matinee

Tintoretto und das neue Venedig

Werbung Werbung schließen

An Originalschauplätzen folgt die Dokumentation der Lebensgeschichte des Malers: vom Aufstieg des rebellischen Kämpfers bis zu seinem Tod.

Jackson Pollock nannte ihn seinen Meister, Jean-Paul Sartre bezeichnete ihn als den ersten Filmregisseur der Geschichte. In der Hochrenaissance trat er mit nicht weniger als dem Wunsch an, die Malerei zu revolutionieren und – berühmt zu werden: Jacopo Tintoretto.

Tintoretto
ORF/arte/gebrueder beetz filmproduktion

Zu Lebzeiten bereits gefeiert, erfuhr sein Werk mit der einsetzenden Moderne eine Renaissance. Kunsthistoriker:innen und Bewunder:innen erkannten im 20. Jahrhundert in Tintorettos Stil Züge von Impressionismus, Expressionismus und abstraktem Expressionismus.

Reenactment Tintoretto
ORF/arte/gebrueder beetz filmproduktion

Die Liebe zu Farbpigmenten war Tintoretto nicht mit der Muttermilch, wohl aber in seines Vaters Werkstatt – einer Färberei – mitgegeben worden. Doch für den aufstrebenden ehrgeizigen Künstler tat sich ein Dilemma auf: Im Italien jener Zeit schien alles schon dagewesen zu sein, was die Malerei zu bieten hatte. Die Gemälde und Fresken von Genies wie Michelangelo oder Tizian schmückten Kirchen und Paläste. Tintoretto war in diesem Zusammenhang der Außenseiter, der groß dachte und groß malte.

Aufwendiger Dreh vor Tintoretto Gemälde
ORF/arte/gebrueder beetz filmproduktion

Mit seinem Stil sprengte er künstlerische Konventionen, Details in seinen Bildern sind unscharf und scheinbar unfertig. Mit seinen dick aufgetragenen Pinselstrichen machte er den Schaffensprozess sichtbar. Intensiv befasste er sich mit dem menschlichen Körper, studierte Anatomiebücher und die Werke Michelangelos.

Tintoretto Skizze
ORF/arte/gebrueder beetz filmproduktion

Seine Bilder erscheinen wie Bühnen, auf denen er eben jene Körper in Szene setzte. In kunstvoll ausgeleuchteten und arrangierten Settings stellt Regisseur Erminio Perocco die Bildkompositionen des Renaissance-Meisters nach.

Reenactment Titoretto Gemälde
ORF/arte/gebrueder beetz filmproduktion

Interessant sind die Frauendarstellungen Tintorettos: Während der Pest-Epidemie wurden Prostituierte zur Pflege der Kranken verpflichtet. Es ist anzunehmen, dass viele seiner Frauenfiguren Prostituierte waren – so rückte er sie in die Nähe göttlicher Gnade. Das war neu und provokant. In heutiger Diktion würde man wohl sagen, Tintoretto war auch ein Advokat von Sexarbeiterinnen.

Regie
Erminio Perocco

Links: