Universum

Präriehunde - Wild ist der Westen

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Sie sind possierlich, süß und intelligent, aber mindestens genauso aggressiv und unerbittlich – Präriehunde zählen, wie der Name vielleicht schon verrät, zu den Hardlinern des Wild-West-Mythos.

Von Kanada bis Mexiko bewohnen die Nager weite Graslandschaften mit guten Sichtbedingungen. Die Familien sind sozial organisiert, denn Kojote, Dachs und Iltis stellen diesen Erdhörnchen täglich nach. Und manchmal auch ein Filmteam. Für die neue „Universum“-Dokumentation „Präriehunde – Wild ist der Westen“ verbrachte Regisseur und Kameramann Philippe Moreau unzählige Stunden in den Badlands von South Dakota – so lange, bis sich die Präriehunde an ihn und die teils wissenschaftliche Crew gewöhnt hatten. Gelungen ist ein Film über den Lebensalltag der zierlichen Nagetiere, denen weder die Jahreszeiten noch die Weite der Landschaft oder gar die zahlreichen Fressfeinde entgegenkommen. Der Wilde Westen im 21. Jahrhundert at its best. „Präriehunde – Wild ist der Westen“ (ORF-Bearbeitung: Doris Hochmayr) entstand als Koproduktion von Kwanza, France Télévisions, ORF und Pictanovo.

Im Schutz der Familie

Präriehunde sind klein, aber enorm zäh: Von Kopf bis Rumpf etwa 30 Zentimeter lang, ähneln sie mit ihrem kurzen Schwanz zumindest ein wenig einem kleinwüchsigen Murmeltier. Die Pflanzenfresser leben in losen Familienverbänden.

Zwei Präriehunde stehen auf den Hinterbeinen und halten sich mit den Vorderpfoten. Einer scheint den anderen in den Hals zu beißen. Drei Präriehunde auf allen Vieren haben sich daneben und dazwischen angeordnet.
ORF/kwanza
Eine zärtliche Umarmung oder ein beginnender Ringkampf? Die Stimmung der Präriehunde kann schnell umschlagen.

Die einzelnen Clans dulden einander, letztlich zählt aber nur die leibliche Verwandtschaft. Ein Clan besteht aus einem Männchen und drei bis vier Weibchen mit ihren jeweiligen Jungtieren. Nur die Weibchen kümmern sich um den Nachwuchs. Töchter bleiben im Verband, die Söhne müssen spätestens nach zwei Jahren einen neuen Familienverband erobern oder eine zeitlang allein in der Präriehund-Stadt verbringen. Das Leben in der Gemeinschaft ist für die kleinen Nager in jedem Fall sicherer. Selbst wenn sich sogar langjährige Nachbarn mit Argwohn begegnen.

 Noch gibt es Landstriche auf dem nordamerikanischen Kontinent, die das zu bieten haben, was ein Präriehunde-Herz höherschlagen lässt: weite Flächen mit Gräsern und Kräutern, keine menschliche Besiedlung, ebenes Gelände, um herannahende Fressfeinde rasch ausfindig machen zu können. Gerade von letzteren gibt es mehr als genug.

Ein Kojote lauert vor einem Erdhaufen, in dem sich ein Präriehund-Bau befindet. Er ist umgeben von grüner Wiese.
ORF/kwanza
Der Kojote ist nur einer der vielen Fressfeinde, die sich auf die Präriehund-Jagd spezialisiert haben

Kojoten und Dachse schätzen die Erdhörnchen als nahrhafte Beutetiere. Der äußerst seltene Schwarzfußiltis ist sogar fast ausschließlich auf Präriehunde spezialisiert. Wo Präriehunde großräumigen Landwirtschaftsflächen weichen mussten, war auch der Iltis verschwunden. Solange, bis er so gut wie ausgerottet war. Alle heute in freier Wildbahn lebenden Tiere verdanken ihre Existenz beherzten Naturschützerinnen und -schützern. Jeder einzelne Schwarzfußiltis ist auf ein Wiederansiedelungsprogramm zurückzuführen, ohne das diese Tiere in Nordamerika ausgestorben wären.

Mit Akzeptanz zum Dreherfolg

Um die Wildtiere dazu zu bringen, sich so natürlich zu benehmen, als wäre kein Mensch anwesend, haben Regisseur Philippe Moreau und sein Team viel Zeit aufbringen müssen. „Wir haben die Tiere sehr lange beobachtet, um ihr Verhalten zu verstehen. Und wir haben verschiedene Orte ausprobiert, bevor wir eine Gruppe mit derart aktiven Individuen und all den Situationen fanden, die wir für unsere Erzählung brauchten“, so Moreau. „Wir haben uns nicht versteckt. Wir wollten, dass sie uns akzeptieren.“ Und das ist mehr als gelungen. Der Film taucht ein in den durchaus beschwerlichen Alltag der Präriehunde, zeigt innige Momente, Kämpfe und Gefahren, bringt die unbändige Lebensfreude der kleinen Nager hautnah ins Wohnzimmer, aber auch die Gegenwart des plötzlichen Todes.

Der Regisseur Philippe Moreau sitzt dick in dunkle Kleidung eingepackt auf einem kleinen ausklappbaren Hocker, vor ihm die Kamera auf einem niedrigen Stativ. Die weite Landschaft ist schneebedeckt.
ORF/kwanza
Regisseur Philippe Moreau bei den Dreharbeiten in South Dakota: Vom T-Shirt zur dicken Winterjacke in 24 Stunden

Besonders in Erinnerung blieben Regisseur Moreau auch die Wetterkapriolen: „In den Great Plains können die Temperaturen innerhalb weniger Minuten um 20 Grad fallen. Im Mai kam eine Kaltfront aus der Arktis und in weniger als 24 Stunden fielen die Temperaturen sogar von 35 Grad auf unter Null. Es war verrückt“. Doch so rau die Badlands von South Dakota sich auch gezeigt haben mögen, in jedem Fall bieten sie jene atemberaubenden Landschaften, die einst vorherrschend waren, bevor der Mensch den Wilden Westen für sich entdeckte.

Audiodeskription gefördert von VGR GmbH

Regie

Philippe Moreau