „sondern nur mit ihr leben. Es gilt zu lernen, das zu erhalten, was überlebensnotwendig ist, um in Zukunft wieder mit der Umwelt im Einklang zu existieren.“ Keine leere Floskel, sondern die tiefe Erkenntnis eines langen Berufslebens inmitten und mit der Natur.

Audiodeskription gefördert von VGR GmbH

Regie

Moritz Katz