Im Vordergrund Felsen, dann Wald, Strand, Meer. Im Hintergrund Berge.
ORF/Doclights/Tania Escobar
Bioko: Küste am Punto Dolores.

Universum

Bioko - Afrikas Insel der Affen

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Eine Insel nahe am Äquator, das nächstgelegene Festland ist Kamerun im Osten, Nigeria im Nord-Westen.

Und auf dieser Insel: eine Affenart – der Drill, der weniger bekannte Cousin des Mandrills, dessen leuchtend blaue Kehrseite Generationen von Zoobesucherinnen und -besuchern unvergesslich bleibt. Drills leben versteckt im Regenwald. Auf der Insel Bioko hat sich – weil von den Festland-Populationen abgeschnitten – eine eigene Unterart gebildet. Auf diese tropische „Insel der Affen“ begibt sich die „Universum“-Dokumentation von Regisseur Oliver Goetzl, Kameramann Ivo Nörenberg und Primatenforscher Justin Jay (ORF-Bearbeitung: Jutta Karger). „Bioko – Afrikas Insel der Affen“ wurde 2019 beim internationalen Naturfilmfestival GreenScreen in Eckernförde als „Bester Film“ ausgezeichnet.

 

ein Drill blickt direkt in die Kamera. Schwarzes Gesicht, rotes Kinn, flauschiges helles Fell.
ORF/Doclights/Ivo Nörenberg
Drill - Erwachsenes Männchen.

Die „Universum“-Dokumentation fängt die Faszination der Drills und das vielfältige Gruppenleben dieser wenig bekannten Affenart ein. Drill-Männchen „Motuku“ ist groß und kräftig. Als erfahrener Anführer – andere Drills erkennen das sofort an seinem leuchtend-roten Kinn – leitet er eine Familie von rund einem Dutzend Affen. Der Großteil davon sind Weibchen mit ihren Jungen. Andere Männchen – vor allem die Halbstarken kurz vor dem „Absprung“ – leben bereits eher am Rand der Gruppe. Nicht so „Sipoti“, „Motukus“ jüngster Sohn. Von seiner Mutter wohlbehütet, wächst er im Zentrum der Familie heran. Er startet mit einem Vorsprung ins Leben, denn seine Mutter ist ein hochrangiges und ebenfalls erfahrenes Weibchen. Aber wie alle kleinen Drills muss auch „Sipoti“ das richtige Benehmen in der Affengesellschaft erst lernen.

 

Ein kleines Äffchen klettert von einem Baumstumpf auf einen Ast.
ORF/Doclights/Tania Escobar
Der kleine Sipoti erkundet die Welt.

Feigenbäume spielen in der Welt der Drills eine zentrale Rolle. Die Früchte sind ein wichtiger Bestandteil ihrer Ernährung. Weil Feigenbäume lange Luftwurzeln bilden, mit denen sie sich aus größerer Distanz mit Wasser versorgen können, sind sie in der Lage, auch bei Trockenheit verlässlich Früchte zu bilden. Diese Früchte sind heiß begehrt: Wer das Recht hat, sich als erster zu bedienen und die besten Feigen zu nehmen, ist in der Drill-Gesellschaft mitunter Gegenstand von ernsten Auseinandersetzungen. Die Männchen regeln ihre Meinungsverschiedenheiten aber meist ohne Kampf, denn Drills haben lange scharfe Eckzähne und sie wissen, dass sie einander damit schwer verletzen können. Als Werkzeug leisten die langen Zähne – geschickt eingesetzt und mit entsprechender Kraft kombiniert – ausgezeichnete Dienste beim Öffnen einer Kokosnuss.

 

Meeresschildkröte beim Eierlegen im dunklen Sand, im Hintergrund dichte Sträucher.
ORF/Doclights/Tania Escobar
Lederschildkröte beim Eierlegen.

Der Strand von Bioko ist auch der Laichplatz der größten Meeresschildkröte der Welt. Die Lederschildkröte wird bis zu 700 Kilogramm schwer, die größten Exemplare über zwei Meter lang. Im Ozean bewegt sich die Riesin – unterstützt durch den Auftrieb im Wasser – mit Leichtigkeit und Anmut. Aber ab dem Moment, an dem sie aus dem Meer steigt, wird jede Bewegung zur Schwerstarbeit. Doch zur Eiablage müssen die Weibchen an Land kommen. Erst wenn sie ihre rund 100 Eier – auf mehrere Nester verteilt – gelegt und mit Sand bedeckt haben, ziehen sich die erschöpften Weibchen wieder in ihr Element zurück. Grundeln, die als Larven aus den Bächen ins Meer gespült wurden, wandern später wieder landeinwärts, um zu ihren Laichplätzen zu gelangen. An Stellen mit starker Strömung haben diese Fische noch eine andere Möglichkeit der Fortbewegung als Schwimmen: Mit Brustflossen ausgerüstet, die zu einem Saugnapf verwachsen sind, kommen sie auf feuchten Steinen am Bachufer auch an Land vorwärts. Kurz vor dem Ziel müssen die Grundeln auf diese Weise sogar eine 30 Meter hohe, senkrecht abfallende Felswand bezwingen.

 

Während der Trockenzeit findet im Leben der Drills ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis statt: Mehrere Familienverbände treffen als „Supergruppe“ zusammen. Diese Zusammenkünfte sind sehr wichtig – hier können Weibchen aus anderen Familien umworben werden, was die Gefahr der genetischen Verarmung herabsetzt. Für die dominanten Anführer bedeuten sie aber auch Stress: nicht zuletzt, weil sie es nicht gewohnt sind, mit gleichrangigen Männchen zusammenzuleben. Im Detail sind diese Supergruppen-Zusammenschlüsse der Drills noch kaum erforscht, für diese Dokumentation ist es zum ersten Mal gelungen, sie zu filmen.

Gestaltung

Oliver Goetzl

Ivo Nörenberg

Justin Jay