Universum
Schönbrunner Tiergeschichten - Leben im Zoo
Rund 110 Tierpflegerinnen und -pfleger arbeiten in Schönbrunn, um 700 - zum Teil hochbedrohte - Tierarten artgerecht und gut zu versorgen. Ihre besondere Nähe zu den Zootieren steht im Mittelpunkt der „Universum“-Dokumentation „Schönbrunner Tiergeschichten – Leben im Zoo“. Für den Film – eine Koproduktion von ORF, METAFILM und BMUKK, gefördert von Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien und Cinestyria – begleitete Lukas Beck mehrere Tierpfleger/innen ein Jahr lang bei ihrer Arbeit – und das nicht nur innerhalb des Zoos.
Hinter den Kulissen von Schönbrunn
Flugübungen mitten in der Stadt? Die kleinen Falken sind aufgeregt und zappelig: Es ist ihr allererster Flugversuch – und der Balkon mitten in Wien eine ungewöhnliche Startrampe. Ein zierliches Flughund-Baby auf einer Wäscheleine? Friedlich hängt es mit seiner Mutter in der Küche; im Wohnzimmer die ersten Flugversuche. Eine junge Gepardin auf Reisen? „Universum“ begleitet sie bei ihren ersten vorsichtigen Schritten im neuen Revier; sie soll – aus einem deutschen Tiergarten stammend – dem Wiener Zoo Geparden-Nachwuchs bringen.
Der Tiergarten in Schönbrunn wirkt weit über seine Grenzen hinaus, durch internationale Zuchtprogramme, vor allem aber durch das persönliche Engagement der Pfleger/innen. Nicht zufällig wurde der Tiergarten Schönbrunn sechsmal in Folge zum besten Zoo Europas gewählt, werden die Mitarbeiter/innen für Spezialprojekte laufend mit internationalen Preisen bedacht. In außergewöhnlichen Kameraperspektiven zeigt „Schönbrunner Tiergeschichten – Leben im Zoo“ die große Nähe der Pfleger/innen zu den Zootieren. Eine Nähe, die manchmal bis zur Wesensverwandtschaft zu gehen scheint.
Enge Beziehungen im Zoo
Fredi Maier ist als Pfleger für die Primaten in Schönbrunn verantwortlich. Seine Überzeugung: „Wer weiß, wie Menschen ticken, der weiß auch, wie Affen ticken. Beide haben ihre Eigenheiten und Launen!“ Und damit sollte man umgehen können. Fredi Maier muss es wissen, denn er ist seit vielen Jahren erfahren im Kontakt mit den Schönbrunner Affen. Sein Kollege und Insekten-Experte Karl Schiechl hingegen züchtet privat auf seinem alten Bauernhof seltene Käfer, um so den Artenreichtum der Natur zu erhalten.
Andi Eder, Meister der Raubkatzen, hat sich – so behaupten zumindest seine Freunde – sogar mit seinen Bewegungen den Tieren angepasst. Gerlinde Hillebrand, eine sportliche Biologin, die als Taucherin u. a. die riesigen Aquarien in Schönbrunn reinigt, ist dagegen richtiggehend verliebt in ihre Pinguine. Eine ungewohnt mütterliche Beziehung pflegt auch Nina Reinstadler zu ihren Tieren: Problemfälle nimmt sie sogar mit nach Hause, um sie Tag und Nacht zu umsorgen. Dass es sich dabei um Fledermäuse handelt, erstaunt viele – nur nicht die Pflegerin.
Nichts entgeht den wachsamen Augen der Schönbrunner Tierpfleger/innen. Manche von ihnen stellen ihr ganzes Leben in den Dienst ihrer Schützlinge. Mit den ihnen anvertrauten Tieren erleben sie Geburt und Heranwachsen, Altern und Tod – und manchmal auch das Ende einer ganzen Spezies. Es ist ein Leben, geprägt von Zuneigung und Verantwortung, von Enttäuschung und Glück – eben ein „Leben im Zoo“.
Der Film zeigt aber auch weitere Gesichter eines Tiergartens: Ein moderner Zoo ist Drehscheibe für Artenschutz und internationale Zuchtprogramme, für Forschung und Bildung. Das bleibt den meisten Besucherinnen und Besuchern verborgen, doch die „Universum“-Kamera hat u. a. ein Geparden-Pärchen übers Jahr begleitet – vom ersten Tête-à-tête bis zum Liebesspiel.
Faszinierene Einblicke bei den Dreharbeiten
Regisseur Lukas Beck über seinen Film: „Dreharbeiten im Zoo sind viel aufregender, als man denken würde. Es war wie in der Wildnis und es gibt nur ein Rezept, um Zootiere zu filmen: Geduld und Ruhe! Außerhalb der Öffnungszeiten im Tiergarten zu sein ist etwas ganz Besonderes, und ich würde sagen, es gibt kaum etwas Schöneres: Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang mit den Tieren – das muss man erlebt haben! Wenn die Besucher/innen gehen, verändern die Tiere ihr Verhalten, auch das zu erleben ist großartig! Manche Tiere beginnen dann miteinander zu kommunizieren. Tiger und Löwen zum Beispiel starten dann ein faszinierendes akustisches Kräftemessen. Es herrscht dann sozusagen Highlife im Tiergarten! Das hätte ich nicht erwartet! – Und was die Pfleger betrifft, macht mich ihre Professionalität und Erfahrung fast sprachlos. Andi Eder zum Beispiel kennt seine Geparden so gut, dass er sie bei der Fütterung mit dem Lift richtiggehend dirigieren kann!“
Vom historisch gewachsenen Weltkulturerbe zum modernen Lebensraum für eine bedrohte Natur: Auch wenn der noch älteste bestehende Zoo der Welt für die eine oder andere gefährdete Tierart vielleicht sogar der letzte Zufluchtsort auf unserem Planeten ist, ist er längst kein vollkommen abgeriegeltes Habitat mehr. Der Lebensraum der Tiere ist durchlässig geworden – und so manches Tier, das von den Pflegern ausgewildert wurde, kehrt regelmäßig hierher zurück, um sich heimlich unter die Millionen Besucherinnen und Besucher jährlich zu mischen. So wie auch die Fledermäuse von Nina Reinstadler.
Audiodeskription gefördert von VGR GmbH
Gestaltung
Lukas Beck